"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
nicht wissen, wie recht sein Kollege damit hatte und welche Wendung der Fall noch nehmen würde.
Durand befand sich auf der Rückfahrt in die Stadt. Neben ihm saß Yves, der plötzlich wütend mit der Hand auf das Armaturenbrett schlug. „Da ist doch was oberfaul.“ Er schob dabei seinen zerkauten Zigarrenstummel von einem Mun dwinkel in den anderen. Durand blies nachdenklich den Rauch seiner Pfeife aus dem halb geöffneten Fenster. Er wusste, dass Jérôme außer seiner Frau keinerlei Familienangehörige hatte, und auch diese hatte im letzten Jahr ihre Eltern bei einem Autounfall auf Korsika verloren. Geschwister gab es keine, also was hatte dann das Schild an der Tür zu bedeuten? Er bremste seinen Hummer ab und bog in einen Seitenweg ein, parkte ihn so, dass er von der Hauptstraße nicht zu sehen war. „Wir warten, bis die Polizei vorbei ist, und fahren nochmal zurück. Ich will wissen, was da los ist.“
Sie brauchten nicht lange zu warten, bis der Dienstwagen mit den beiden Ermittlern an ihnen vorbeifuhr. Jean Claude startete seinen Geländ ewagen und rollte langsam zurück in Richtung Landgasthof. Dort angekommen stiegen beide aus und begaben sich zur Eingangstür. Deutlich konnte man das Schild hinter der Glasscheibe erkennen. Durand drückte die Klinke herunter, verschlossen. Gemeinsam mit seinem Freund begab er sich durch den Biergarten hinter das Haus, um dort nach eventuellen Spuren und Ungereimtheiten zu suchen. Das Einzige, was ihnen bei genauerem Hinsehen auffiel: An der Tür zum Bierkeller entdeckten sie tatsächlich frische Einbruchspuren. Durand gab Yves ein Zeichen, der sofort zum Wagen zurück eilte und dort die in einem der zahlreichen Verstecke des Wagens verstaute Pump Gun ergriff. Er schlich sich nun zurück zu seinem Freund, der bereits mit gezogener Walther P99 neben der Tür auf ihn wartete. Ein „Ratsch –Ratsch“ der Pump Gun war zu hören, und Yves war einsatzbereit.
Langsam stiegen die beiden zur Ei ngangstür des Bierkellers hinab und öffneten sie vorsichtig. Yves sprang, wie er es in der Fremdenlegion gelernt hatte, sofort hinein und sicherte den Raum. Beide schlichen vorsichtig durch den dunklen Raum, der nur spärlich vom Licht der einfallenden Sonne durch die Kellerfenster erhellt wurde. Sie stiegen die Stufen zum Schankraum hinauf und standen letztendlich im Restaurant.
Der Anblick, der sich ihnen dort bot, ließ auf einen Kampf oder zumindest mutwillige Ze rstörung schließen. Nachdem auch die restlichen Räume des Hauses kontrolliert und gesichert waren, standen Yves und Jean Claude wieder unten an der Theke. „Also eine Familienfeier war das hier bestimmt nicht“, bemerkte Jean Claude trocken und steckte seine Waffe ins Holster. Yves nickte zustimmend. „Und ich war nicht dabei, sonst würde es hier nicht so aussehen.“
Trotz der Umstände musste Durand lachen. „Nein, dann wäre alles zu Bruch g egangen, so ist wenigstens noch etwas zu gebrauchen. Aber wir müssen herausfinden, was hier los ist, ich versuche Jérôme auf seinem Handy zu erreichen.“
Er hielt sich das Handy ans Ohr, nach einer Weile ließ er das Gerät wieder sinken und steckte es ein.
„Er geht nicht ran, entweder will er nicht oder aber er kann nicht.“
Jean Claude ging mit Yves zurück zum Wagen und zündete sich dort nachdenklich eine Pfeife an.
„Also so, wie es im Haus aussah, tippe ich mal auf Letzteres und was schlägst du vor?“ Yves sah Durand erwartungsvoll an, der dabei war, über die Freisprechanlage sein Büro anzurufen, während er den Motor seines schweren Geländewagens startete. Nachdem er seine Sekretärin Carmen erreicht hatte, gab er ihr Anweisungen, das Handy von Jérôme orten zu lassen. So konnten sie wenigstens feststellen, wo sich ihr gemeinsamer Freund derzeit aufhalten würde. Es dauerte auch nicht lange und Carmen konnte ihnen die Koordinaten der Ortung übermitteln. Jean Claude erkannte auf dem Navibildschirm im Armaturenbrett sofort, wo er hin musste. Es war die alte Brücke bei St. Arnual. Sie wurde deshalb so genannt, weil sie, wie so oft in der Politik, eine völlige Fehlplanung war und im Niemandsland endete.
Durch das angrenzende Naturschut zgebiet war damals der Weiterbau gestoppt worden, aber die Brücke stand da.
Durand machte sich mit Yves sofort auf den Weg. Er kannte seinen Freund Jérôme zu gut, als dass der dort eine Familienfeier abhalten würde. Die Fremde nlegion war viele Jahre ihre Heimat und Familie gewesen. Ob er mit dem Schild
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