S - Spur Der Angst
Bowl und die Farmer, die vor den verheerenden Staubstürmen als Resultat der Bodenerosion flohen, es gab Wanderarbeiter und extreme Armut, aber es gab auch Albert Einstein und Joe DiMaggio, Lou Gehrig, Duke Ellington und Bette Davis. Und es gab Twinkies und Spam – Lebensmittel, keine unerwünschten E-Mails.«
»Ich weiß«, sagte Missy und verdrehte die Augen über Jules’ Begeisterung.
Jules geriet in Fahrt und erinnerte sich das erste Mal seit einer ganzen Weile, warum sie den Lehrberuf gewählt hatte und wie sehr sie Geschichte liebte. Voller Enthusiasmus durchquerte sie das Klassenzimmer. Als sie an dem Tisch vorbeikam, an dem Maeve Mancuso gesessen hatte, fiel ihr Blick auf die mit Bleistift auf die Tischplatte geschriebenen Buchstaben ES. Ethan Slades Initialen.
Jules wusste, dass sie das Mädchen zurechtweisen musste, weil es Schuleigentum beschmiert hatte, doch erst einmal nahm sie ein Taschentuch und wischte die Bleistiftbuchstaben fort, wobei sie sich Missys Blick sehr wohl bewusst war, die jede ihrer Bewegungen verfolgte.
War sie nun eine Hilfskraft, oder sollte sie spionieren? So oder so würde Jules Missy schon zu beschäftigen wissen.
»Lass uns ein Ratespiel vorbereiten und herausfinden, was die Kids an Sport, Mode und Neuerungen aus jener Zeit so kennen.«
»Wenn Sie meinen.«
»Jawohl, das meine ich.« Jules stopfte das Taschentuch in ihre Tasche und rubbelte die verbliebenen Spuren mit dem Finger ab. »Ich denke, wir sollten auch die positive Seite deutlich machen, zeigen, dass manche Leute selbst in so finsteren Zeiten wie während der Großen Depression großartige Dinge vollbracht haben.« Sie deutete auf ihre neue Helferin. »Ich nehme an, du hast Zugang zum Internet?«
»Sicher.« Missy zuckte die Achseln. »Ich bin eine CB. Wir können jederzeit ins Netz.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Im Computerraum.« Sie zog die Nase kraus. »Ich wünschte, wir dürften unsere eigenen Laptops oder Handys benutzen, aber wie Sie wissen, ist das tabu.«
»Selbst für die CBs?«
»Ja.« Missy seufzte. »Es geht um das Kontrollproblem.«
Jules ging das Risiko ein, sie ein wenig aufzustacheln. »Ich hätte gedacht, es gäbe andere Möglichkeiten, online zu gehen, als nur im Computerraum.«
»Und welche?«, fragte Missy unschuldig, doch ihr unbefangenes Lächeln verschwand, während sie Jules abschätzend musterte.
»Also weißt du, es ist noch nicht lange her, dass ich selbst in deinem Alter war. Ich bin mir sicher, es gibt jede Menge Möglichkeiten für die Schüler, USB-Modems einzuschmuggeln, Geräte, die Mobilfunkmasten anzapfen, oder sogar Telefone.« Als Missy nicht antwortete, fügte Jules hinzu: »Dafür muss es doch einen Schwarzmarkt geben.«
»Davon weiß ich nichts«, erwiderte Missy zögernd, doch das Glitzern in ihren Augen verriet, dass sie log.
»Nun, vielleicht täusche ich mich ja auch.« Jules glaubte Missy nicht, doch sie beschloss, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Nicht im Augenblick. »Es reicht völlig, wenn du im Computerraum arbeitest. Bitte recherchiere für morgen fünfundzwanzig Punkte, die zum Thema ›Die 1930er Jahre‹ passen, und füg bitte noch weitere Jahrzehnte hinzu, etwas aus den Vierzigern bis hin zu den Neunzigern, damit es lustiger wird – insgesamt vielleicht fünfzig oder sechzig Punkte. Die ausgedruckte Liste bringst du bitte zu mir. Gibt es hier einen Tageslichtprojektor? Ach ja, könntest du bitte auf eine Klarsichtfolie drucken?«
»Ich denke schon …« Missy wirkte verunsichert.
»Gut. Wenn es irgendwie möglich ist, dann tu es und versuch, für uns einen Tageslichtprojektor zu organisieren. Morgen spielen wir also ein Dreißiger-Jahre-Ratespiel. Der Gewinner bekommt … ach, das weiß ich noch nicht. Vielleicht eine Dose Spam, ein Päckchen Twinkies oder einen Comic.«
»Aber das können Sie nicht als Preis aussetzen.« Missy sah sie an, als sei Jules plötzlich verrückt geworden.
»Warum nicht?«, fragte Jules.
»Nun, ich denke nicht, dass Dr. Hammersley das gutheißt. Reverend Lynch wird uns auf keinen Fall erlauben, hier Twinkies zu essen. Niemals.«
Jules wollte sich nicht so schnell geschlagen geben. »Ich kümmere mich um Dr. Hammersley und den Direktor. Du fertigst die Liste an.«
»Na schön.« Missys Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie der festen Überzeugung war, Jules habe eine Schraube locker und sei auf dem besten Wege, gleich wieder gefeuert zu werden.
Was diese fast amüsierte, denn sie war sich sicher, aus
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