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"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)

"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)

Titel: "Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
Autoren: Elke Schwab , Angelika Lauriel , Christian Bauer , Heinz Draeger , Martin Frohmann
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Ich wusste selbst nicht, worauf ich hoffte. Vielleicht, dass ich jemanden fand, der das Gleiche sah wie ich? Was wir vorhatten, war gefährlich und leichtsinnig. Ich zögerte immer weiter, weigerte mich zu unterzeichnen. Beinahe hoffte ich, dass ich entlassen würde. Es widerstrebte mir, meinen Namen unter diese Sache zu setzen.“
    „Verdammt, wovon sprichst du?“
    Erschrocken drehte der Fremde sich zu Hugo um, kniff kurz die Augen zusammen. „Das kann ich dir nicht sagen.“ Er lachte hart auf. „Es würde mich meine Existenz kosten. Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede. Schon ein Mal habe ich das Wertvollste in meinem Leben verloren.“ Er runzelte die Stirn. „Nur so viel: Menschenleben hingen davon ab. Viele Menschenleben.“
    Hugo nickte, als verstehe er. Spielte es eine Rolle, wessen der Rothaarige sich schuldig g emacht hatte? Hatte es jemals eine Rolle gespielt? Ging es nicht letzten Endes immer um diese schmutzigen Geschäfte, wenn man ihn rief? Trotzdem – Flora, ein junges, unschuldiges Mädchen. Wie hatte sie da hineingepasst? „Haben sie dich mit Flora erpresst?“ Warum konnte er es nicht lassen? Warum ging er nicht einfach nach Hause? Es war Hugo wieder eingefallen, weshalb Elsa ihn in diesen Park geschickt hatte. Sie hatte den Ort des Auftrags mitbekommen. Aber er würde den Rothaarigen nicht töten. Er wollte nicht mehr. Keine Menschen mehr umbringen, kein Blut mehr auf sein Konto laden. Dann mussten er und Elsa eben kleinere Brötchen backen.
    Der Fremde sah misstrauisch zu Hugo. „Ja, das haben sie. Und ich Idiot habe weiterhin g ezögert. Ich dachte, dass sie das nicht machen würden. Alles, aber nicht einen kaltblütigen Mord. Ein Mord kam überhaupt nicht in Betracht. Das wäre zu gewagt, selbst für sie.“ Plötzlich schluchzte er auf. „Ich habe mich geirrt. Und ob sie eines Mordes fähig waren. Sie brauchten ihn ja nicht selbst durchzuführen. Wozu gibt es Berufskiller?“ Er lachte abgehackt, es hörte sich an wie ein Grunzen. „Wahrscheinlich haben sie ihn aus der Portokasse bezahlt …“ Er brach ab, brütete schweigend vor sich hin.
    Hugo erinnerte sich zurück an jenen Sommer vor acht Jahren. Hatte er eben nicht mal mehr den Namen des Mädchens gewusst, so sah er sie jetzt wieder glasklar vor Augen. Sie war jeden Morgen an der Saar entlang gejoggt, nicht weit von hier. Sie hatte das Haar mit einem schlichten Haargummi z usammengenommen, es wippte in fast behäbig wirkenden Wellen auf ihren Rücken hinab. Hugo hatte sie zwei Tage lang ausspioniert, um sicherzugehen, dass er an Tag X unbeobachtet sein würde. Ihre Strecke verlief auf einem um diese Zeit einsamen Weg, doch besonders das Stück, das ein wenig vom Fluss wegführte, war menschenleer. An jenem Morgen trug sie eine kurze Jogginghose, darüber ein Sport-Top und ihre Laufschuhe. Wie immer hatte sie die Kopfhörer im Ohr. Es waren die Kopfhörer, die er jetzt auf dem Schoß des rothaarigen Mannes liegen sah.
    Wie unter Zwang fragte Hugo: „Was ist mit Flora passiert?“
    Der Rothaarige streckte den Rücken durch. „Ermordet. Einfach so. Beim Joggen hat sie jemand von hinten erdrosselt. Mit einem Kabel, wie man es in jedem Baumarkt kriegt. Keine Spuren, nichts. Es muss schnell gegangen sein.“ Er griff sich an die Kehle. „Wenn ich es mir ausmale … Mein Mädchen muss fürchterliche Angst gehabt haben. Wie schnell kann man einen Menschen erdrosseln, frage ich dich?“
    Hugo dachte nach. „Ich … habe nie darauf g eachtet“, sagte er.
    Der Rothaarige riss die Augen auf.
    „Es kommt darauf an, ob man es richtig macht.“ Ein Gurgeln entwich dem Fremden, er rückte von Hugo ab.
    „Denke ich mal“, sagte Hugo und lächelte gütig.
    Die Schultern des Rothaarigen sackten herab, als er heftig die Luft ausstieß.
    „Sie war ein schönes Mädchen“, sagte Hugo und erinnerte sich, wie sie zuerst die Hände hochgerissen hatte, um nach ihm zu greifen, wie er dann heftig z ugezogen hatte, damit sie nicht unnötig leiden musste. Sie war an seinem Körper erschlafft und zusammengesackt, er ließ sie auf den Boden gleiten und achtete darauf, dass er sie möglichst nicht berührte. Natürlich trug er einen Plastikoverall, damit sie keine Fasern an ihrer Kleidung finden würden, aber trotzdem mied er jeglichen direkten Kontakt, wenn immer es möglich war. Er arbeitete präzise. Hatte immer präzise gearbeitet. Floras Pferdeschwanz war nach vorne gerutscht, und eine breite Strähne bedeckte ihr Gesicht, eine weitere den
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