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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ich kurz vor Ende der Reise zufällig hörte, daß meine Diagnose stimmte, war ich beinahe stolz auf meine eigene psychologische Begabung!
    „Aber manchmal fühle ich mich hier ein bißchen komisch“, gestand Suse. „Wie ein Kind, das durch ein Mißverständnis in eine Gesellschaft von lauter Erwachsenen geraten ist! Auf unserer Afrikareise waren viel mehr junge Menschen dabei. Warum fährt die Jugend denn nicht hierher?“
    „Das tut sie schon“, erklärte ich. „Aber wissen Sie, diese Reise ist ja etwas teurer als zum Beispiel eine Studentenreise. Die wenigsten Jugendlichen können soviel Geld aufbringen. Es sei denn, sie haben verständnisvolle Tanten“, fügte ich hinzu.
    „Oder eine verständnisvolle Mutter, so wie Isabel“, meinte Suse Kleefeld. „Die Isabel hat sich aber mächtig erholt in den letzten Tagen. Anfangs sah sie so elend aus. Sie war auch so verschlossen. Ich wollte so gern ins Gespräch mit ihr kommen, aber das gelang mir nicht.“
    Sie stellte keine direkten Fragen, aber ihr Tonfall erwartete gleichsam eine Antwort.
    „Ich glaube, Isabel ist krank gewesen“, sagte ich. „Aber sie ist jetzt über den Berg, die Reise tut ihr gut. Versuchen Sie es doch noch einmal! Es wäre ja nett, wenn die beiden jungen Mädchen der Gruppe sich finden könnten!“
    Suse Kleefeld schmunzelte. „Ich glaube, Isabel und der Reiseleiter haben sich gefunden!“
    „Das glaube ich allerdings auch. Aber er hat ja ziemlich viel um die Ohren. Schließlich soll er sich ja um uns alle kümmern, nicht nur um Isabel. Und wer weiß, in den Pausen könnte Isabel Sie vielleicht brauchen!“
    „Das wäre nett“, nickte das freundliche junge Mädchen. Ich sah sie an. Sie hatte ein offenes, fröhliches Gesicht, sie wirkte vernünftig und ausgeglichen. Genau einen solchen Menschen könnte Isabel brauchen. Als wir von Herrn Weiden zur Abfahrt gerufen wurden -er hatte mit Isabel eine Wanderung gemacht - fand ich, daß ich eigentlich auch heute meine selbstauferlegten Pflichten erfüllt hatte!
    Per Schlafwagen an die Küste
    „Mensch!“ rief ich.
    „Meinst du mich?“ fragte Rolf.
    „Durchaus nicht! Ich meine den Menschen, der diese Schlafwagen entworfen hat! Hier hätten die europäischen Schlafwagenkonstrukteure etwas zu lernen!“
    Jede Person hatte ein kleines Abteil für sich. Eine bequeme Sitzbank für zwei - für den Fall, daß man vor dem Zubettgehen oder nach dem Aufstehen Besuch bekam. Dann war ein Waschbecken und ein Schrank da, und ein ziemlich geräumiger, niedriger Tisch. Da waren zwei Scharniere da, also müßte man den Tisch aufklappen können - was ich natürlich auch tat. Und was kam da zum Vorschein? Eine pieksaubere Spültoilette!
    Und das war es, was mich zu dem Ausruf veranlaßt hatte.
    Denn das Schlangestehen vor den Schlafwagentoiletten morgens gehört wirklich zu den weniger erfreulichen Sachen bei einer weiten Eisenbahnfahrt.
    Herr Weiden machte eine Runde und zeigte uns, wie wir die Betten hervorzaubern konnten. Ein Druck auf einem Knopf an der Wand, und schon fiel uns ein bequemes, fertig gemachtes Bett entgegen.
    „Und dies ist die zweite Klasse!“ rief ich. „Also, viel lieber zweite Klasse hier als die erste in Europa!“
    Ja, so konnte man schon die weite Reise aushalten!
    Da tauchte meine vielbeschäftigte Schwester auf. „Ach, Sentachen, geh mal zu den Damen und frage, ob sie morgen geweckt werden möchten und wann - hier hast du die Liste. Paß auf, daß du nicht bei einem Mann einbrichst. Notiere die Uhrzeiten neben den Abteilnummern. Herr Weiden kümmert sich um die Männer.“
    „Und was machst du?“
    „Das, was Heiko hätte machen müssen - Tagesabrechnungen! Auf dem Klodeckel!“
    Schon hatte Sonja ihre Papiere ausgepackt und saß über Bons und Quittungen gebeugt, und ich startete meine Expedition. In Frau Tesmans Abteil saß auch der Ehemann. Er hatte eine Karte vor sich, über die Strecke, die wir vor uns hatten. Er erklärte und zeigte ihr die Route, und seine Frau saß glücklich lächelnd neben ihm. An den Füßen trug sie die neuen Mokassins.
    Als ich zu Frau Lander kam, hatte ich eine besondere Freude. Sie saß in lebhaftem Gespräch vertieft mit Fräulein Asmundson. Im Abteil gegenüber hatte Isabel Besuch von Suse Kleefeld.
    Daß die Damen Hacker und Moorstedt gemeinsam über ein Kreuzworträtsel gebeugt saßen, war zu erwarten.
    Überall zufriedene Menschen, überall gute Stimmung. Allerdings weiß ich nicht, wie es bei unserem Schmerzenskind Herrn Balberg war,

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