S - Spur Der Angst
beiläufig.
Warmes Blut tropfte zu Boden.
Maeve krächzte und sah hilflos mit an, wie der brutale Killer ihr rechtes Handgelenk hob, so dass das Blut eine Art Muster auf dem Boden bildete. Dann ließ er ihren Arm abrupt fallen und verschmierte die Tropfen mit der Stiefelspitze, bevor er seelenruhig zur Tür hinausspazierte.
Es war vorbei.
Das wusste sie.
Sie unterdrückte ein Schluchzen, während ihr abermals die Worte des Kirchenlieds in den Sinn kamen: Der altböse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist …
Ihr wurde schwindelig, und wieder verschwamm das bläuliche Licht vor ihren Augen. »Ethan«, flüsterte sie, als die Welt um sie herum in Dunkelheit versank, »oh, Liebster …«
Kapitel siebenunddreißig
J ules ertrug die entsetzlichen Indizien nicht eine Sekunde länger. Sie schob ihren Stuhl zurück und ging im Zimmer auf und ab. Irgendetwas lag an diesem Abend in der Luft.
Sie schauderte, als wäre gerade ein Geist durch ihre Seele geweht. »Ich sollte unbedingt mal nach Shay sehen«, sagte sie. Was für ein Mist, dass ihr Handy weg war!
»Shay ist in Sicherheit. Sie ist im Wohnheim, zusammen mit ihrer Zimmergenossin und dem Sicherheitsdienst.«
»Als wäre das ein Trost! Was die Sicherheit auf diesem Campus anbelangt – die ist ja wohl so löchrig wie ein Sieb. Die Kids kommen und gehen, wann sie wollen. Ausbrecherkönige und Soziopathen – kein Wunder, dass ein Mörder umgeht!«
Die Wohnheime waren mit neuen Schlössern ausgestattet worden, die Mitarbeiter schliefen abwechselnd in Extraräumen in den entsprechenden Häusern. Unter der Anleitung von Deputy Meeker waren Sicherheitsteams zusammengestellt worden, und man hatte zusätzlich zu Cooper Trent Bert Flannagan, Wade Taggert und Rhonda Hammersley deputiert. Doch jetzt, da Jules Lynchs Akten gelesen hatte, machte sie sich Sorgen, dass der Mörder Teil dieser schuleigenen Sicherheitstrupps war.
»Soll ich mal drüben im Wohnheim anrufen?«, bot Trent an. »Jemanden bitten, nach Shay zu sehen?«
»Ja … ähm … nein, doch lieber nicht. Das würde nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sie lenken, und sie steht bereits unter Verdacht, weil ihre Baseballkappe am Tatort gefunden wurde.« Jules drehte ihre Haare am Oberkopf zu einem Knoten und hielt sie dort fest. »Was hat den Mörder zu seiner Tat veranlasst? Und warum hat er gerade jetzt zugeschlagen?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer.«
»Wir müssen mit Meeker sprechen oder mit dem Sheriff. Vielleicht sollten wir auch Lynch direkt zur Rede stellen.«
»Wir werden niemanden zur Rede stellen, aber ich werde Meeker ausfindig machen«, beschloss Trent. »Das Problem ist nur, wenn ich ihm erzähle, dass du in Lynchs Büro eingebrochen bist und die Akten an dich gebracht hast, kommst du in Teufels Küche.«
»Genau genommen bin ich gar nicht eingebrochen«, widersprach sie gereizt. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt schon meine Deckung auffliegen lassen soll. Wenn herauskommt, dass ich Shays Schwester bin …« Sie trat ans Fenster, aber sie wagte es nicht, die Vorhänge zu öffnen und hinauszuspähen, also machte sie kehrt und ging hinüber zum Feuer. »Womöglich wissen sie längst, wer ich bin. Jemand hat heute mein Handy gestohlen. Wenn sie in mein Nummernverzeichnis hineinkommen, wird es nicht lange dauern, bis sie zwei und zwei zusammenzählen.«
»Jemand hat dein Handy gestohlen? « Auch Trent war an den Kamin getreten und legte Feuerholz nach.
Jules ließ ihre Haare wieder auf die Schultern fallen und sah zu, wie Trent in den zischenden Scheiten stocherte, was irgendwie tröstlich wirkte. »Ich habe Missy Albright oder Roberto Ortega in Verdacht. Sie hatten beide die Gelegenheit dazu.« Sie erzählte ihm, wie sie Missy in ihrem Klassenzimmer angetroffen hatte und dass sie Roberto begegnet war, als sie versuchte, Maeve zu helfen. »Wenn sich tatsächlich jemand an dem Ding zu schaffen macht, wird er ziemlich schnell herausfinden, dass ich Shay kenne.«
»Das ist gar nicht gut, aber es kommt noch dicker«, sagte er, während das neue Holzscheit knisternd Feuer fing. »Ich habe dir vorhin eine Nachricht hinterlassen, bevor ich wusste, dass du in Lynchs Büro Detektiv spielen würdest. Ich habe gesagt, ich würde vor dem Stanton House auf dich warten.«
»Ist denn niemand drangegangen?«
»Nein. Trotzdem werden sie wissen, dass der eingegangene Anruf von mir kam, wenn sie nicht sogar Zugang zu deinem
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