"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
wo sollte man anfangen, bei den Italienern, den Russen, oder waren es doch andere Ostblockbanden, oder gar welche aus Asien?
Eigentlich ging es immer beschaulich zu im Saa rland und nur in seltenen Fällen rastete mal jemand aus und erschlug mit Axt oder Hammer ein Familienmitglied, aus welchem Grund auch immer. Der letzte Mord lag gut eineinhalb Jahre zurück und war auch schnell aufgeklärt gewesen. Damals hatte ein Mann seine Freundin im Suff mit einem Beil erschlagen, nur weil er vermutet hatte, sie hätte ein Verhältnis mit dem Nachbarn, was sich als falsch herausstellte. Aber schon in einem Sprichwort hieß es, dass Besoffene und Kleinkinder die Wahrheit sagen, und so hatte der Täter unmittelbar nach der Tat in seiner Stammkneipe in der Altstadt damit geprahlt. So war es für die ermittelnden Beamten eine Kleinigkeit gewesen, den Täter zu verhaften.
Hier allerdings war es nicht so leicht, da sich die anderen betroffenen Restaurantbesitzer in Schweigen hüllten. Aus Angst um ihre Gesun dheit, die der Familie, und davor, den Versicherungsschutz zu verlieren. Wagner und Gerber saßen an ihren Schreibtischen in ihrem Büro, als die Tür aufgerissen wurde. Wütend kam der Polizeichef herein, warf eine Tageszeitung auf den Schreibtisch von Wagner und forderte ihn auf:
„Hier Wagner, lesen sie mal!“
Gerber versuchte, die Situation zu entschärfen. „Sorry Chef, aber wir sind im Dienst und da dürfen wir das nicht.“
Er wusste, dass die Presse immer wieder durch wilde Spekulationen und aus Sensationslust irgen dwelche Gerüchte und Vermutungen in die Welt setzte, was natürlich den öffentlichen Druck auf die ermittelnden Behörden erhöhte.
Der derzeitige Vorgesetzte hatte allerdings für solche Späße wenig übrig, und was dann an Flüchen über den Artikel mit der bisherigen Au fklärungsquote der Polizei im Falle der bisherigen Schutzgelderpressungen und des toten Gastronomen aus seinem Munde kam, während sein Kopf einer reifen Tomate glich, wird hier aus Jugendschutzgründen verschwiegen. Genauso plötzlich wie er aufgetaucht war verließ er auch wieder das Büro, nicht ohne durch das laute Zuschlagen der Tür seinen Ausführungen und Forderungen nach Ergebnissen der Ermittlungstätigkeit Nachdruck zu verleihen.
Es dauerte eine Weile, bis sich die beiden E rmittler gefangen hatten.
„Man war der Olle aber schlecht drauf. Man merkt, dass er scharf auf den Posten vom Chef ist und es ihn nervt, immer nur Vertretung machen zu dürfen.“
Gerber stimmte kopfnickend zu. Aber was sollten sie machen? Einfach zu den Cla nchefs, die ja bekannt waren, hingehen und sagen: „Ihr bösen Buben, hört sofort auf damit, sonst werdet ihr verhaftet!“? Diese Drohung würde nicht viel Wirkung zeigen. Selbst, wenn sie tatsächlich einen von denen verhaften würden, hätten die Verbrecher nicht viel zu befürchten. Jeder ihrer Staranwälte hätte die Betroffenen schon wieder raus, bevor sie überhaupt auf der Dienststelle angekommen wären.
Wagner machte den Vorschlag, doch noc hmals in den einzelnen Lokalen vorbeizuschauen und mit den Besitzern zu reden. Vielleicht würde ja doch einer schwach werden und plaudern. Gerber griff nach seiner Jacke und folgte seinem Kollegen, der schon das Büro verlassen hatte und auf dem Weg zum Parkplatz war. Er schlug vor, dass man die Gelegenheit nutzen könnte, die Mittagspause mit diesem Besuch zu verbinden. Feixend erinnerte er Wagner daran, dass dieser ihm ja noch von der letzten Wette ein Essen schuldig war. Die beiden Ermittler hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, bei jedem ihrer Fälle eine Wette abzuschließen, wer als Erster den Täter ermitteln und somit den Fall aufklären konnte.
Wagner war inzwischen an dem Dienstwagen a ngekommen und betätigte die Fernbedienung am Schlüsselbund. Die Warnblinkanlage am Fahrzeug leuchtete kurz auf und signalisierte, dass die Türen entriegelt waren.
„Klar, dass du mal wieder nur ans Essen denkst, ich wollte das eigentlich mit ’ner Roschtworscht und ’nem Weck erledigen und nicht mit ’nem Drei-Gänge-Menü.“ Damit öffnete er die Fahrertür und stieg ein, startete den Wagen.
„Was ist jetzt, keinen Hunger mehr?“, fragte er seinen Kollegen, der immer noch verdutzt dreinschauend auf der Beifahrerseite stand. Gerber stieg ein und schaute seinen Partner ungläubig an.
„Das war doch wohl ein Scherz, oder? Ich habe letztens bei Gaby im Palazzo Venezia für dich ’ne Familienpizza, einen Salat Napoli und ’nen Vesuv
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