"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
Eisbecher zahlen können, nicht zu vergessen die Flasche Rotwein, die du zu zwei Dritteln alleine g etrunken hast. Und dann willst du mich mit ’ner Bratwurst abspeisen? Das finde ich unfair.“
Wagner musste grinsen: „Damals waren wir auch nicht im Dienst, und im Gegensatz zu deinen Land sleuten aus dem hohen Norden heißt es bei uns hier immer noch ‘Hauptsach gudd gess… geschafft hann mir dann schnell‘.“
Sie fuhren los in Richtung der Auße nbezirke der Landeshauptstadt, was wegen der vielen Baustellen, die den Verkehrsfluss derzeit behinderten, schon eine Weile dauerte.
„Da hätten wir ja dann auch gleich zu Fuß gehen können“, wetterte Gerber missmutig, nachdem sie sich schon eine gute Vierte lstunde im Schritttempo über die Straßen der Landeshauptstadt gequält hatten.
Sie waren auf dem Weg zum „La Lagune de Biguglia“, einem französischen Spezialitäte nrestaurant. Der Besitzer war ein ehemaliger Fremdenlegionär, der während seiner Dienstzeit auf Korsika beim 2éme REP, der Eliteeinheit der französischen Fremdenlegion, stationiert gewesen war. In Biguglia, der kleinen Stadt in der Nähe von Bastia, hatte er seine große Liebe kennengelernt. Nachdem sein Vertrag bei der Legion abgelaufen war, hatten sie noch gemeinsam einige Zeit auf der Mittelmeerinsel verbracht, geheiratet, und waren dann doch letztendlich im Saarland gelandet. Michelle war eine ausgezeichnete Köchin und verstand es, die mediterrane französische Küche in der Landeshauptstadt anzubieten.
Jérôme und Michelle hatten sich den alten Lan dgasthof, der auch ein beliebtes Ausflugsziel war, gekauft und gekonnt das französische Ambiente darin eingebracht.
„Klein aber fein“, war ihr Wahlspruch. Sie hatten es nach einiger Zeit geschafft , sich einen festen Kundenstamm aufzubauen. Reich waren sie nicht, aber es reichte für beide gut zum Leben, und mehr wollten sie nicht.
Leider hatte seit einigen Monaten der B esuch der Gäste nachgelassen und ihr Lokal stand kurz vor der Schließung. Ein Schlägertrupp sorgte in unregelmäßigen Abständen dafür, dass sich kaum noch jemand traute, das Lokal aufzusuchen. Jérôme hatte einen Jagdschein, um immer wieder frische Wildspezialitäten auf der Speisekarte anbieten zu können, und war somit auch im Besitz von Schusswaffen. Seit er beim letzten Besuch der Schläger seine Schrotflinte unter der Theke hervorgeholt und, zu allem bereit, auf die Typen gerichtet hatte, waren deren Besuche ausgeblieben. Dafür hatte er erfahren, dass sich deren Betätigungsfeld auf die Zufahrtsstraße verlegt hatte, wo sie gezielt Gästen auflauerten und deren Fahrzeuge mit Baseballschlägern bearbeiteten. Das sprach sich natürlich schnell herum und immer mehr Gäste blieben aus. Die Polizei hatte bisher zwar ihre Streifen verstärkt, aber wie so häufig verliefen die Ermittlungen im Sande.
Trotzdem hatte er sich geweigert zu zahlen und das Ergebnis war, er stand kurz vor der I nsolvenz, spielte mit dem Gedanken, wieder zurück nach Frankreich, Korsika zu gehen.
Als der Wagen der beiden Kommissare auf dem Parkplatz vor dem Lokal ausrollte, b emerkten sie schon, dass etwas nicht stimmen konnte, weil außer ihnen kein anderes Fahrzeug zu sehen war. Sie hatten ihren Besuch zwar nicht angekündigt, aber Ruhetag war eigentlich Montag, und heute war Mittwoch. Wagner parkte direkt neben dem Eingang. Er zog den Zündschlüssel ab und beide Ermittler stiegen aus, sahen sich ungläubig an. Die Eingangstür war verschlossen und ein Schild daran angebracht. „Wegen Familienfeier geschlossen“
„Tja, wird wohl nix mit Mittagspause“. Wagner sah an der Hausfront hoch, während sein Kollege sich auf den Weg machte, das Gebäude zu umrunden. Durch den angrenzenden Biergarten konnte man mühelos die rückwärtige Seite des Anwesens betreten, aber auch hier herrschte tote Hose. Er ging zurück zum Dienstwagen, wo gleichzeitig sein Kollege eintraf, der zwischenzeitlich die Garage inspiziert hatte.
„Scheint wirklich dicht zu sein, kein Auto da“, bemerkte er, kurz bevor er sich daran machte, in den Dienstwagen zu steigen. Gerade als Gerber sich dazu setzen wollte, hörte er Motorengeräusche, die nicht von einem normalen Pkw stammen konnten. Er machte Wagner darauf aufmerksam, der den Zündschlüssel erneut abzog und ausstieg. An der geöffneten Wagentür warteten sie auf das, was da wohl anrollen würde. Gleich darauf bog um die Kurve kurz vor dem Restaurant ein schwerer schwarzer Geländewagen. Die
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