Saat des Himmels
könnte
– und wäre VomLagero noch so
misstrauisch –, ist äußerst unwahrscheinlich. Und Hilfe
braucht er ebenfalls nicht. Er hat mich einfach zu seiner
Komplizin ge macht!“
10.
„Was hältst du von AusGarmi?“, fragte AmUlzo
unvermittelt.
VonEtali und AmUlzo ruhten auf einer kleinen, mit
niedrigen Büschen bewachsenen Anhöhe am Rande der
Stadt. Über der Ebene flirrte die Luft im Sonnenglast. Und
obwohl sich kaum ein Hauch regte, setzten weitab da und
dort kleine Windhosen wirbelnde Trompeten aus Staub.
Die beiden genossen, den Körper flach gebreitet, die
Wärme der Sonnenstrahlen.
Die Siedlung unter ihnen erschien um diese Tageszeit wie
ausgestorben. Weitab greinte ein Kind. Ein struppiger Hund
trottete mit heraushängender Zunge die Straße entlang,
langsam, als lüde ihm die Hitze eine erdrückende Last auf.
Sie waren den Vormittag über im Schutz der Schilde in
Häuser und Werkstätten gedrungen, hatten beobachtet,
Sprache gespeichert, Gegenstände untersucht. Und – ein
Glücksfall – AusGarmi bot sich zum ersten Mal die
Gelegenheit, eine weibliche Leiche der Eingeborenen in
aller Ruhe zu sezieren, zu erforschen und so noch
bestehende Lücken im Wissen um die Anatomie und das
Funktionieren der Organe dieser Wesen zu schließen.
Vorbereitet zur Bestattung, in Tücher gehüllt, hatten sie in
einem abgeschiedenen, kühlen Raum die tote Frau
vorgefunden, und – eine Überraschung – sie trug in ihrem
Körper die noch nicht ausgereifte Frucht, aus der ein neues
dieser Wesen entstehen sollte. Mit Feuereifer, doch weniger
euphorisch assistiert von VomBergo, hatte sich AusGarmi
in diese Aufgabe gestürzt, und sie würde noch eine Weile
benötigen, um sie zu Ende zu bringen und die Spuren ihres
Eingriffs einigermaßen zu beseitigen.
Es war wohl diese Begebenheit, die AmUlzo die Frage
nach AusGarmi in diesem Augenblick an VonEtali richten
ließ.
VonEtali blickte überrascht auf. Dann drückte sie
Unbestimmtheit aus. „Sie ist eine hervorragende
Teamgefährtin; wir verstehen uns ausgezeichnet. Außerdem
ist sie wohl die erfahrenste Biologin und Ärztin dieser
Expedition…“
„Eben!“, warf AmUlzo ein.
„… und dass sie technisches und navigatorisches
Geschick hat, haben wir erlebt. Warum fragst du?“
„Sie ist eine gute, eine sehr gute Biologin und Ärztin…“
Es war, als sinne AmUlzo den Worten VonEtalis nach. „Ich
habe beobachtet, wie sie mit Eifer die Physiologie, die
biologischen Strukturen dieser Eingeborenen studiert hat.
Und ab heute ist sie absolute Expertin.“ Dann fragte er
leise, wie nebenher: „Meinst du, sie sei…“, er zögerte, „für
ein – einfaches Experiment zu haben? Aber eines, das nicht
in unseren Instruktionen steht.“
VonEtali antwortete nicht sofort. Sie war jedoch höchst
aufmerksam. Ohne Zweifel hing die Frage mit seinem seit
Tagen seltsamen Verhalten zusammen. „Wissbegierig und
Neuem aufgeschlossen ist sie mit Sicherheit
– und
qualifiziert alle Mal“, antwortete sie ausweichend. „Ob sie
aber bereit ist, etwas Unbotmäßiges… Ich weiß nicht!“
„Und du?“
„Ich…“
„Endlich“, dachte VonEtali. „Ist ihm nicht klar, dass ich
mit ihm und für ihn alles Unbotmäßige…? Nein, alles
nicht!“ Zurückhaltend erwiderte sie: „Wenn niemand zu
Schaden kommt.“
AmUlzo lächelte. „Im Gegenteil!“, behauptete er. „Ich
denke an etwas Segensreiches, an etwas, das diese Leute
glücklich macht, sie freudig zu Leistungen befähigt ohne
jeden Hader.“
„Wenn es so ist und ich weiß im Einzelnen, worum es
geht, warum nicht.“
„Du kannst dich darauf verlassen. Danke! Würdest du in
aller Vorsicht bei AusGarmi – vorfühlen? Wenn du
Ablehnung spürst, lass es.“
„Gut, ich rede mit ihr. Aber erkläre endlich, worauf du
hinauswillst.“
AmUlzo antwortete nicht sogleich. Es war, als suche er
nach Formulierungen, die nur das Allernötigste von dem
preisgäben, was er an Ideen in sich trug. „Ich wiederhole,
VonEtali, nichts Schlimmes! Ich möchte, dass sie
gleichsam aus sich heraus, verstehst du, ohne den
geringsten Einfluss wahrzunehmen, eine Entwicklung
einleiten, die ihnen, ihrem Dasein zugute kommt und
die…“, er machte eine Pause, sichtlich bemüht, die
richtigen Worte zu finden, „vielleicht auch uns von Nutzen
sein könnte.“
„Uns von Nutzen…“, echote VonEtali gedankenvoll.
„Wie das?“ Aber in ihrem Erinnern wiederholten sich
Gedanken seiner Vision: „… wir beide… eine solche
Anzahl von uns… die
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