S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)
ein blondes Mädchen ... und das ist komisch, die hat überhaupt nichts vor sich liegen, keine Bücher und keine Stifte und ähm, die sitzt einfach ganz gerade an dem Tisch und ähm dann dreht die langsam den Kopf zu mir und schaut mich ganz direkt an und da läuft es mir kalt den Rücken runter ähm ... [atmet tief durch] das kann ich gar nicht beschreiben ... die schaut mir direkt in die Augen und das ist ein ganz kalter und böser Blick, das war überhaupt nicht wie von einem Mensch. Und ähm die sitzt einfach nur da und hat den Kopf zu mir gedreht und ich bin wirklich zurück, einen Meter zurück, weg von dem Mädchen. Ich hab mich richtig erschreckt vor dem Blick und dem Gesicht und wie die mich anschaut. Ich musste wirklich wegschauen, ich konnte der nicht in die Augen schauen. [atmet mehrmals tief durch]
I: Mhm ja.
R: Und dann seh ich: Ein paar Meter weiter sitzt noch ein Mann und der hat auch überhaupt nichts vor sich liegen, der sitzt einfach nur da, so wie das Mädchen, also ganz gerade. Und dann dreht der auch seinen Kopf zu mir und schaut mich genauso an wie das Mädchen, also ein ganz grauenhafter ... äh kalter und gemeiner Gesichts- ähm ... Und dann grinst mich der an aber das ist nicht freundlich, das sieht so aus als ob sich das ganze Gesicht verschiebt, als ob das einfach nach oben gezogen wird oder ähm verrutscht und äh ... ich hab die Zähne von dem gesehen und mir ist wieder richtig schlecht geworden und mir ist alles verschwommen vor den Augen und ähm ... ja...
I: Wie sahen die aus, ähm ... wie Studenten?
R: Ja das waren ja Studenten, ganz normal angezogen und ähm ich bin dann weg, ich wollte nur noch weg und bin dann nach vorne gestolpert und muss mich wieder aufstützen und dann hol ich Luft und dreh mich doch noch mal um und schau, ob die immer noch da sitzen oder ähm, ob die mir nachkommen und ähm ... diesen Mann kann ich nicht sehen aber das blonde Mädchen. Und die sitzt über den Tisch gebeugt und neben ihr liegt eine Plastiktüte und ähm, um sie rum verschiedene Bücher äh Hefte und die arbeitet ganz normal, also ähm, wie die Stundenten eben arbeiten in der Bibliothek ... mit den ganzen Sachen um sich rum ... ähm aber gerade eben noch, da war das alles nicht und die saß nur da und hat mich so angeschaut.
I: Also das war plötzlich ein ganz anderes Bild?
R: Ja, vorher da lag ja nichts, da war der Tisch ja ganz leer. Und ähm jetzt plötzlich, jetzt liegen da Bücher und Stifte und die arbeitet und ähm ... das war schon ... [tiefes Atmen] also ich hab das vorher wirklich so gesehen, so wie ich das gerade versucht habe ... hm...
I: Aber Sie haben die ganze Zeit nichts gehört?
R: Ähm, nein ... erst nicht. Also ... ähm nicht als die beiden mich so angeschaut haben und dann ... dann hab ich gemerkt: Jetzt sind wieder Geräusche, jetzt hört man wieder was, also Fußtritte und äh den Kopierer irgendwo. Als ich das Mädchen noch mal angeschaut habe, da waren wieder Geräusche.
I: Aber den Mann haben Sie nicht mehr gesehen?
R: Nein, der war ähm ... ich wollte auch nicht mehr zurück, also ähm Richtung Glastür. Ich bin dann die Treppe hoch und so schnell raus, wie ich konnte. Und ähm ich hab dann gemerkt, dass ich meine Tüte mit den Flaschen stehen gelassen habe und das waren bestimmt zwanzig Stück. Also bei den Regalen.
I: Haben Sie daran gedacht, die noch zu holen?
R: Nein, überhaupt nicht. Ich musste unbedingt da raus. Und ich habe mir das nicht eingebildet, das Regal hat sich wirklich bewegt, ich hab das ja mit den Händen gespürt wie das gezittert hat. Und das Mädchen hat mich wirklich so angeschaut, das kann ich gar nicht beschreiben. Das war so eine Kälte, die von der ausgegangen ist. Und dann dieses komische, dieses ganz verzerrte Grinsen vom dem Mann ... ähm, unnatürlich, ja, unnatürlich, ich will da gar nicht dran denken. Ähm ... und natürlich die Flasche, da war ja alles voller Scherben.
I: Aber das mit der Flasche war ja nicht am gleichen Tag ... wenn ich das richtig...
R: Nein, das war vorher, also etwas über eine Woche. Aber das gehört ja zusammen. Da hat das ja angefangen, dass das so feindselig war, so deutlich ähm...
I: Ja äh, zu den beiden Studenten noch mal ... haben Sie die vorher oder auch nach diesem Ereignis noch einmal gesehen?
R: Äh ja ... ich ... [atmet tief durch] ich hab den Mann noch einmal gesehen ... aber nicht in der Bibliothek. Also draußen ähm
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