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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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unmissverständlicher Absicht näherte.
    „Sag’s nicht weiter“, hatte sie als Antwort auf ihre Frage
bekommen. Geschehen musste es sein, als er sich den
ganzen Tag im Arbeitsraum aufgehalten und das bisher
gesammelte Material, einschließlich der
InMori-Daten,
aufbereitet hatte.
    „Man soll zwar die Prozedur entspannt über sich ergehen
lassen, aber was kümmert wohl einen AmUlzo das! Meine
Güte, was hat der Mann sich verändert!“ Und dennoch –
VonEtali sank entspannt in ihre Mulde – fühlte sie sich
froh, und die Freude über den Disziplinverstoß AmUlzos
wollte sie keineswegs unterdrücken. Sie stellte sich vor,
dass sie allein womöglich den Anlass dazu gegeben haben
mochte. „Bleibst du nun – so?“, fragte sie leise.
    AmUlzo zögerte eine Weile mit der Antwort, als
erschließe sich ihm der Sinn der Frage erst allmählich.
„Leider nicht“, sagte er dann bedauernd. „Schlechtes
Vorbild zu sein, will ich mir nicht leisten. Einmal in diesem
Jahr darf ich ja noch wandeln. Zum Glück sind hier die
Jahre kürzer.“ Er lachte. „Ich sag ja: Die Entscheidung
VomLageros… Oder hast du den Eindruck, dass uns
bislang die körperliche Belastung überfordert?“
    VonEtali lächelte. „Kann ich schlecht beurteilen. Ich bin
ja schon immer Weib.“
„Mein Weib.“ Er hatte es leise gesagt, beinahe geflüstert.
VonEtali schwieg überrascht. Sie fühlte sich überrumpelt,
aus der Fassung gebracht. Noch nie hatte AmUlzo ein Wort
über ihre Beziehung verloren, noch nie einen Wunsch zum
Ausdruck gebracht, der auf ein Zusammengehen zielte. Für
sie war seine ab und an gezeigte Zuneigung eher ein
Ergebnis der Sympathici-Zuordnung des Computers,
biologisches Bedürfnis oder gar Langeweile.
„‘Mein Weib’ hat er gesagt! Sein Weib!“ Und sie spürte
ihr Manko: Auf eine solche Situation war sie nicht
vorbereitet. Zu keiner Zeit hatte sie sich Gedanken gemacht
über eine etwaige Entwicklung einer solchen, bisher sehr
labilen Liaison – noch dazu in
Hinsicht auf AmUlzos
diesbezügliche Oberflächlichkeit. Bislang gab es keine
Anzeichen, dass er ihre Zuneigung zu ihm auch nur im
Geringsten erwiderte. Und nun das! „‘Mein Weib’ – sein
Weib…!“
„Könntest du dir vorstellen, VonEtali, hier zu leben?“,
fragte AmUlzo unvermittelt, so als denke er laut.
Obwohl es im Raum fast finster war, wandte VonEtali
dem Mann überrascht den Sehkopf zu. „Wie meinst du
das?“, fragte sie.
„Präziser die Frage: Könntest du dir vorstellen, dass
unsereins in einer mehr oder weniger fernen Zukunft hier
auf diesem Planeten leben könnte – für immer, als Kolonist
sozusagen?“
VonEtali überlegte. „Was bezweckt er mit seiner,
allenfalls hypothetischen Frage?“
„Vorstellen – warum nicht“, antwortete sie zögernd.
„Bislang vertragen wir die geringfügig höhere Schwerkraft
und die Atmosphäre doch ganz gut. Die kleinen
Beschwerden beim Aufenthalt in der Gashülle sind gewiss
gewöhnungsbedürftig, müssten aber im Laufe der Zeit
vergehen. Doch warum fragst du? Eine solche Vorstellung
ist doch spekulativ. Keiner von uns denkt an so etwas…“
„Doch, ich.“
„… und außerdem gehört uns der Planet nicht. Er ist von
Vernunftbegabten bewohnt, die entwicklungsfähig sind,
wie es scheint.“ Sie richtete sich auf, als sei ihr erst jetzt
sein Einwurf bewusst geworden. „Wieso du?“
„Du sagst selber,
‘wie es scheint’, sind sie
entwicklungsfähig. Ich bezweifle, dass sie um ihren Status
wissen, dass sie in der Lage sind, über ihren Pflanzgarten,
über ihr Säen und Ernten hinaus einen globalen
Besitzanspruch geltend zu machen, primitiv und unwissend,
wie sie sind.“
„Ja, meinst du denn, wir sollen hier als Eroberer auftreten,
sie vielleicht gar… nach VomBergos stereotypen
Geschwätz annullieren?“
„Nein, das meine ich nicht. Aber
– ich muss mich
korrigieren. Ich habe mir eine Menge Archivmaterial
angeschaut in den vergangenen Stunden, und aus eigenem
Erleben: Es ist dies ein unendlich reicher, lebensstrotzender
Planet. Ich wüsste nicht, je von besseren
Lebensbedingungen für unsere Spezies gehört zu haben.
Aber die Ureinwohner hier erkennen nicht, was sie an
diesem Himmelskörper haben. Sie bekriegen sich,
schlachten sich gegenseitig ab. Das Land, in dem wir uns
gegenwärtig befinden, ist von einer anderen Macht besetzt,
das geht aus den Aufzeichnungen hervor.
Die Jussups sind arme Schlucker, die bis aufs Blut
ausgebeutet werden. Die Usurpatoren stehen sogar auf einer

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