Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
vor, dich der
Expeditionsleitung zu widersetzen!?“, fragte AusGarmi in
einem mehr scherzhaften Ton.
AmUlzo schmunzelte.
VonEtali enthob ihn einer Antwort: „Aber warum so
umständlich und langwierig! Geburten! – Wie lange das
dauert, bis diese Manipulierten herangewachsen sind!
Weshalb – wenn schon – machen wir es nicht so wie bei
jenem Ibrahim?“
„Mit welchem Ibrahim, und was habt ihr gemacht?“,
fragte VomBergo hellhörig und blickte AmUlzo voller
Aufmerksamkeit an.
„Nichts weiter“, erwiderte AmUlzo obenhin. „Er kommt
in diesen Landstrichen herum, dieser Mensch Ibrahim. Und
er wird nun das, was…“, er zögerte, „wir hier vorhaben – in
gewisser Weise, na, vorankündigen. Er redet viel, und man
hört ihm zu. Er wird den Einfältigen sagen, ein höheres
Wesen sei ihm erschienen, dessen Sohn sie eines Tages aus
ihrem Jammertal befreien wird. Und – deine Frage – es soll
eben ein Sohn sein, der geboren wird, der aussieht wie sie,
unter ihnen aufwächst, ihr Vertrauen gewinnt und das Heil
verkündet.“
„Und das Heil bist du!“, betonte VomBergo. Es sollte ein
Scherz sein.
AmUlzo antwortete nachdrücklich leise und durchaus
ernsthaft: „… sind wir, könnten wir sein. Und wenn wir es
wollen, ist es auch, vielleicht in erster Linie, unser Heil.“
„Das glaube, wer will. Aber wir müssten uns wohl
beeilen, wenn wir überhaupt noch etwas erreichen wollen“,
mahnte AusGarmi. „Wenn ich dich richtig verstanden habe,
willst du das Experiment, noch bevor wir in den Norden
gehen, also innerhalb der nächsten zehn Tage. Da bleibt mir
verdammt wenig Zeit. Frucht- und Samenkörper habe ich
zwar – von den beiden, die wir im Tal Umran untersucht
haben. Aber wenn wir bestimmte Gene manipulieren und
einschleusen wollen… Und eine Trägerin müssen wir
außerdem auswählen!“
„Unsere drei Neulinge beziehen wir besser noch nicht ein.
Ich will sie nicht belasten…“, bat AmUlzo.
„Uns aber schon!“ Aber AusGarmis Worte klangen
unernst.
Es wurde Abend.
    Draußen vor der Stadt in der kargen Ebene stand die
Sonne groß und rot. Und noch reflektierte der Boden ihren
Gluthauch. Ein leichter Wind wirbelte da und dort kleine
Staubwehen auf, die das Bild ferner Berge verschleierten.
Das Land lag urig, als wäre es seit seinem Bestehen
unberührt.
    In den Straßen der Stadt aber herrschte nunmehr, da die
Tageshitze nachließ und die Häuserzeilen lange Schatten
warfen, lebhaftes Treiben. Handwerker und Marktschreier
priesen ihre Waren, Hufe bepackter Esel klapperten.
Feilschen, antreibendes Rufen, Gelächter, Hämmern und
rollende Räder überstülpten die Stadt mit einer lärmenden
Glocke.
    AusGarmi und VonEtali beobachteten vom Gleiter aus in
geringer Höhe, dicht über den Köpfen der Menschen.
Sich gleitend unter die Passanten zu mischen, wäre, ohne
zu rempeln, nicht möglich gewesen. Und Berührungen im
Schutz des Schirms hätten wahrscheinlich eine Panik
heraufbeschworen, ganz zu schweigen davon, sich etwa im
Sichtbaren fortzubewegen.
Öfter hatte sich VonEtali vorgestellt, wie sie wohl wirken
würden, zeigten sie sich diesen Naiven in ihrer Gestalt.
Angst und Aggression, so die einhellige Meinung, würden
sie womöglich heraufbeschwören, in jedem Fall aber
Gefahr und unvorhersehbare Folgen. So blieben der Schirm
mit seinem schweren und stets mit zu transportierenden
Zubehör unabdingbar und damit auch die Wandlung der
beteiligten Männer ins Feminine.
Als VonEtali angesichts des Gewimmels unter ihnen in
diesen Zusammenhängen dachte, kam ihr wieder einmal der
kürzliche Verstoß AmUlzos gegen diese Order in den Sinn,
und sie verspürte den Wunsch, er möge ihn wiederholen.
„Vorsicht!“, rief AusGarmi.
Ein Händler hatte seine Ware auf ein Seil gehängt und
dieses über die Straße gespannt.
VonEtali zog die Maschine höher.
Zur Rechten hob sich eines der Häuser von den Übrigen in
der Zeile ab. Ein schmaler, mit niedrigen Palmen
bepflanzter Platz führte zu einer kleinen Treppe an die
weiße Vorderfront des einzeln stehenden Gebäudes.
VonEtali gab an Höhe zu, positionierte und hielt den
Gleiter an.
Der flache Bau bildete ein Viereck mit einem Atrium in
der Mitte, aus dem Wipfel und Wedel von einigen Bäumen
herauslugten.
„Hier auf dem Dach könnten wir die Maschine abstellen,
ohne dass sie sogleich einer bemerkt“, schlug AusGarmi
vor.
VonEtali stimmte zu und landete.
Sie glitten eine Treppe hinab in den Hof.
Es empfing sie angenehme Kühle; ein

Weitere Kostenlose Bücher