Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

Titel: S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
Vom Netzwerk:
beim Parkplatz.
     
    I: Und hat der Sie wieder irgendwie angeschaut?
     
    R: Nein, überhaupt nicht. Der ist einfach an mir vorbei gelaufen und hat vielleicht gedacht, warum ich ihn so anschau.
     
    I: Aber das war sicher der Mann?
     
    R: Ja, ich glaube schon ... ähm ... ich denke schon. Aber ich hab mir das nicht eingebildet in der Bibliothek. Der hat das sicher nicht gewusst, dass der mich so angeschaut hat. Der hat sich gar nicht erinnert, der war das ja nicht selbst, ähm ... dass der das absichtlich...
     
    I: Ja ähm ... waren Sie danach dann noch mal dort unten?
     
    R: Nein, ich geh da nicht mehr hin.
     
    I: Wenn ich das ähm richtig verstanden habe, dann war das vor etwa einem halben Jahr, oder ähm...
     
    R: Eher ähm sieben, acht Monate.
     
    I: Und seitdem...
     
    R: Nein, ähm ... seitdem halt ich mich fern.
     
    I: Was ich noch fragen wollte: Sie haben nicht irgendwas gespürt, irgendeine körperliche Berührung oder...
     
    R: Also dass mich selbst jemand angefasst hat, nein
     
    I: Und auch kein Geräusch, kein ähm Unerklärliches?
     
    R: Nein ähm ... ja nur dass auf einmal so still war. Als ob einem die Ohren zu sind.
     
    I: Und auch nicht irgendwas gerochen?
     
    R: Wie meinen Sie gerochen?
     
    I: Ähm, jemand anders hat mir erzählt, dass es irgendwie komisch gerochen hat ähm wie verbrannt, also als die was Komisches erlebt hat.
     
    R: Nein, das nicht
     
    I: Ähm, was denken Sie, was steckt da dahinter?
     
    R: Puh ... [langes Schweigen]
     
    I: So ganz platt gefragt: Wollte Sie da jemand loswerden oder wollte da jemand, dass Sie sich erschrecken oder ähm... mit Ihnen spielen?
     
    R: Ja ähm... ich hab Ihnen das ja beschrieben.
     
    I: Vielleicht wenn Sie einfach mal so spekulieren.
     
    R: Ähm ... ich habe gleich noch einen Arzttermin.
     
    I: Ach so hm...
     
    R: Ich muss mich noch fertig machen für den Arzttermin.
     
    I: Sie möchten nicht mehr ähm...
     
    R: Es tut mir leid dass ich keine Zeit mehr habe.
     
    I: Okay, dann bedanke ich mich dass Sie mitgemacht haben.
     
    R: Ja.
     
    [Ende der Aufnahme]
     
    Ich glaube nicht, dass Herr Heim noch einen Termin hat. Er wollte einfach das Gespräch beenden. Scheinbar habe ich die falschen Fragen gestellt oder er hat sich bedrängt gefühlt. Vielleicht ging es ihm einfach zu lange.
    Der Abschied ist kühl. Ich bedanke mich noch einmal für das Interview, verlasse die Wohnung und fahre nach Hause. Am Abend tippe ich das Gespräch ab.
     
    Noch eine Anmerkung:
    Herr Heim sagt, er habe den Mann – den, der ihn so angrinste – nicht mehr gesehen, als er sich noch einmal umschaute. Damit ist wahrscheinlich nicht gemeint, dass der Mann verschwunden war. Wenn man sich von der Glastüre, durch die Herr Heim kam, in Richtung Treppe bewegt, dann wird der Blick auf die weiter weg liegenden Tische durch Regale verdeckt. Die Tische in Türnähe – dort saß das Mädchen – bleiben sichtbar.
     

29. Neue Pläne
     
    Samstag, 26. April 2008: Um zehn will ich los, dann bin ich zum Mittagessen da. Ich fahre übers Wochenende zu meinen Eltern.
    Jetzt ist es neun, die Sachen sind gepackt und vor mir liegen sechzig Minuten, mit denen ich nichts anzufangen weiß. Ich beschließe, Patrick anzurufen. Ich will ihm erzählen, wie das Interview lief und ihn fragen, ob er eine Idee hat, wieso Herr Heim das Gespräch so plötzlich beendet hat. Außerdem will ich wissen, ob Patrick von seinem Nachbarn das Gleiche oder zumindest Ähnliches wie ich zu hören bekam. Gestern, direkt nach dem Interview, hatte ich bei ihm geklopft. Ein Mitbewohner sagte mir, er mache noch irgendwelche Einkäufe.
     
    Patrick klingt verschlafen, gestern war es spät und ich habe ihn geweckt. Aber das sei okay, versichert er mir. Er habe sowieso raus gewollt. Ich erzähle vom Interview und dem plötzlichen Ende. Patrick meint, ich könne froh sein, dass sich Herr Heim überhaupt so lange mit mir unterhalten habe. Normalerweise würde er Fremde gar nicht in die Wohnung lassen.
    Er selbst habe von Herrn Heim keine „konkreten Geschichten“ über die Bibliothek gehört. Nur dass dort seltsame Dinge passieren und dass man dort nicht viel Zeit verbringen soll. Regelrecht gewarnt habe ihn Herr Heim davor, sich länger im unteren Stockwerk aufzuhalten.
    Patrick will wissen, was sein Nachbar mir erzählt hat, und ich berichte ihm von unserem Gespräch. Ich bitte ihn, mich anzurufen, falls Herr Heim ihm gegenüber noch irgendetwas zum Interview oder zu S3 erwähnt.
     
    Auf der Fahrt zu

Weitere Kostenlose Bücher