S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)
du keine falsche Bewegung machst. Und unten auf S3, da kam dann plötzlich der Schmerz, da hat mich das richtig überfallen. Ich konnte nicht mehr weiterlaufen und musste mich irgendwo aufstützen und erst mal Luft schnappen. Und das war eben bei den Tischen, dort wo mir auch die Flasche weggeschlagen wurde. Und ähm, ich hab dann gedacht, es geht wieder und bin weiter und dann in den Gang, der weg führt von S3 und ähm ... ich hab auch Angst gehabt. Ich hab gedacht: Jetzt bist du hier unten so hilflos.
I: Was meinen Sie mit „hilflos“?
R: Ich konnte ja nichts machen, mich hätte man einfach so umschmeißen können. Ich konnte ja auch nicht richtig laufen mit den Schmerzen. Und ähm, ich hatte ja im Kopf: Hier unten ist irgendeiner, der nicht will, dass ich hier durchgehe. Das war ja im Kopf. Sonst wäre ja die Flasche nicht so weggeschlagen worden. Das war ja deutlich. Also so: Jetzt bist du schwach und jetzt kommt gleich was.
I: Sie wollten dann weg?
R: Ja ... also ich hab mich hilflos gefühlt und hab einfach gesagt: Jetzt musst du schauen dass du hier raus kommst. Und ich geh so durch den Gang, der eben weg führt von S3 und da packt es mich wieder ganz heftig, der Schmerz. Als ob mir jemand in die Knochen reinsticht und drin rumdreht und ähm ... ich konnte eben nicht weiterlaufen und bin dann zwischen zwei Regale dort in dem Gang und meine Tüte hingestellt und hab mich dort aufgestützt und versucht, den Rücken irgendwie gerade zu machen, das hilft manchmal. Und eben wieder zu Atem kommen.
I: Das hört sich heftig an.
R: Ja, das ist heftig ... ähm, und das geht vom Rücken bis hoch in den Kopf, das ist brutal. Ich kann dann auch nicht mehr richtig sehen, da verschwimmt mir alles, das geht durch den ganzen Körper und das können Sie sich gar nicht vorstellen. Und ähm ... ich hab nur gedacht: Hoffentlich gehst du jetzt nicht auf die Knie und hoffentlich musst du dich nicht übergeben. Einfach damit ich da raus komme. Und ähm ... es wird aber schon besser und da merk ich dass das Regal wo ich mich dagegen stütz, dass das leicht wie äh ... vibriert, also zittert. Und ich denke: Oh Gott, was ist jetzt los? Wieso lässt er mich nicht in Ruhe? Ich geh doch schon. Und ich bin immer noch ganz benommen und schau nach rechts und da merke ich ähm ... da merke ich, wie sich die Regale zusammenschieben, also als ob die so ähm ... so zuklappen. Und wenn die zugehen, dann bin ich zwischen denen gefangen, auf der anderen Seite ist ja nur die Wand und ich komm dann nicht mehr raus und ähm ich denk erst: Ich seh nicht richtig. Aber ich spür ja auch dass sich das Regal bewegt und bin mir dann ganz sicher und weiß: Jetzt musst du hier raus zwischen den Regalen, sonst wirst du da eingeschlossen und dann äh ... was passiert dann?
I: Die Regale haben sich richtig sichtbar bewegt?
R: Nur das eine, nur das eine, wo ich mich dagegen gestützt habe, das eben auch so vibriert hat. Das hat sich ... ähm ... also langsam bewegt ... aber ich bin mir da sicher. Und ähm, ich bin dann raus, mit aller Kraft raus auf den Gang ähm und merke: Ich bin immer noch benommen und ganz neben mir und kann fast nicht laufen und vor meinen Augen ist wie ein Schleier ... aber ähm ... ich nehm meine Kraft zusammen und trotz der Schmerzen äh geh ich den Gang lang und dann durch die Glastür, dass ich da weg von komme. Ich wollte ja einfach nur weg.
I: Also da war schon eine große Angst da.
R: Ich war ja ganz hilflos. Das können Sie sich nicht vorstellen wie man solche Schmerzen haben kann und fast keine Luft mehr bekommt. Da bricht einem der kalte Schweiß aus. Und wenn dann so Sachen passieren ... [atmet mehrmals tief durch] wenn ich da eingeschlossen wäre...
I: Mhm, ja ... ähm, zwischen welchen Regalen war das, also gegenüber von den Toiletten?
R: Ja ... nein, das war schon dahinter, fast bei der Glastür ... und ich geh dann durch die Glastür und denk: Gut, jetzt bist du da weg und jetzt musst du die Treppe hoch. Und ähm ich steh dort hinter der Tür und das ist ja ein etwas größerer Raum, also mit Tischen und ähm ... und ich merke einfach: Irgendetwas stimmt nicht. Es ist so vollkommen ruhig, man hört überhaupt nichts. Normalerweise hört man ja immer irgendetwas, auch wenn es ähm ... ruhig ist. Aber das war als ob alle Geräusche weg sind, als ob einem die Ohren zu sind. Und irgendwie schau ich nach links, da sind ja Tische. Und an einem Tisch sitzt ein Mädchen,
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