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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Frauchen war zu sehen. Die Zunge hing dem Tier aus dem Maul. Bestimmt hatte es Durst.
    Isabel hatte das Winseln auch gehört. Sie kam näher und entdeckte mich.
    „Haben Sie so was schon gesehen, das arme Tier hier in der prallen Sonne anzubinden, wo kein Schatten ist! Ich hole schnell etwas Wasser.“
    Sie lief in ihr Zimmer, ich löste die Leine und brachte das Tier ein paar Meter weiter weg, wo ein großer geparkter Wagen etwas Schatten spendete. Isabel kam zurück mit Wasser in einer Pappschale. Das Tier trank gierig. Dann verschwand sie wieder und kam mit einem langen, dicken Bindfaden zurück.
    „Hiermit können wir die Leine etwas verlängern, so daß das arme Tier sich hinlegen kann. Wenn ich den Besitzer erwische, kann er sich auf etwas gefaßt machen!“
    „Ich werde Ihnen beistehen!“ versprach ich. „Armes kleines Hündchen! - Übrigens, wo ist Herr Weiden geblieben?“
    „Er mußte ganz schnell in die Stadt fahren, und bat Ihre Schwester mitzukommen. Irgend etwas mit den Schlafwagenplätzen für morgen mußte geklärt werden.“
    „Und was machen Sie jetzt? Ihre Mutter sitzt mit Fräulein Fran-zen unter einem Sonnenschirm.“
    „Ich bleibe ein bißchen bei dem kleinen Hund. Er möchte bestimmt Gesellschaft haben. Vielleicht muß ich auch sein Wassernäpfchen nachfüllen.“
    „Sie sind lieb, Isabel! Wo der Hund sie doch gar nichts angeht.“ „Natürlich geht er mich etwas an! Wenn ich sehe, daß jemand Hilfe braucht, dann geht es mich etwas an!“
    „Wissen Sie was, Isabel?“ lächelte ich. „Ich mag Sie furchtbar gern leiden!“
    Eine feine Röte breitete sich über das hübsche kleine Gesicht. „Nicht zu glauben. Jetzt sind Sie der zweite Mensch, der mir das sagt - innerhalb von 24 Stunden! - Da ist übrigens Ihr Mann, Frau Skogstad - ach, wie ist Ihr Name doch schwer auszusprechen!“
    „Ja, das ist nicht einfach für Nichtnorweger! Aber Sie dürfen ruhig Senta sagen. Na, dann unterhalten Sie sich gut mit dem Hündchen, und sollte der Besitzer auftauchen, dann denken Sie daran, daß Mord hoch bestraft wird. Also, gehen Sie nicht handgreiflich vor, beschränken Sie sich aufs Ausschimpfen!“
    „Werde ich tun, soweit meine Englischkenntnisse reichen!“ Ich fand, daß ich mir jetzt eine Pause gönnen konnte. Rolf fand es auch. Wir suchten uns eine schattige Balkonecke aus und verbrachten eine halbe Stunde damit, uns zu überlegen, was wohl unser Sohn machte, und was für Schandtaten er im großelterlichen Haus schon vollbracht hatte. Die Möglichkeiten waren vielseitig.
    Aber plötzlich rief mich die innere Stimme des Pflichtgefühls zurück in die Wirklichkeit. „Ach Rolf, ich habe vergessen. ich muß schnell rüber ins Restaurant, wegen der Tischbestellungen zum Lunch. Drei meiner lieben Schützlinge wollten doch in die Stadt fahren und dort essen. Ich bin gleich zurück!“
    Im Restaurant war es wie ausgestorben. Ein einsamer Ober stand gelangweilt am Fenster. Ich erledigte, was ich zu erledigen hatte, und stellte zu meiner Freude fest, daß es mir keine sprachlichen Schwierigkeiten bereitete. Kein Zweifel, ich hatte wirklich Fortschritte im Englischen gemacht.
    Eigentlich hatte ich Durst. An der kleinen Bar in der Ecke gab es eisgekühlte Fruchtsäfte. Ich könnte ja Rolf auch eine solche Dose mitbringen. Hatte ich Geld bei mir? Ein paar Münzen in der Hosentasche, ja, das reichte.
    In meinem besten Englisch bat ich um „two tins orange juice“.
    In der Ecke von der Bar war es halbdunkel. Erst als ich ganz dicht an der Theke war, entdeckte ich, daß jemand da saß, auf einem hohen Barhocker, in der dunklen Ecke.
    Es war Isabel.
    Und in dem Augenblick, wo ich sie erkannte, wurde vor ihr ein Glas hingestellt. Es war ein kleines Glas, es mußte Whisky sein.
    Da handelte ich instinktiv, ohne Überlegen. Kaum hatte der Barkeeper uns den Rücken zugedreht, ergriff ich das Glas und goß den Inhalt in den großen Eiswürfelkübel, der danebenstand.
    Isabel machte den Mund auf, wollte etwas sagen - blieb aber stumm.
    „Isabel“, sagte ich ganz leise. „Was haben Sie mir vor einer halben Stunde gesagt? Wenn ich sehe, daß jemand Hilfe braucht, dann geht es mich etwas an! Es geht denjenigen etwas an, der das Unglück entdeckt! - Kommen Sie, Isabel.“
    Ich zahlte meine Saftdosen und konnte auch noch genug für Isabels Whisky zusammenkratzen. Dann nahm ich ihre Hand. Sie leistete keinen Widerstand, als ich sie zur Tür führte.
    Sie blieb auf der Treppe stehen und sah mich an. Ihr Gesicht

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