Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
abgerissen, zumal die schmale Kiesstraße nach der Schneeschmelze kräftigen Frühjahrsüberflutungen zum Opfer gefallen war. Doch ein paar kleine Blockhäuser standen noch. Mehr oder weniger.
    Trent konnte mit einer undichten Badezimmerdecke und kreischenden Rohren leben. Er zog eine baufällige Behausung gern vor, solange sie für ihn Privatsphäre bedeutete. Die neueren Unterkünfte für die Angestellten glichen Stadthäusern, groß genug für zwei, Wand an Wand, jede Wohneinheit exakt wie die andere.
    Nein, danke.
    Außerdem war es für ihn von Vorteil, in der Nähe der Stallungen untergebracht zu sein. Er hatte sich in Gegenwart von Tieren immer wohler gefühlt als mit den meisten Menschen, was ihm den Ruf eines Einzelgängers eingebracht hatte.
    Wenn er nicht Sport, Basketball und Volleyball in der Halle unterrichtete, war Trent der Mann für Outdooraktivitäten in der Wildnis, außerdem unterstützte er Bert Flannagan, der für die Pferde und Hunde zuständig war. In seinem Lebenslauf hatte er bei seiner Bewerbung an der Blue Rock Academy extra seine Jahre beim Rodeo erwähnt. Seine Erfahrung im Umgang mit Tieren hatte Reverend Lynch überzeugt, und er hatte ihm entsprechende Aufgaben zugewiesen, die, so dachte Trent und versenkte seine Hände in den Taschen seiner Jeans-Arbeitsjacke, weitaus angenehmer waren als die Arbeit mit seinen eigenen Artgenossen.
    Die Kids mochte er allerdings.
    Sicher, viele von ihnen waren verhaltensgestört, und die meisten hatten kurz davorgestanden, eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen, aber fast immer konnte man positiven Einfluss auf sie nehmen, so dass sie ihren Weg überdachten und sich änderten. Was er von den wenigsten der hier tätigen Lehrer und Berater behaupten konnte.
    War Tobias Lynch, der Prediger, Theologe und Schuldirektor, tatsächlich so fromm, wie er vorgab? Seine Frau, Cora Sue, verbrachte nur wenig Zeit auf dem Campus. Sie zog das Anwesen am Ufer des Lake Washington vor, ein paar Meilen von Seattle entfernt. Trent machte der Frau keinen Vorwurf, dass sie sich lieber in der Zivilisation aufhielt, aber es war eine ungewöhnliche Haltung, vor allem wenn man bedachte, wie sehr Lynch mit seiner Schule im Fokus der Öffentlichkeit stand.
    Und was war mit Salvatore DeMarco, dem Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften, der so geschickt mit dem Messer umgehen konnte? Trent hatte ihn binnen Sekunden einen Fisch ausnehmen, einem Karnickel den Hals durchschneiden und eine Antilope mit Pfeil und Bogen erlegen sehen. DeMarco war ein Ex-Marine, der in Afghanistan gedient hatte. Zusätzlich zu seinen Schulfächern gab er Unterricht in Selbstverteidigung und Überlebenstraining.
    Adele Burdette, Oberstudienrätin und zuständig für die weiblichen Schützlinge von Blue Rock, war ihm ein Rätsel; Trent hatte nicht viel über sie in Erfahrung bringen können und eckte oft mit ihr an.
    Bert Flannagan war ein weiteres Kuriosum. Ja, mit Tieren konnte er umgehen, trotzdem hatte Trent das Gefühl, der Mann habe einen Hang zur Grausamkeit. Flannagan war Mitte fünfzig, hatte einen Militärhaarschnitt und Augen, die sich oft misstrauisch zu Schlitzen verengten. Trent hielt ihn für zäh wie Leder und äußerst belesen, dazu körperlich fitter als manchen Dreißigjährigen.
    Einmal hatte er ein Gespräch zwischen Spurrier, dem Piloten, und Flannagan mit angehört, worin erwähnt wurde, dass Flannagan einst ein Söldner gewesen sei. Entsprach das der Wahrheit? Oder war es ein Scherz? Eine Lüge, um Eindruck zu schinden? Trent wettete, dass zumindest ein Körnchen Wahrheit daran war; der Kerl sah schon so aus. Trent hatte nie erlebt, dass er ein Tier misshandelt hätte, doch Flannagan stauchte ständig die Schüler zusammen. Erst kürzlich hatte Trent mitbekommen, wie er Drew Prescott und Zach Bernsen, zwei der CBs, fertiggemacht hatte, weil sie versucht hatten, ihre häuslichen Pflichten auf ihnen untergeordnete Schüler abzuwälzen. Die Jungs hatten genau das bekommen, was sie verdienten.
    Als Neuling im Kollegium stand Trent bei den Schulinterna bislang außen vor, doch er hatte seine Hausaufgaben gründlich gemacht, bevor er sich um die Stelle beworben hatte, und er hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass einige der Berater und Lehrer nicht unbedingt auf dem aufsteigenden Ast waren.
    Wie du?
    Er fühlte, wie sich seine Mundwinkel zu einem selbstironischen Grinsen verzogen. Auch er war ein Schwindler, der sich diesen Job mit einem zu seinen Gunsten manipulierten

Weitere Kostenlose Bücher