S - Spur Der Angst
einen kurzen Moment schloss er die Augen und spürte, wie die Furcht ihn zu überwältigen drohte. Er ballte die Fäuste. Er würde nicht zulassen, dass man ihm Jules wegnahm, nicht solange auch nur ein Fünkchen Leben in ihm war.
Wenn diese Bastarde Jules getötet hatten, würden sie dafür bezahlen. Jeder einzelne dieser verfluchten Irren, da kannte Trent kein Erbarmen. »Jugendliche mit Problemen« war eine Sache, Psychopathen eine andere.
Die Tür zum Entgiftungsraum öffnete sich. Meeker kam heraus und verschloss sorgfältig die Tür.
»Wo sind sie?«, fragte Trent.
Meeker, der zum Umfallen erschöpft aussah, schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung«, antwortete er. »Bernsen will nicht auspacken. Er redet nur, sagt er, wenn er ungeschoren davonkommt. Er will unbedingt vermeiden, ins Gefängnis zu wandern.«
»Dann müssen wir ihn eben zum Reden bringen.«
»Das wird nicht klappen.«
Trents Mundwinkel zuckten. »Lassen Sie mich mit ihm sprechen.« Dann wandte er sich an Schwester Jordan und sagte: »Wir sind doch hier fertig, oder?«
»Ich habe mein Bestes gegeben«, erwiderte sie.
»Gut.« Er kletterte von der Rollliege und ging über die glänzenden Fliesen zu der verschlossenen Tür.
Meeker beäugte skeptisch Trents angespannten Kiefer und seine zusammengekniffenen Augen. »Halten Sie das für eine gute Idee?«
»Haben Sie eine bessere?« Sie wussten beide, dass sie auf sich gestellt waren; Kontakt zur Außenwelt war nach wie vor nicht möglich.
»Nein.«
»Dann lassen Sie mich zu ihm und bleiben Sie draußen«, warnte er, den Schmerz in seiner Schulter ignorierend. »Ach ja, und sperren Sie die Tür zu.«
Am liebsten hätte Shay geschrien, doch sie hielt sich zurück. Sie durfte nicht zulassen, dass Rolfe, dieser Wichser, bemerkte, wie tief er sie gedemütigt hatte. Wie hatte sie nur so dämlich sein können, in seine Falle zu tappen? Verdammt! Ohne die Augen von dem Widerling zu lassen, kämpfte sie mit ihren Handschellen, versuchte, ihre Finger zu befreien. Sollte ihr das gelingen, würde sie sich nicht nur die Schlüssel zum Schneemobil von Missy holen, sondern sich Eric Rolfe persönlich vorknöpfen.
Er hatte keine Ahnung, mit wem er sich angelegt hatte, aber er würde es bald erfahren. Aufmerksam verfolgte sie jede seiner Bewegungen. Die Gesichtshälfte, auf die er sie geschlagen hatte, brannte, und sie schmeckte Blut. Sah die Angst in Nells Augen.
Shay begegnete Jules’ Blick und wusste, dass keine von ihnen kampflos untergehen würde.
Bernsen beäugte Trent misstrauisch, als dieser den Entgiftungsraum betrat und sich an die Tür lehnte, die hinter ihm mit einem lauten Klicken ins Schloss gefallen war.
Er stand in einer Ecke, die Hände mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt, trotzdem plusterte er sich auf und gab sich alle Mühe, so zu tun, als hätte er immer noch das Sagen. Seine Augen funkelten herausfordernd.
Doch Trent kaufte ihm seinen vermeintlichen Schneid nicht ab. Nicht eine Sekunde. Der Junge hatte Angst, baute einen Schutzwall um sich herum auf. Den Rücken an die Tür gepresst, wartete Trent ein paar Minuten lang schweigend und bedachte Bernsen mit einem knallharten Blick, auch wenn seine Schulter höllisch schmerzte.
Schließlich löste er sich von der Tür und machte ein paar Schritte auf Bernsen zu.
»Hör mal, Zach«, sagte er mit eiskalter Stimme. »Ich lasse mich nicht verarschen, kapiert? Entweder du sagst mir, wo der Rest der Truppe steckt, oder ich werde mit dir das Gleiche machen wie mit deinem gottverdammten Anführer.«
»Das würden Sie nicht wagen.«
»Probier’s aus.« Trent starrte den Jungen mit tödlicher Ruhe an. »Weißt du noch, wie er ausgesehen hat? Das zermatschte Gesicht, die aufgesprungenen Lippen und jetzt auch noch all die Verbrennungen! Man kann ihm nur wünschen, dass der Gott, von dem er ständig faselt, seine erbärmliche Seele zu sich nimmt.«
»Was wollen Sie?«, knurrte Bernsen, ohne mit der Wimper zu zucken. Genau wie einer von diesen üblen Pseudocowboys, mit denen er während seiner Zeit beim Rodeo so oft zu tun gehabt hatte.
»Weißt du«, sagte Trent, ohne die Stimme zu heben, »Frank Meeker ist ein Familienvater, ein bezahlter Deputy, der geschworen hat, das Gesetz zu achten und stets nach den Regeln zu spielen.«
Zach wich die Farbe aus dem Gesicht, als ihm klarwurde, worauf das hinauslief.
»Aber ich nicht«, fuhr Trent fort. »Ich kann mit dir machen, was ich will.«
Eine Sekunde lang blitzte Angst in den Augen
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