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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Stadt, oder sagen wir, in das Städtchen. Dort verteilten wir uns auf die Andenkenläden. Es gab allerlei indianisches Kunstgewerbe, zum Teil kitschig, zum Teil wirklich hübsche Sachen.
    Rolf und ich landeten neben Ehepaar Tesman vor einer Auslage von Taschen und pelzgefütterten Mokassins, richtig warme, mollige Hausschuhe.
    „Oh, die sind aber schön!“ sagte Frau Tesman, und steckte die Hand in einen Schuh, der mit weißem Hasenfell gefüttert war. „Die hätte ich gern gehabt - wo es doch bei uns so fußkalt ist!“
    „Du hast doch gute Pantoffeln“, brummte der Ehemann, betrachtete anscheinend die Sache als erledigt und fing an, eine Sammlung indianischer Speere zu betrachten. Ich warf einen Blick auf Frau Tesman. Ihr Gesicht erinnerte mich an das eines kleinen, hilflosen, enttäuschten Kindes.
    „Der Kerl ist unausstehlich!“ sagte ich auf norwegisch. „Ich weiß, daß seine Frau sehr empfindliche Füße hat. Gestern hat er sie zu einer weiten Wanderung gezwungen, heute gönnt er ihr nicht die Mokassins, die eine Wohltat für ihre Füße sein würden!“
    Rolf überlegte einen Augenblick. „Versuch, ob du sie ins Geschäft nebenan kriegen kannst“, sagte er. „Ich werde mal sehen, was ich erreichen kann.“
    Es war keine Kunst, Frau Tesman mitzulotsen. Ich ging hin zu dem Ehemann, setzte mein allerliebenswürdigstes Lächeln auf, und fragte, ob ich seine Frau für ein paar Minuten entführen dürfe, ich wollte mir nebenan indianische Blusen ansehen und brauchte ihre Hilfe.
    Rolf beherrscht nicht nur die Kunst, Damen zu betören - die Kunst beherrscht er übrigens zur Vollkommenheit - sondern Männer mögen ihn auch. Ich behaupte immer, er hätte Verkäufer werden müssen, er hätte bestimmt im Dezember Abreißkalender für das noch laufende Jahr verkaufen können, oder einen Fleischwolf an einen Vegetarier!
    Ich trödelte absichtlich in dem Nachbargeschäft herum, kaufte keine Bluse - ich war nämlich davon überzeugt, daß Frau Tesman sich keine kaufen konnte - , aber dafür zwei kleine Indianerpuppen für meine beiden Nichten, die in wenigen Wochen Geburtstag hatten. Dann nahm ich mir viel Zeit, etliche Ansichtskarten auszusuchen, und als ich gerade beim Bezahlen war, erschienen die beiden Männer
    - jeder mit einem Päckchen in der Hand.
    Nachher gingen wir essen und landeten am gleichen Tisch. Rolf war munter und aufgekratzt, unterhielt uns glänzend und brachte sogar den brummigen Herrn Tesman zum Lächeln.
    Ich kenne meinen Mann und wußte, daß er jetzt was vorhatte. Und ganz richtig: Als wir unser Essen bestellt hatten, sagte er mit verschmitztem Lächeln: „Was meinen Sie, Herr Tesman? Wollen wir nun unseren beiden Hausdrachen zeigen, was für liebe Ehemänner sie eigentlich haben?“
    Ein Paket wurde vor mich hingelegt, und eins vor Frau Tesman. Ich meinte, beobachtet zu haben, daß die geschenküberreichende Bewegung der Hand bei meinem Angetrauten mehr Übung zeigte als die von Herrn Tesman.
    Das war, was ich erwartete: Für mich ein paar Mokassins, die ich nicht so sehr dringend brauchte, und für Frau Tesman genau das Paar, das sie im Geschäft in der Hand gehabt hatte.
    „O Rolf, das ist aber lieb von dir! Du kriegst nachher einen dik-ken Kuß!“
    Rolf würde schon wissen, warum ich ihm den Kuß versprach. Es war nicht in erster Linie für die Mokassins!
    Frau Tesman hatte das Päckchen mit zitternden Händen ausgepackt. Nicht nur die Hände zitterten. Als sie den Inhalt sah, zitterten ihre Mundwinkel noch mehr.
    „O Helmut. wie freue ich mich. nein, wie freue ich mich. ich ahnte nicht, daß du. und dann hast du dir genau das Paar gemerkt, daß ich so besonders hübsch fand. oh, wie bin ich froh.“
    Sie versprach ihm allerdings keinen „dicken Kuß“, aber ich sah, daß sie, beinahe schüchtern, ihre Hand auf die ihres Mannes legte.
    Ich sandte in diesem Augenblick ein Stoßgebet zum Himmel empor. Möge es nie mit Rolf und mir soweit kommen, daß ein dritter ihn dazu mit Kunst und Diplomatie überreden mußte, mir einen Wunsch zu erfüllen!
    Als unsere Wege sich nachher für ein Weilchen trennten, kam endlich die Erklärung.
    „Ich habe ihn überrumpelt“, gestand Rolf. „Ich sagte ihm, so,
    Herr Tesman, jetzt ist die Gelegenheit da, kommen Sie mal schnell, ich will auch meiner Frau so ein Paar kaufen - sie sind übrigens sehr preiswert, eine solche Gelegenheit muß man ja ausnutzen. Na ja, ich quasselte los, schlimmer als du, wenn du über Gerry erzählst - und dann habe

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