Rywig 10 - Machst Du mit Senta
ich etwas darüber eingeflochten, daß es doch ein Glück sei, wenn eine Frau sich was Vernünftiges und Brauchbares wünscht, und nicht irgendein unnützes Stück, das nachher nur irgendwo herumliegt. Also, ich tat so, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, daß wir beide vorhatten, unseren lieben Frauen eine Freude zu machen. Und tatsächlich, ehe er zur Besinnung kam, stand er schon an der Kasse und zahlte!“
„Rolf, du bist einmalig!“
„In Gegensatz zu dir, du bist nur eine Kopie von Sonja. Oder vielleicht ist es umgekehrt. Aber eins sage ich dir, diese Dinger brauchst du gar nicht. Ich dachte, du könntest sie Beate als Mitbringsel schenken!“
Ich mußte mich beherrschen, um nicht laut zu lachen. „Einverstanden, Rolf! Aber den Kuß kriegst du trotzdem!“
„Zwei“, verlangte Rolf. „Einen für jeden Pantoffel!“
„Einen pro Pantoffel“, versprach ich. „Auch wenn du Herrn Tesman dazu bringst, für einen Tausendfüßler Pantoffeln zu kaufen!“
Nachmittags ging es per Seilbahn in die Höhe, auf den Mount Whistler. Wir mußten aufpassen, daß Herr Balberg in die Mitte der vollbepackten Kabine kam, wo ihm viele Köpfe den Ausblick versperrten! Er neigte ja zum Schwindligwerden! In dem Punkt tat er mir leid. Aber sonst erweckte er mehr Ärger als Mitgefühl in mir.
Der Ausblick von Mount Whistler war prachtvoll. Diese enormen Wälder, die herrlichen Seen, die wunderbaren Berge! Ich setzte mich auf eine Bank und genoß die Aussicht.
Da rührte sich etwas vor meinen Füßen. Etwas ganz Kleines, Niedliches - es war ein ganz zahmes Erdhörnchen, eins von den kleinen gestreiften!
Hatte ich etwas Eßbares - ach ja, in der Jackentasche lagen noch ein paar Kekse. Das Tierchen nahm sie sehr manierlich aus meiner Hand und ließ sich durch klickende Fotoapparate nicht stören.
Wir hatten eine Stunde zur Verfügung. Man könnte einen Spaziersang machen. Aber als ich den steilen, steinigen Weg sah, verging mir die Lust.
Der unermüdliche Herr Tesman wollte natürlich lostraben. Mein genialer Mann schaffte es aber spielend, daß die geplagte Frau diesmal verschont blieb.
„Ach, das ist fein, Herr Tesman, dann habe ich Gesellschaft, sonst müßte ich meine Frau mitnehmen. Jetzt lassen wir die Damen hier, und machen eine richtige Männerwanderung. Nicht wahr, Frau Tesman, Sie leisten doch meiner Frau Gesellschaft, oder möchten Sie vielleicht.“
„Oh, ich bleibe gern hier bei Ihrer Frau“, lächelte Frau Tesman. Ich wußte genau wie gern!
Somit war die Sache in Ordnung, die Männer trabten los und wir konnten ein bißchen verschnaufen und uns über die süßen Erdhörnchen freuen.
Als Fräulein Asmundson mit Nichte aufkreuzte, schaffte ich es, die beiden älteren Damen in ein Gespräch hereinzuziehen, ich selbst unterhielt mich mit der jungen Nichte. Sie und Isabel waren die einzigen Vertreter der Jugend in unserer Gruppe. Abgesehen von unserer allmählich ziemlich groß gewordenen Reiseleiter-Hosteß-Clique. Mit Isabel war nicht zu rechnen, sie war immer an Herrn Weidens Seite zu sehen. Also mußte ich etwas für die junge Asmundson-Nichte tun. Es schien übrigens ein recht nettes Verhältnis zwischen Tante und Nichte zu sein, aber immerhin - sie gehörten zwei verschiedenen Generationen an.
Ich fragte, wie sie bisher die Reise gefunden hätte.
„Oh, wunderbar! Wir haben ja soviel Schönes gesehen! Aber am meisten freue ich mich auf Alaska! Auf die Goldgräberroute und auf die Tiere im Mount-McKinley-Park!“
„So geht es mir auch! Und Ihre Tante?“
„Ach, sie ist es ja, die mich auf dieses Gleis gebracht hat! Vor zwei Jahren war sie in Ostafrika und kam so hochbeglückt zurück, daß sie mich nächstes Jahr mitnahm. Es war unbeschreiblich schön. Dann wollte sie unbedingt auch diese Seite des Erdballs sehen und sagte: ,Weißt du, Suschen, dann kommst du gleich mit, das ist mein Geburtstagsgeschenk für dich!’“
„Sie haben aber eine einmalige Tante“, meinte ich.
„Das kann man wohl sagen! Wir haben uns immer blendend verstanden. Schade, daß sie selbst keine Kinder hat, das heißt, für mich ist es ein Glück. Sie behauptet immer, daß ich ihre Mutterinstinkte zum Blühen bringe!“
„Was sagt denn Ihre wirkliche Mutter dazu?“
„Oh, ihr ist es schon recht“, sagte das Mädchen. Mehr nicht. In
ihrer Stimme lag etwas, was mir ein weiteres Fragen verbot.
Geschiedene Eltern, dachte ich. Mutter vielleicht wieder verheiratet. Große Tochter lästig im neuen Eheglück!
Als
Weitere Kostenlose Bücher