S - Spur Der Angst
Anrufbeantworter haben.«
»Aber ich habe doch einen PIN-Code –«
»Der bestimmt nicht allzu schwer zu knacken ist. Diese Kids sind intelligent, und die meisten von ihnen sind sozusagen mit Handys, iPods und Computern auf die Welt gekommen.«
»Mist.« Er hatte recht. Bei den Lehrern war das nicht anders. Auch sie hatte bereits als Kleinkind vom Schoß ihres Vaters aus mit einer Computertastatur gespielt.
Trent lehnte sich mit der Schulter gegen die Kaminverkleidung. »Warum habe ich nur das Gefühl, es wird noch sehr viel schlimmer kommen, bevor sich die Dinge zum Besseren wenden?«
»Weil du ein Hellseher bist?«, neckte sie ihn, auch wenn ihr alles andere als fröhlich zumute war.
»Das wäre schön.«
Draußen tobte der Sturm ums Haus, das Feuer knisterte, das Licht flackerte. Sie sprachen über die Nachricht, die man durch ihren Türspalt geschoben hatte, und über die in Maeves Tasche. »Ich werde mit Nell Cousineau reden. Sie hatte am Wochenende im Stanton House Dienst. Wenn sie dahintersteckt, dann frage ich mich, wobei ich ihr helfen soll.«
Trent rieb sich den Nacken. »Es ist frustrierend, wenn man bei den Ermittlungen auf seine Grenzen stößt. Der Schnee ist auch nicht gerade hilfreich.«
»Aber die Spurensicherung war doch fertig mit ihrer Arbeit, bevor der Sturm losbrach. Gibt es noch keine neuen Erkenntnisse?«
»Nein, zumindest nicht, soweit ich gehört habe. Auf dem Kriminallabor lastet ein ganz schöner Druck. Wir hoffen, dass uns die Auswertung der Ergebnisse irgendeine Spur zum Mörder liefert. Doch anders als in diesen Fernsehserien dauert es in Wahrheit Wochen, DNS-Spuren zu untersuchen. Die Mordwaffe wurde bislang nicht gefunden, aber der Gerichtsmediziner ist überzeugt, dass die Wunde an Drews Hinterkopf von einem Beil oder einer Axt herrührt.«
»Vielleicht hat der Mörder sie noch bei sich«, sagte sie und spürte, wie sich ihr Magen verknotete. »Womöglich hat er vor, sie noch einmal zu benutzen.«
»Und warum hat er sie nicht bei Nona verwendet? Warum die Mühe, ihren Leichnam an die Dachsparren zu hängen?«
»Könnte doch sein, dass er sich rächen wollte. Sie demütigen. Oder das Ganze gehört zu den perversen Ritualen des Geheimbunds.«
»Wenn es denn einen Geheimbund gibt«, erinnerte er sie.
»Mein Gott, Trent, ich wünschte, du würdest nicht so skeptisch sein. Wirf doch mal einen ernsthaften Blick in diese Akten. Behauptest du dann immer noch, dass hier nichts Merkwürdiges vorgeht?«
»Du bist definitiv einer Sache auf der Spur, Jules, aber ich glaube einfach nicht an eine Verschwörungstheorie, die von einer unserer gestörten Schülerinnen in die Welt gesetzt wurde. Ich weiß, dass Shay deine Schwester ist, aber sie ist weiß Gott kein Engel.« Er zog eine Augenbraue in die Höhe und sah Jules fragend an. »Ich möchte nur nicht, dass du enttäuscht bist, wenn sich Shays Behauptung als faustdicke Lüge entpuppt.«
»Ich denke, damit komme ich klar«, entgegnete sie. Ihre Gedanken schweiften ab zu einem anderen Ort und einer anderen Zeit, als sie ein starkes, lebendiges Paar gewesen waren, das an die Kraft seiner Liebe geglaubt hatte. Geendet hatte diese Liebe mit einer Trennung, mit Misstrauen. Sie beide wussten sehr wohl, wie sich Enttäuschung anfühlte.
Sie fing seinen Blick auf und fragte sich, ob auch seine Gedanken in diese Richtung gingen.
Lange begrabene Gefühle drängten an die Oberfläche, und für eine Sekunde stellte sie sich vor, ihn zu küssen. Ihn zu berühren. Seine starken Muskeln unter ihren Fingerspitzen zu spüren.
Mein Gott, war sie dumm. In einer Minute war sie wütend auf ihn, in der anderen sehnsüchtig.
Reiß dich zusammen, Jules.
Ihm so nahe zu sein war schlichtweg nervenaufreibend, und für die Dauer eines Herzschlags vergaß sie, warum sie heute Abend hier war, bei ihm.
Plötzlich war ihr warm. Sie schob die Ärmel ihres Pullis hoch und räusperte sich. »Na schön, dann lass uns mal die Fakten aufzählen. Wir sind uns immer noch nicht sicher, wie der Mord an Drew und Nona mit dem Verschwinden von Lauren in Zusammenhang steht.«
»Oder ob er überhaupt etwas damit zu tun hat.«
»Was ist mit dieser Sache zwischen Ethan Slade und seiner Lehrerin, Maris Howell?«
»Wenn man ihm Glauben schenkt, ist gar nichts passiert. Die Situation wurde missverstanden und aufgebauscht, von seinen Eltern und von der Schule. Maris wurde mit Schimpf und Schande aus Blue Rock vertrieben.«
»Aber nicht strafrechtlich
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