Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
inzwischen saubergemacht, es war mollig drin - gesegnet sei die Erdgasheizung! - und wir warteten.
    Es wurde halb elf, es wurde elf. Kein Motorengeräusch. Kein Flugzeug.
    Endlich die Stimme im Lautsprecher: „Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, daß der Vormittagsflug eingestellt ist. Die Meteorologen meinen aber, daß das Wetter sich in den nächsten Stunden bessern wird, so daß die Maschine heute nachmittag um siebzehn Uhr von Fairbanks fliegen kann und planmäßig um 19 Uhr zum Rückflug startet.“
    Heiliger Bimbam! Ankunft in Fairbanks frühestens um 20 Uhr! Und unsere Zimmer! Unser Gepäck! Und unsere Weiterfahrt! Um 20 Uhr sollten wir ja nach dem Programm längst im Mount-McKinley-Nationalpark sein!
    Heiko ging wieder telefonieren. Wir guckten uns an. Was sollten wir machen?
    Herr Balberg stand auf, guckte sich um mit großen Augen, Augen, die einen so merkwürdigen, unheimlich starren Blick hatten.
    „Aber hier kann ich nicht bleiben! Hier will ich nicht bleiben! Ich will doch zurück! Ich bleibe nicht hier!“
    „Wir wollen alle zurück, Herr Balberg“, sagte Sonja. „Und wir kommen auch zurück, wir müssen nur Geduld haben.“
    „Geduld, Geduld! Ich will weg von hier! Ich bleibe nicht hier!“ Da begriff ich: Dieser Mann war ein Nervenwrack. Den konnte man nicht als normalen Menschen betrachten.
    „Wir warten ja nur auf weiteren Bescheid, Herr Balberg“, versuchte ich, ihn zu beruhigen. „Wissen Sie was? Sie fotografieren doch so gern. Haben Sie die Eskimokinder hier draußen gesehen? Da haben Sie eine Gelegenheit, die Sie vielleicht nie wieder haben werden, Sie können phantastische Kinderporträts machen!“
    Bevor Herr Balberg antworten konnte, ging die Tür auf und eine ganze Horde kleiner Eskimokinder füllte den Warteraum. Zum Fressen süß sahen sie aus in ihren dicken, unförmigen Anoraks, mit ihren dreckigen Händchen, ihren strubbeligen Haarzottteln und ihren pfiffigen kleinen Gesichtern.
    Ein paar Bonbons wanderten aus unseren Taschen in kleine, gierige Eskimohändchen, die Kinder verteilten die Schätze unter sich -ein außerordentlich lautstarkes Unternehmen! - und die Photoapparate klickten um die Wette. Die, die keinen Blitz hatten, gingen vor das Haus, wo noch etliche der kleinen, zottigen Knäuel rumtobten. Ich habe auch selbst Aufnahmen gemacht, und die sind so gut geworden, daß ich nachher für diese Stunden beinahe dankbar bin!
    Der Warteraum wurde recht bald von der Kinderinvasion geprägt. Überall zerknüllte Bonbonpapiere, leere Saftdosen und was Kinder so alles verstreuen. Der Fußboden war bald so dreckig, daß man darauf Kartoffeln hätte pflanzen können, wie mein Angetrauter sich ausdrückte. Kein Mensch jagte die Kleinen weg. Sie betrachteten anscheinend den Warteraum als ihren privaten Kindergarten. Heiko kam wieder.
    „Die restliche Gruppe wartet auf uns in Fairbanks. Leider müssen die Zimmer geräumt werden, Herr Weiden kümmert sich um die Zimmer der Herren, Fräulein Lander packt für die Damen.“
    Herr Balberg sprang auf, wie von einer Tarantel gestochen. „Das verbitte ich mir! Mein Zimmer bleibt so, bis ich zurück bin! Ich will nicht, daß jemand in meinem Koffer herumwühlt!“
    „Das tut niemand“, tröstete Heiko. „Ihr Koffer bleibt zu, nur was Sie an Toilettensachen und so was auf Tischen und im Bad haben, wird in einem Beutel gesammelt und mit Ihrem Namen versehen. Das ist der einzige Ausweg, Herr Balberg. So wird es auch mit meinem Gepäck gemacht.“
    „Das ist eine Unverschämtheit. Ich will nicht, daß jemand in meinen Sachen herumschnüffelt. Überhaupt, ich will jetzt zurück. Wenn wir nicht fliegen können, soll man uns gefälligst einen Bus verschaffen.“
    „Herr Balberg! Sie wissen genau, daß keine Straße von hier nach Fairbanks führt. Da ist nur Tundra, unwegsame, öde Tundra. Wir sind vom Flugzeug abhängig, damit müssen wir uns abfinden, Sie müssen es auch, genau wie wir alle.“
    Ich weiß nicht, wie es weitergegangen wäre, wenn die Stimme im Lautsprecher nicht unterbrochen hätte: „Meine Damen und Herren! Man hat in Fairbanks den Flugplan geändert. In wenigen Minuten startet die Maschine und wird voraussichtlich in etwa anderthalb Stunden hier sein und nach dem Auftanken sofort zurückfliegen. Wir bitten Sie, falls Sie das Flughafengebäude verlassen, spätestens in einer Stunde zurück zu sein!“
    Erleichtertes Lächeln auf müden Gesichtern. Die Schweigsamen fingen an zu plaudern, die Schläfrigen wurden

Weitere Kostenlose Bücher