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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Vergebung für deren Sünden bat. Beim letzten »Amen« bestand er darauf, dass sich alle die Hand reichten und etwas Nettes zu ihren Tischnachbarn sagten.
    Genau das, was Jules verabscheute.
    »Ich bin froh, Sie in unserem Kollegium zu haben«, sagte Rhonda Hammersley zu ihr. »Wir brauchen dringend weibliche Unterstützung.«
    Und sie sei glücklich, in Blue Rock zu sein, log Jules.
    Ihr anderer Tischnachbar war Wade Taggert mit seinem ewig besorgten Gesichtsausdruck. Er teilte ihr mit, er halte sie für eine willkommene Bereicherung und freue sich darauf, mit ihr zusammenzuarbeiten. Die ganze Szene hatte etwas Surreales, als stammte sie aus einem Drehbuch. In der Hoffnung, sie würde aufrichtiger klingen, als sie es meinte, wiederholte Jules, was sie zu Hammersley gesagt hatte. Taggert ließ ihre Hand los und rieb sich nervös über sein Ziegenbärtchen.
    Sie konnte nicht hören, was Shaylee, Lucy und Eric einander sagten, doch Shays angespanntes Kinn deutete nicht unbedingt auf Vergebung hin.
    Obwohl es Wochenende war, war Jules mehr als beschäftigt. Als Erstes musste sie die Formulare für ihre Personalakte vervollständigen. Sobald das Frühstück beendet war, ging sie hinüber ins Verwaltungsgebäude und machte Charla King, Lynchs Sekretärin, in ihrem Büro ausfindig. Charla sah aus wie eine ehemalige Schönheitskönigin, doch im Moment ziemlich verwelkt und unglücklich. Mit ihren manikürten Fingernägeln deutete sie auf die Linien, auf denen Jules Versicherungs-, Renten- und Steuerformulare zu unterschreiben hatte. Das Ganze war nervig, trotzdem machte sich Jules die Mühe, die Dokumente zu überfliegen, bevor sie sie unterschrieb.
    »Bald haben Sie’s geschafft«, versprach Charla, als habe sie Jules’ Gedanken gelesen, und schob ihr ein letztes Formular über den Schreibtisch zu. »Das hier ist eine Verschwiegenheitserklärung. Darin versichern Sie, dass Sie während Ihrer Zeit bei uns und gegebenenfalls auch anschließend nichts über die Blue Rock Academy verlauten lassen. Wie Sie wissen, schätzen und schützen wir die Privatsphäre unserer Angestellten und Schüler.«
    Jules wackelte ungeduldig mit den Zehen in ihren warmen Winterstiefeln und blickte auf das Formular. Das würde ein Problem sein, doch sie konnte es im Augenblick nicht ändern.
    Charla lächelte, als Jules die kurze Erklärung durchging und anschließend ihren Namen in das dafür vorgesehene Kästchen schrieb.
    »Perfekt.« Lynchs Sekretärin schob sämtliche Seiten zusammen, klopfte sie hochkant auf den Schreibtisch, um einen ordentlichen Stapel zu erhalten, und heftete sie dann in einem Ordner ab, den sie im Aktenschrank verschloss.
    »Damit wären wir fertig.« Sie ließ den Schlüssel des Schrankes in ihre Handtasche gleiten und griff nach Mantel und Schal. »Ich würde gern einen kleinen Rundgang mit Ihnen machen, obwohl es heute auf dem Campus sehr ruhig sein dürfte. Dieser viele Schnee, und dann noch die Zwischenfälle mit den beiden Schülern …«
    So wie Charla sich ausdrückte, klang es, als wolle sie den Ernst der Situation herunterspielen. Jules schlüpfte in ihre Daunenjacke, setzte ihre Mütze auf und folgte der Sekretärin hinaus in den eisigen Wind.
    Nasenspitze und Wangen gerötet, deutete Charla lebhaft auf die verschiedenen Gebäude, Wege und Abkürzungen, die Jules bereits auf der Karte in ihrem Apartment gesehen hatte.
    »Reverend Lynch hat das Institut fest im Griff und hilft jedes Jahr Hunderten von in Schwierigkeiten geratenen Teenagern auf den rechten Weg zurück«, erzählte Charla. Ihr Atem wölkte sich in der kalten Luft, als wäre sie befeuert von ihrem Glauben an den Mann, der in ihren Augen das Rückgrat der Blue Rock Academy war.
    Jules folgte ihr den freigeschaufelten Weg entlang, der schon wieder von einer frischen Schneedecke überzogen wurde. Mit noch weit mehr Wucht und Geschwindigkeit als angesagt zog der arktische Sturm über Britisch-Kolumbien, Washington, Oregon und sogar Teile von Nordkalifornien hinweg. In den Nachrichten hieß es, dass ganze Abschnitte der I-5, der Lebensader der Weststaaten, gesperrt waren. Jules war froh, es gestern hierhergeschafft zu haben.
    Nun blickte sie auf das Ufer des teilweise zugefrorenen Lake Superstition. Das Wasserflugzeug war umgeben von Eis. Bei solchem Wetter war Blue Rock tatsächlich vollständig von der Außenwelt abgeschnitten.
    Charla folgte ihrem Blick. »Ich habe noch nie so viel Eis auf dem See gesehen«, sagte sie. »So viel Schnee dagegen

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