Saat des Himmels
höheren Entwicklungsstufe. Sie haben steinerne
Behausungen, betreiben etwas, was sie Spiele nennen. Zum
Zeitvertreib und zum Vergnügen schlachten sie
ihresgleichen ab.
Und, VonEtali, die unterdrückten, gepeinigten Menschen
– das haben wir dort in jenem Tal erfahren – warten auf
einen Erlöser, einen, der von einem allmächtigen Herrscher
gesandt wird, von einem Machthaber über das gesamte
Universum, der mit einem feurigen Wagen donnernd durch
die Wolken fährt, der Wunder vollbringt…“
„Doch wer oder was sollte der Erlöser sein?“
„Es ist Hoffnung, eine Flucht in eine virtuelle, bessere
Welt ohne Mühsal und Pein. Und der Glaube daran lässt sie
das Schlimme ertragen.“
„Also wird es einen leibhaftigen Erlöser nicht geben.“
„Wer weiß…“ AmUlzo schwieg. Dann, als spräche er zu
sich selbst: „Die OZEANA eins hatte doch noch diesen
prähistorischen Raketenantrieb…?“ Aber er wartete eine
Antwort nicht ab, sondern sagte sich wiederholend: „Ein
reicher Planet. Wenn man ihn mit unserem vergleicht…“
Dann spürte VonEtali, wie der Mann sich halb aufrichtete
und, obgleich es finster war, sie ansah. „Und irgendwie
habe ich den Verdacht“, sagte er heftiger, „dass die, na,
relative Häufung unserer Raumexpeditionen – immerhin in
einem Jahrzehnt schon die zweite – damit zu tun hat,
eventuell doch eine neue Heimstatt zu finden. Dass eine
solche Absicht von der Obrigkeit geheim gehalten werden
würde, könnte ich sogar verstehen.“
„Und du meinst, ein solches Ziel sei nunmehr erreicht.
AmUlzo, du spinnst. Niemand würde das wollen, es
zulassen, einen bewohnten Planeten zu annektieren.“
„Und wenn – keiner gefragt würde…?“
VonEtali richtete sich auf. „Ich sage ja, du spinnst! Was
soll das absurde Gerede?“
Eine kleine Weile erwiderte AmUlzo nichts. Dann
berührte er zärtlich ihre Greifer. „Lass mich doch mal
spinnen“, sagte er scherzhaft fordernd. „Stell dir vor,
VonEtali: Wir beide und eine solche Anzahl von uns, die
Inzest ausschließt… Hier, die Einheimischen befriedet; ihre
Hoffnung erfüllt… Sie unterstützen uns, und wir widmen
uns ausschließlich dem, was uns Spaß macht, unabhängig
von der Sorge ums schnöde Dasein.“
„Wir beide…“, dachte VonEtali. Wieder überfiel sie diese
merkwürdige Berührtheit. Aber gleichzeitig spürte sie
unbestimmte Furcht vor AmUlzos unerhörter Vision.
9.
Zwei Tage nach der Ankunft AmUlzos, er hatte –
abgestimmt mit InMori – samt seinem Team gerade
begonnen, die Wohnsiedlung auszuforschen, erreichte ihn
die Order zum Rapport.
VomLagero empfing AmUlzo kühl. Er unterbrach dessen
allzu knappen Bericht nicht, fragte nicht nach, was es mit
dem Abstecher zum Tal Umran auf sich gehabt hatte. Doch
dann verfügte er unvermittelt und ohne dass es maßregelnd
klang: die Gruppe AmUlzo habe schnellstmöglich ihre
Operationen nach den Nordwesten zu verlegen. Er rechne,
in etwa zehn bis zwölf Tagen. Bis dahin sollten die hiesigen
Arbeiten abgeschlossen sein. Als Grund fügte er an, es
gelte, das Besiedlungs-, insbesondere das
Zivilisationsgefälle, von dem man ausgehen müsse, dieser
Planetenbewohner festzustellen.
Den zurückhaltend vorgebrachten Einwand AmUlzos,
man könne wohl hier in dem verhältnismäßig gut
entwickelten Land und auch in Hinsicht auf die im Norden
und Westen unmittelbar anschließenden Gebiete, das
Imperium dieser so genannten Okzidentalen… wies
VomLagero mit einem nachdrücklichen Schlenker seines
Sehkopfes ab. „Die Informationen, die wir darüber von
InMori haben und noch
bekommen, sind qualifiziert,
ausreichend und…“, er machte eine Pause und richtete sein
Auge einen Moment stechend auf AmUlzo, „zuverlässig.“
AmUlzo erschrak innerlich. Er zwang sich jedoch zur
Gelassenheit und erwiderte mit leichtem Sarkasmus: „Du
bist der Boss!“
„So ist es!“ VomLagero setzte die Worte nachdrücklich.
„Richte dich auf einen längeren Zeitraum ein. Nachschub,
den du benötigen wirst, regle ich. Im Abstand von drei
Tagen erwarte ich Bericht. Ich wünsche euch Erfolg!“
AmUlzo verließ den Raum mit gemischten Gefühlen. Aus
jedem Wort hatte er das Misstrauen VomLageros gespürt.
„Hat einer von der Crew…? Einer von den neuen? Aber
was wissen die schon! Außer VonEtali… Selbst sie weiß
doch nichts – noch nichts – von dem, was meine Absicht
wäre. Was heißt Absicht! Eine Idee, eine faszinierende
zwar, aber eben nur eine Idee. Und die lasse ich nicht
fallen,
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