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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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doch ein anständiges und nahrhaftes Essen haben, und wenn es erst auf dem Tisch stand, ließ mich meine Charakterstärke vollkommen im Stich. Dann aß ich eben mit.
    Und trockenes Brot zum Abendessen, während Frau Felsdorf sich dick Butter und Schweizer Käse einverleibte, das war auch nicht gerade leicht!
    Aber, immerhin. Trotz meiner Pfündchen hatte ich eine Verabredung mit einem netten jungen Mann.
    Wenn auch ohne Auto - nur mit Motorroller und furchtbar viel Sommersprossen.
    Aber als Hanni am nächsten Nachmittag von ihrem Timo mit dem Auto abgeholt wurde, war ich keine Spur neidisch.
    Ich freute mich nur so schrecklich auf den Sonntag.
    Frau Felsdorf wurde schon kurz nach neun Uhr morgens abgeholt. Da konnte ich mich in Ruhe zurechtmachen, während ich daran dachte, was Frau Felsdorf erzählt hatte. Als Hanni abgeholt wurde, hatte Frau Felsdorf den Gesichtsausdruck, den ich jetzt so gut kannte: Den klaren, bewußten Ausdruck, der mir sagte, daß ihre Gedanken jetzt bei der Zeit waren, an die sie sich klar erinnerte.
    „Ja, die jungen Menschen haben es jetzt einfacher als wir“, sagte sie. „Zu meiner Zeit war es gar nicht so leicht, Bekanntschaften zu machen. Gewöhnlich passierte es auf der Schlittschuhbahn. Oh, ich hatte Herzklopfen, wenn ein netter Kavalier mir höflich die Schlittschuhe anschnallte. Ja, damals wurden sie mit Riemen festgemacht. Wir siezten uns, und ich war ,das gnädige Fräulein’. Wissen Sie, Spatz, es ist mir schleierhaft, daß die Ehen, die damals geschlossen wurden, wirklich hielten! Denn wir kannten uns ja kaum. Oh, wenn ich an die Brautwerbung meines Mannes denke! Er kam feierlich in einem unbeschreiblich korrekten Anzug und mit Handschuhen, mit Blumen für Mama, der er die Hand küßte - und ich wurde aus dem Zimmer geschickt, während er mit den Eltern sprach. Erst als wir den elterlichen Segen hatten und ganz offiziell zusammen sein durften, erst dann fingen wir an, uns kennenzulernen. Wir hatten eben Glück, wir paßten zusammen. Aber so viele andere
    - ich begreife nicht, daß so viele Ehen wirklich hielten, bis der Tod die beiden schied.“
    Daran dachte ich also in diesen Minuten, während ich auf Hartmut wartete, und eigentlich war ich sehr glücklich, daß ich nicht vor zweiundsechzig Jahren achtzehn gewesen war.
    Dann hörte ich das Knattern des Motorrollers.
    „Du bist aber vorbildlich pünktlich“, waren Hartmuts Begrüßungsworte. Das „Du“ kam so selbstverständlich, als hätten wir uns nie gesiezt.
    Mir war es schon recht. Es war eben so natürlich. Ein Mädchen, das man im Park trifft, oder ein Mädchen, das als Kundin im Reisebüro vor einem steht, zu dem Mädchen sagt man „Sie“. Aber ein Mädchen, das man hinter sich auf einem Roller hat und dessen Hände man mit Klammergriff auf den Schultern hat, das Mädchen duzt man.
    Es war ein herrliches Wetter, und ich hatte den Eindruck, daß neunzig Prozent der Stadt per Auto unterwegs waren. Unser kleiner Roller verschwand beinahe zwischen großen Autos mit Anhängern mit Booten und Campingausrüstung.
    „Wollen wir die alte Straße fahren?“ fragte Hartmut. „Sie ist allerdings stellenweise etwas holperig, aber dafür können wir frische Luft statt Autoabgase atmen!“
    „Das holperige stört mich nicht“, sagte ich. „Wie du wohl bemerkt hast, habe ich eine eingebaute Polsterung.“
    „Siehst du, das hat auch seine Vorteile“, schmunzelte er. Kurz danach kam die Abzweigung, und wir bogen ein auf die alte, kaum mehr benutzte Straße. Hier war kein einziges Auto, nur ein paar Radfahrer und etliche Menschen, die auf Schusters Rappen ihren Sonntagsausflug machten.
    Einmal mußte Hartmut scharf bremsen, weil ein Igel gerade den Weg kreuzte. Als wir an einigen großen Wiesen vorbeifuhren, hielt er an.
    „Schau, da rechts, Allegra - nein, weiter - siehst du die Rehe?“
    Ja, tatsächlich, ein Stück weg von der Straße ästen friedlich ein paar schöne, hellbraune Rehe.
    „Es hat etwas für sich, die kleinen Nebenstraßen zu fahren“, meinte Hartmut. „Möchtest du ein Stück Schokolade?“
    „Vielen Dank, lieber nicht. Denk an die Polsterung“, sagte ich und mobilisierte dabei meine ganze Charakterstärke. Ich esse ja zu gern Schokolade!
    „Kannst du zusehen, wenn ich esse?“
    „Na klar, du kannst es dir ja auch leisten. Iß nur!“ Wir stiegen runter von unserem Gefährt und setzten uns ins Gras am Straßenrand. Hartmut knabberte seine Schokolade.
    „Ich habe nämlich nicht gefrühstückt“,

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