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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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zurück, verkam zum Reservoire, zur
Überlebensressource. Die Möglichkeit freilich,
zurückzukehren in ihre Ursprungssphäre, hatten sie wohl
gehabt. Sie hätten das gewohnte Leben im vertrauten
Umfeld fortsetzen können. Sie haben es nicht getan, haben
lieber die Unbilden einer kargen Welt auf sich genommen,
weil, ja weil…“ VonEtalis Blick verlor sich erneut im
tausendpunktigen Funkeln des Raums.
    Nur langsam fand sie wieder in ihre Umgebung zu rück.
Trockene Teilchen der spärlichen Sträucher rund um den
Landeplatz rasselten im Windhauch.
    VonEtali spürte die Erschöpfung, die die ungewohnte
Atmosphäre dem schweren Körper auferlegte. Sie tat einen
tiefen Odemzug; er brachte sie vollends in die Wirklichkeit
zurück. Kühle griff nach ihr. Aber nicht diese allein ließ sie
plötzlich frösteln. Was hatte AmUlzo vor?
    Sie hatte ihn den Tag über beobachtet, jede Nuance seiner
Regungen, insbesondere seine Äußerungen, registriert, und
die ungenaue Information an VomLagero über die
Kursabweichung hatte sie schon nicht mehr überrascht.
    Zum zweiten Mal nahm VonEtali an einer
Forschungsexpedition teil. Und in diesem Augenblick
empfand sie erneut, wie wenig vergleichbar die jetzige mit
jener war. Dort ein karger Planet mit niedriger
Bioausstattung
– konzentrierte Untersuchungen und
Rückstart nach einem Viertel Umlauf. Hier?
Hochentwickeltes Leben auf dem Weg in eine vernünftige
Zivilisation. Auf dem Weg…
    „Ob AmUlzo vielleicht so Unrecht nicht hat, wenn er
meint, man könne sie ein wenig führen? Aber wie sollte das
aussehen? Was wirklich will er? Er heckt etwas aus, etwas,
das der Direktive, den Weisungen VomLageros
entgegenläuft, das vielleicht dem gesamten Unternehmen,
uns allen schadet.
    Warum bespricht er sich nicht wenigstens mit mir?“
Und ein weiteres Mal wuchs in VonEtali die Befürchtung
an, dass sie ihm im Grunde gleichgültig sei. „Ein bisschen
Zärtlichkeit gegen die Langeweile, neulich? Ein
prophylaktisches Abreagieren vor längerer Abstinenz? Wer
weiß, wann VomLagero die Geschlechtsrückwandlung
anordnet.“
VonEtali fuhr die Greiftentakel aus, streckte sich. Es war,
als wolle sie die unerfreulichen Spekulationen abschütteln.
„Dennoch!“, sagte sie sich dann. „Ich bereue keine einzige
Stunde, die ich mit ihm verbracht habe. Aber selbst wenn
sich seine Zuneigung zu mir in Grenzen hält, Vertrauen
könnte er haben. Vielleicht glaubt er, man merke ihm seine
Eigenbrötelei nicht an. Vielleicht sollte ich ihn ansprechen,
allein der Harmonie in der Crew wegen? Schon gibt es
Gerede bezüglich der Kursabweichung.“
Ratlos zog VonEtali die Tentakel ein. Sie nahm noch
einen kräftigen Schluck Odem und glitt von dem
Felsbrocken. Unschlüssig wandte sie sich dem Gleiter zu.
Aus den Laborfenstern drang ein schwacher Lichtschein.
Dort stapelten, verglichen die Kommunikatoren ihre Daten,
komprimierten die Ergebnisse zur wahrscheinlichsten
Version. Und VonEtali war sich sicher, dass diese
Erkenntnisse in ihrer Gesamtheit zunächst nicht dem
allgemeinen Wissenspool zufließen, sondern in AmUlzos
Plänen eine wesentliche Rolle spielen würden.
Sichtlich unwillig ordnete AmUlzo gegen Abend den
Aufbruch an.
    Lange Schatten überzogen das Tal, als sie es im weiten
Bogen überflogen und Kurs auf die Heimstatt dieses Jussup
nahmen, so wie der ursprüngliche Auftrag es vorsah.
    Unterwegs wies AmUlzo unvermittelt an, in der Nähe des
Platzes, auf dem der Hirte hauste, niederzugehen, obwohl
die Dunkelheit überraschend schnell hereinbrach.
    Aber AmUlzo blieb nur kurze Zeit außerhalb des Gleiters
und erklärte auf den fragenden Blick VonEtalis: „Sie sind
beide noch da, und dieser Ibrahim redet und redet.“ Seine
Stimme klang, als bedauere er, den Ort mit diesem Hirten
verlassen zu müssen. „Ich habe in ihrer Nähe einen
Aufzeichner versteckt“, sagte er.
Dass VonEtali diesen Hinweis verwundert aufnahm,
beachtete er nicht.
    Die 14.InMori hatte den Landeplatz hinter einem mit
verdorrtem Gras und dürftigem Gebüsch bewachsenen
Hügel – in guter Deckung also – unweit der Siedlung
gewählt.
    AmUlzo ließ den Gleiter unmittelbar neben dem anderen
niedergehen, sodass Verbindung und Abschottung der
beiden Ausstiegsluken leicht bewerkstelligt werden
konnten.
    Es war an der Zeit, sich wenigstens für die Nacht aus der
Atmosphäre des Planeten zu begeben. Unschwer ließ sich
bei den meisten Angehörigen der beiden Crews
Erschöpfung ausmachen, die weniger von der

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