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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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die Frau dazu gebracht hatte, mit ihr über Lauren zu reden.
    »Es tut mir leid«, sagte sie kleinlaut. »Ich hoffe wirklich, dass sie bald wieder zu Hause ist.«
    »Das tun wir alle.«
    »Ich rufe an, weil meine Schwester Schülerin an der Blue Rock Academy ist und ich mir Sorgen um sie mache.«
    »Ich … ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.« Jules vernahm eine andere Stimme im Hintergrund, definitiv männlich, doch sie konnte nicht verstehen, was sie sagte, nur dass die Worte tadelnd klangen. War das Laurens Vater? Oder ein älterer Bruder? Auf jeden Fall eine Autoritätsperson.
    »Mrs. Conway?«, fragte sie.
    »Ähm … bitte … hören Sie, es tut mir leid …« Cheryls Stimme geriet zu einem Piepsen, als sie vergeblich versuchte, sich zusammenzunehmen. »Ich … ich darf darüber nicht sprechen. Möchte darüber nicht sprechen. Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an das Büro des Sheriffs.«
    Damit legte Cheryl Conway auf. Jules blieb im Flur neben der Haustür stehen, das Handy noch immer ans Ohr gedrückt, und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Laurens Mutter ihr mehr hatte sagen wollen, was ihr Ehemann jedoch unterbunden hatte.
    Warum?
    Sie ließ das Telefon in ihre Handtasche gleiten.
    Was hatte sie sich erhofft, als sie sich auf die Suche nach Laurens besorgten Eltern machte, die fürchteten, ihre Tochter sei längst tot? Der Anruf hatte keine neuen Informationen gebracht, sondern lediglich ihre Bedenken, das Institut betreffend, verstärkt.
    »Nun, ich bin wohl nicht gerade Nancy Drew, die Superdetektivin«, sagte sie zu Diablo. Abgesehen davon, dass sie während ihrer Collegezeit als Büroangestellte bei einem Inkassobüro gearbeitet hatte, hatte sie keinerlei Erfahrungen, was das Aufspüren von Personen anging.
    Nach wie vor verspürte sie das Bedürfnis, ihre Schwester von Blue Rock fortzuholen, was Shays Anruf nur bestätigt hatte. Doch sie wusste auch, wie manipulativ ihre Schwester sein konnte.
    Jules schnappte sich ihre Schlüssel und warf auf dem Weg zur Haustür einen raschen Blick in den Spiegel. Sie hatte ihr Haar am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden, ihre weiße Bluse war frisch gebügelt, der schwarze Rock saß gerade. Das Make-up war tadellos. Sie war bereit für die Arbeit, die ihr nicht viel ausmachte, die sie aber auch nicht gerade liebte. Ständig musste sie sich mit Tony, dem Geschäftsführer, und seinen sexuellen Avancen auseinandersetzen. Und dann war da noch Dora, eine ewig nörgelnde Kellnerin, die sich liebend gern über Gott und die Welt beklagte. »Aber es deckt die Kosten für deine Schlemmertöpfchen«, sagte sie zu Diablo, bevor sie sich ihre Jacke schnappte und zur Spätschicht aufbrach. Die Stunden würden lang sein, die Gäste laut, die Preise astronomisch, das Trinkgeld anständig. Sie arbeitete gern in der Nacht, denn wenn sie nach Schichtende wegen ihrer Migräne oder eines Alptraums nicht schlafen konnte, durfte sie am nächsten Morgen getrost den Wecker ignorieren.
    Sie war froh um diesen Job. »Bis später!«, rief sie dem Kater zu und zog die Wohnungstür hinter sich ins Schloss. Draußen winkte sie ihrer Nachbarin, Mrs. Dixon, zu und eilte durch den Nieselregen zu ihrem Volvo. Der Wagen, der mitunter recht bockig war, sprang gleich beim ersten Versuch an, und sie hatte bereits die halbe Strecke zur Arbeit zurückgelegt, als plötzlich ihr Handy klingelte. Am liebsten wäre sie nicht drangegangen, um keinen Strafzettel zu riskieren, doch sie erkannte die Nummer auf dem Display. Es war die, die sie zuletzt gewählt hatte – die Nummer von Lauren Conways Eltern in Phoenix.
    »Hallo?«
    »Hier spricht Cheryl Conway«, flüsterte Laurens Mutter. »Ich konnte vorhin nicht reden, mein Mann möchte das nicht. Er will sich strikt an die Vorschriften halten, aber ich kann den Gedanken einfach nicht ertragen, dass dann womöglich ein weiteres Mädchen verschwindet. Die vom Büro des Sheriffs tun nicht genug; es gibt nicht genügend Beamte. Aber manchmal muss man eben mehr machen.«
    »Wie meinen Sie das?«, hakte Jules nach.
    Cheryl ignorierte ihre Frage und redete hastig weiter. »Ich kenne weder Sie noch Ihre Schwester, aber glauben Sie mir, irgendetwas stimmt nicht in diesem Institut. Es gibt dort ein Programm, mit dem die Kids angeblich vollkommen umgekrempelt werden, aber offenbar werden die Schüler dafür in der Wildnis allein gelassen, um sich selbst zu finden und zu lernen, wie es ist, auf sich selbst angewiesen zu sein.

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