"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
wieder.
„Meine Frau liebt das Lied auch.“ Warum erzählte er das?
„Gwendolyn erträgt es nicht mehr, sie kann es nicht mehr anhören.“
„Verstehe ich.“
Sie schwiegen beide. In Hugos Kopf arbeitete es. Etwas wollte in sein Bewusstsein drängen, eine E rinnerung.
Was war es?
Er sollte töten. Diesen Mann töten. Heute Morgen hatte er den Auftrag bekommen. Von einer Auftraggeberin dieses Mal. Die Frau hatte verbittert geklungen. Sie schien ein persönliches Motiv zu haben. Rache. Er hatte sie an der Stimme erkannt, doch jetzt wollte ihm nicht mehr einfallen, wie ihr Name war. Eben noch hatte er ihn gewusst, jetzt war er wieder weg.
Elsa hatte mitbekommen, dass er es hier im Park tun sollte, und ihn losgeschickt. Aber nein, erinnerte er sich dann, er hatte doch b eschlossen, nicht mehr zu töten. Sein Blutkonto nicht mehr weiter zu füllen. Wie hatte der Fremde vorhin gesagt? Wenn er seine Frau ansah, dann hatte er Hoffnung. So erging es Hugo auch. Wenn er an Elsa dachte, hatte er Hoffnung. Dass sein Blutkonto mit den Jahren verblassen würde, dass die Verstorbenen dem Vergessen anheim gegeben würden, wie es nun mal der Lauf der Dinge war. Dass man auch mit den neuesten Untersuchungsmethoden keine Spuren finden würde.
Plötzlich ging ein Ruck durch den Mann auf der Bank neben ihm, er starrte unverwandt zum Ei ngangstor des Parks.
„Was macht sie denn hier?“, murmelte er, dann sah er auf seine Armbanduhr. „Verdammt, ich müsste längst geduscht und auf der Arbeit sein.“ Er stand auf, streckte sich mit einem unterdrückten Stöhnen. Hugo war seinem Blick gefolgt und hatte sofort die Frau gesehen, die durch das Tor getreten war und nun auf die Bank zu kam. Sie blieb stehen und schien zu grübeln, dann ging sie langsam weiter.
Das war Gwendolyn! Ihre Stimme war es g ewesen, heute Morgen am Telefon. „Mach ihm ein Ende, er hat es nicht verdient, weiter zu leben.“ War es die Gwendolyn, die auch der Rothaarige gemeint hatte? Seine Frau, die ihm Hoffnung gab und die er liebte? Bei ihrem Näherkommen bemerkte Hugo, wie sehr er sich geirrt hatte. Es war nicht Gwendolyn, sondern Elsa. Wie der Rothaarige, sprang er rasch auf, das schlechte Gewissen meldete sich.
Elsa sah den Fremden fragend an und grüßte ihn mit einem Lächeln. „Ist etwas passiert?“
„Ich bin gestürzt. Dieser nette Mann hat mir aufgeholfen, und nun haben wir uns noch ein wenig verquatscht. Ich muss los, die Arbeit wartet.“
„Und wie geht es dir, Hugo?“, wandte sie sich an ihn. „Bist du auch gestürzt?“
„Ich gehe dann, Gwendolyn. Wir sehen uns heute Abend, Liebes.“
Hugo schüttelte verwirrt den Kopf. Etwas stimmte hier nicht. Elsa nahm ihn mit beiden Händen am Arm, wie sie es immer tat.
„Wieso nennt er dich Gwendolyn?“, fragte er sie, während sie ihn behutsam in Richtung des Tores führte.
„Er nennt mich Gwendolyn, du nennst mich Elsa. Für mich spielt es keine Rolle.“ Wenig später ve rließen sie den Park und betraten den Garten des Pflegeheims.
Heinz Draeger
DURAND – Schmutzige Geschäfte
Die beiden Kommissare des LKA Saa rbrücken, Wagner und Gerber, waren schon lange damit beschäftigt, endlich die Serie von Schutzgelderpressungen im Lande aufzuklären.
Seit einigen Monaten kam es immer wieder vor, dass die Inhaber von Lokalen und Restaurants in der Landeshauptstadt im Krankenhaus aufwachten und ihre Ei nrichtungen auf dem Sperrmüll zu finden waren. Die Vorgehensweise war immer die gleiche, kurz vor Feierabend erschienen doch recht gut gekleidete „Herren“ im Lokal und wiesen den Besitzer darauf hin, dass es eigentlich schade wäre, wenn etwas zu Bruch gehen würde. Dies könne aber gegen eine regelmäßige Bargeldzahlung verhindert werden. Dafür könne man aber auch die Versicherungsbeiträge der Hausratsversicherung einsparen. Drohte der Eigentümer mit der Polizei, wurde er sofort auf brutale Weise zusammengeschlagen und die Einrichtung zu Kaminholz verarbeitet. Dies war in den meisten Fällen Warnung genug.
Außerdem war in den Kliniken aufgefallen, dass sich die Zahl der schwer verletzten Gastr onomen unter den Patienten erhöht hatte. So war es auch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis einer der betroffenen Wirte seinen Verletzungen erlegen war und über die Rechtsmedizin auch die Mordkommission auf den Plan gerufen worden war.
Zuerst hatte man die Mafia im Visier, aber wie sollten deren Kreise dazu bewegt werden, sich fre iwillig zu äußern? Und
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