S - Spur Der Angst
glücklich darüber. »Sie sind erst seit ungefähr zehn Minuten Deputy und rufen schon an?«
»Ich will diesen Kerl schnappen, bevor er sich ein weiteres Opfer sucht. Sheriff O’Donnell hat mich gebeten, mich an Sie zu wenden, sollte ich Fragen haben. Kommt mein Anruf ungelegen?«
Sie seufzte. »Dieser Zeitpunkt ist so gut wie jeder andere, zumal ich gerade an einer Straßensperre sitze. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Fahrer glauben, sie kämen gegen Schnee und Eis an, nur weil sie Allradantrieb haben.«
»Doch, das glaube ich. Ich habe bei der Polizei gearbeitet.« Trent sah erneut zu den Dachsparren hinauf. Wieder schoss ihm das Bild von der hin und her schwingenden Nona durch den Kopf. »Ich wollte mich erkundigen, ob Ihnen schon irgendwelche Ergebnisse aus der Forensik vorliegen. Ist Nona Vickers bereits obduziert worden?«
»Der Coroner hat die Obduktion gestern noch reingequetscht«, erwiderte sie. »Ich habe den Bericht auf meinem BlackBerry, und eins ist eindeutig: Es war kein Selbstmord.«
»Das würde bestätigen, was Drew Prescott sagt.« Das Handy in der Hand, wandte sich Trent um und kletterte die Leiter hinunter.
»Sie hatten doch nichts anderes erwartet, oder? Schließlich waren Sie es, der auf die petechialen Blutungen hingewiesen hat. Sieht ganz danach aus, als wäre sie nur zum Schein aufgehängt worden. Gestorben ist sie, weil sie erstickt wurde.«
»Jemand hat sie erdrosselt«, stellte Trent fest.
»Die Blutergüsse am Hals stammen von Fingerkuppen«, sagte Tori Baines. »Außerdem hatte sie mehrere gebrochene Rippen. Es weist alles auf eine Strangulation hin. Jemand hat sie zu Boden gedrückt und ihr so lange den Hals zugedrückt, bis sie tot war.«
»Hurensohn«, brummte Trent. Was hätte er jetzt für eine Zigarette gegeben! »Gottverdammter Hurensohn.«
Kapitel fünfundzwanzig
J ules stand an ihrem Fenster und trocknete sich mit einem dicken Handtuch das Haar, während sie die düsteren Wolken beobachtete, die über die Berge trieben. Nachdem der Sturm irgendwann während der Nacht nachgelassen hatte und es draußen totenstill geworden war, tobte er jetzt wieder mit voller Wucht. Die Berge würden unpassierbar sein. Zumindest für heute waren sie hier gefangen – ohne jede Hilfe der Gesetzeshüter.
Gefangen, während sich irgendwo auf dem Gelände ein Mörder herumtrieb.
Das Heulen des Windes, grässlich wie satanisches Gelächter, tönte durch die Schlucht, an deren engster Stelle das Wachhaus von Blue Rock lag, bevor er über die gefrorenen Ränder des Lake Superstition fegte und die Mitte des Sees aufwühlte, der zu tief war, um ganz einzufrieren. Stahlgraue Wolken prallten aufeinander, der Schnee fiel in kleinen, harten Eisflocken, die wie wild gegen die Scheibe prasselten.
Nach ihrem Alptraum hatte Jules schlecht geschlafen; alles drehte sich immer nur um den Tod. Auf den Traum von ihrem Vater, der leblos in einer Blutlache lag, war ein Alptraum von dem nackten Leichnam einer jungen Frau gefolgt, die mit einer Schlinge um den Hals in einem dunklen Stall baumelte. Arme Nona.
Was Jules’ Befürchtung anbelangte, dass jemand in ihrem Apartment gewesen war oder sich auf der Treppe herumgedrückt hatte, so konnte sie keinerlei Beweis dafür finden, alles war unverändert an Ort und Stelle. Vielleicht machte ihre überspannte Fantasie wieder einmal Überstunden.
»Paranoid«, flüsterte sie und ging ins Badezimmer. »Paranoid, das bist du.« Sie steckte den Föhn ein und trocknete sich die Haare. Um nicht ganz so blass auszusehen, legte sie ein wenig Lippenstift auf. Anschließend kehrte sie in den Wohnbereich zurück, machte sich eine Tasse Orange-Pekoe-Tee und rief Mrs. Dixon an, die eine echte Frühaufsteherin war. Tatsächlich nahm sie gleich beim ersten Klingeln den Hörer ab.
»Sie kriegen ihn nie mehr zurück.«
»Wie bitte?«
»Ich habe Ihre Nummer auf dem Display erkannt, und ich möchte Sie warnen: Ich habe mich in diesen Kater verliebt! Sie werden ihn mir schon aus den Armen reißen müssen.«
»Sie haben ihn nun gerade mal – wie lange? Zwei Tage? Mal sehen, wie sehr Sie ihn in einer Woche lieben, wenn er Ihnen seine Trophäen, vorzugsweise kopflose Mäuse, präsentiert und Ihren Vorhängen den Garaus gemacht hat. Oh, hatte ich erwähnt, dass er sämtliche Freunde anfaucht, die zu Besuch kommen?«
»Der süße kleine Diablo?«, fragte die ältere Dame lachend.
»Er hat seinen Namen nicht ohne Grund.«
Mrs. Dixon kicherte. Sie
Weitere Kostenlose Bücher