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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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schon, macht schon«, murmelte Jules mit einem Blick auf die Uhr am Armaturenbrett ihres zwanzig Jahre alten Volvo-Coupés. Acht Uhr siebzehn. Höhepunkt der Rushhour. Um halb neun musste sie an der Anlegestelle sein, an der neben Booten auch das Wasserflugzeug festmachte, sonst wäre es zu spät. Sie setzte den Blinker und bog auf die Spur, die Richtung Evergreen Point Bridge führte. Die Brücke überspannte den Lake Washington.
    Der Fahrer eines Sattelschleppers erlaubte ihr widerwillig, sich einzuordnen. Sie lächelte ihn dankbar an und winkte, während sie nach ganz rechts hinüberzog und den Wagen nach Osten lenkte. Beinahe wäre sie von einem Typen in einem schwarzen Toyota touchiert worden, der in sein Handy plapperte.
    »Idiot!« Sie trat auf die Bremse und glitt in eine freie Lücke, gerade als die ersten Töne von Michael Jacksons »Billie Jean« ertönten. »O Gott.« Rasch stellte sie einen anderen Sender ein, doch »Billie Jean« hallte in ihrem Kopf nach.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie ihren Vater in einer Blutlache liegen und mit erlöschendem Blick zu ihr aufschauen, während immer wieder dieses eine Lied spielte.
    Fast wäre Jules in den Pick-up vor ihr gekracht.
    »Himmelherrgott!« Beruhige dich, sonst bringst du dich noch um! Adrenalin pulste durch ihre Adern. Zitternd atmete sie dreimal tief durch, dann suchte sie mit einer Hand in ihrer Tasche nach Schmerztabletten. Die, die sie zu Hause genommen hatte, halfen offenbar nicht.
    Ihre Hand stieß auf das Döschen, das sie mit dem Daumen öffnete. Pillen flogen durch die Luft, aber das kümmerte sie nicht; sie nahm zwei und spülte sie mit dem Rest der Cola light runter, die noch vom Tag zuvor im Getränkehalter steckte.
    Schaudernd schluckte sie die abgestandene, koffeinhaltige Brühe, während Michael Jackson in ihrem Kopf weiter seinen Song zum Besten gab.
    »Du bist schon eine Irre«, teilte sie ihrem Konterfei im Rückspiegel mit. »Kein Wunder, dass du arbeitslos bist.« Natürlich, sie hatte die Stelle als Kellnerin, aber mit ihrer Karriere als Lehrerin war es vorbei. Dafür hatten ihr immer wiederkehrender Alptraum und ihre wahnsinnigen Kopfschmerzen gesorgt.
    Im Rückspiegel blickten ihr unter dem Schirm der Baseballkappe zwei graue, leicht rebellische Augen entgegen – derselbe verborgene Hang zur Meuterei, der bei ihrer Schwester so stark ausgeprägt war.
    Zumindest war Shaylee keine Heuchlerin, was Jules von sich selbst nicht gerade behaupten konnte.
    In der Ferne heulte eine Sirene, dann tauchte ein Rettungswagen auf, der sich in entgegengesetzter Richtung durch die verstopften Fahrspuren schlängelte.
    Jules’ Schädel pochte.
    Obwohl es ein bewölkter Tag war, machte ihr das Licht zu schaffen.
    Sie setzte die Sonnenbrille auf, die sie unter der Sonnenblende verwahrte.
    »Nun fahr schon, fahr schon«, murmelte sie dem zischenden Laster vor ihr zu.
    Nach weiteren zwanzig Minuten und einer zweiten Beinahekollision erreichte sie endlich die Ausfahrt und fuhr erleichtert die kurvenreiche Straße am Ufer des Sees entlang, dann bog sie scharf nach rechts und passierte ein offenes, schmiedeeisernes Tor zu einem Privatanwesen. Mit seiner langen, gepflasterten Auffahrt wirkte das riesige, dreigeschossige Backsteingebäude, das hinter den Fichten und Tannen zum Vorschein kam, eher wie ein Schloss denn wie ein normales Wohnhaus.
    Sie parkte in der Nähe der Eingangstür, neben dem Lexus-Geländewagen ihrer Mutter. Dann eilte sie, ohne den Volvo abzuschließen, gebückt durch den mittlerweile prasselnden Regen zur Veranda und drückte unter dem schützenden Vordach auf die Klingel.
    Binnen Sekunden öffnete eine geschäftig wirkende, spindeldürre Frau einen Flügel der massiven Doppeltür.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Die Frau trug eine schwarze Baumwollhose und einen seidig glänzenden Pullover, der ihre Wespentaille betonte. Ihr aschblondes Haar war perfekt geschnitten und toupiert, was ihren Kopf größer wirken ließ und ihr Alter vertuschte. Ihre straffe Haut, dezent geschminkt, hatte sie zweifelsohne einem Lifting zu verdanken. Sie sah Jules an, als hätte diese sie bei etwas äußerst Wichtigem unterbrochen.
    Jules stellte fest, dass sie in ihrem nachlässigen Outfit und mit der Sonnenbrille vermutlich eher aussah wie ein Bankräuber als wie ein besorgtes Familienmitglied. Aber wen interessierte das schon?
    »Ich möchte zu Edie Stillman. Sie ist mit ihrer Tochter hier, die mit dem Wasserflugzeug nach –«
    »Ich glaube, sie sind am

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