S - Spur Der Angst
Lebenslauf an Land gezogen hatte, doch er hatte deswegen kein schlechtes Gewissen. Er würde alles tun, was nötig war, um herauszufinden, was mit Lauren Conway passiert war. Das Büro des Sheriffs in diesem County war dünn besetzt. Eine Handvoll Deputys musste Hunderte Meilen dicht bewaldeten Gebiets abdecken; felsiges Gebirgsterrain, dazu lange Abschnitte kurviger, gefährlicher Highways. Stromausfälle waren an der Tagesordnung, Anhalter oder Camper verschwanden, und die Serpentinenstraßen, die sich durch die zerklüfteten Siskiyou Mountains wanden, boten zahlreiche Gelegenheiten für Unfälle.
Und damit nicht genug: Blaine O’Donnell, der frisch gewählte Sheriff von Rogue County, war nicht gerade eine Leuchte. Soweit Trent wusste, war er zwar nicht auf den Kopf gefallen, aber ziemlich bequem und unqualifiziert.
Also, was war mit Lauren Conway passiert?
Trent war sich nicht sicher.
Noch nicht.
Doch er wurde das Gefühl nicht los, dass sie keineswegs abgehauen war, wie die Schule behauptete. Für das Büro des Sheriffs war der Fall erledigt. Man hatte ein paar Nachforschungen angestellt, die im Sande verlaufen waren. Trent kam nicht umhin, sich zu fragen, ob das Institut O’Donnells Wahlkampf finanziert hatte.
Lauren Conways Verschwinden war der Grund dafür, dass er die Stelle in Blue Rock angetreten hatte, wenngleich die Verwaltung natürlich nichts davon ahnte, dass er Undercoverermittlungen anstellte, um die Wahrheit herauszufinden. Trent konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass irgendjemand hier mehr wusste, als er zugab, und er würde herausfinden, wer.
Und vor allem, was er wusste.
Langsam erzielte er Fortschritte: Die Lehrer und Schüler fingen an, ihm zu vertrauen, und er hoffte, dass das so bleiben würde.
In den vergangenen Monaten hatte er keinerlei Verdacht erweckt, doch das konnte sich im Handumdrehen ändern. Vor allem wenn Shaylee Stillman beschließen sollte, den Mund aufzumachen.
Als er an den aneinandergrenzenden Einzäunungen in der Nähe des Pferdestalls vorbeikam, verlangsamte er seine Schritte und ließ prüfend den Blick über die dunkle Landschaft gleiten. Nichts Ungewöhnliches. Rustikale Lattenzäune, deren Holz im Mondlicht gräulich schimmerte, glänzende Schneefelder. Ruhig. Friedlich. Ein paar dünne Wolken trieben über den Himmel.
Auf einmal hörte er leise Stimmen.
Eine Auseinandersetzung.
In der Nähe des Gebäudes, in dem die Traktoren und die landwirtschaftlichen Geräte untergebracht waren.
Anstatt sich durch Rufen bemerkbar zu machen, schlich er langsam zur Ecke des Pferdestalls und unter den Überhang, unter dem der Pferdeanhänger parkte. Von dort aus konnte er über einen Abstellplatz zur Traktorscheune blicken.
»Ich hab dir doch gesagt, keine Panik«, flüsterte eine männliche Stimme rauh. »Bleib einfach cool.«
Wem gehörte die Stimme? Das musste er doch wissen!
»Aber wir müssen etwas tun! Wer weiß, ob wir nicht die Nächsten sind?« Eine weibliche Stimme, wiederum durchs Flüstern so verzerrt, dass er sie unmöglich zuordnen konnte. Sollte er sich zeigen und Aufklärung verlangen? Oder besser erst einmal abwarten?
»Hab einfach Geduld, ja? Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts zustößt, das verspreche ich dir.«
»Wie willst du mir das versprechen? Die Sache ist dir doch längst entglitten! Ich meine, als ich gesagt habe, ich möchte gern mitmachen, dachte ich, es würde lustig werden, spannend. Ich habe an ihn geglaubt. Aber jetzt … O Gott, ich weiß nicht. Ich weiß es einfach nicht!«
»Schscht! Du musst Vertrauen haben«, beharrte die männliche Stimme.
Trent beschloss gerade, näher zu schleichen, als er plötzlich ein durchdringendes Wiehern aus der anderen Richtung, von der gegenüberliegenden Seite des Pferdestalls vernahm.
»O nein! Es kommt jemand!«
Das Pferd wieherte erneut, doch Trent überquerte bereits den Vorplatz zur Traktorscheune. Er hörte Schritte, die hastig auf die andere Seite des Gebäudes liefen, und nahm die Verfolgung auf, wobei er sich dicht an die Wand der Traktorscheune gedrängt hielt.
Schließlich bog er um die Ecke.
Niemand.
Der Schnee auf der Rückseite der Traktorscheune war unberührt, die gewaltigen Rolltore fest geschlossen.
Trent eilte zurück, doch auch auf dem Vorplatz war niemand zu sehen, wenngleich der Schnee hier voller Reifen- und Fußspuren war. Wer auch immer sich hier getroffen hatte, war längst verschwunden. Er besah sich die Fußabdrücke genauer und entdeckte
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