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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Brunnen
plätscherte. Ringsherum begrenzten teppichbelegte
Arkaden die Freifläche. Von den Bewohnern war nichts zu
bemerken.
AusGarmi erklomm die Arkade, verfiel plötzlich in
Ruhestellung und bedeutete VonEtali, ihr behutsam zu
folgen.
Aus dem Winkel zweier aufeinander stoßender Seiten der
Überdachung drangen sonderbare, abgehackte Töne. Auf
einem flachen Gestell bewegte sich ein merkwürdiges
Knäuel, das sich als zwei ineinander verschlungene,
unbekleidete, rhythmisch bewegte Körper dieser
Zivilisierten entpuppte.
Die beiden Beobachter gestanden sich ihre Ratlosigkeit
ein. Sie verharrten.
Nach einer Weile, in der die Bewegungen und Geräusche
zunächst heftiger wurden, dann aber unverhofft abebbten,
lösten sich die Leiber voneinander und nahmen, beisammen
liegend, eine Ruhestellung ein.
AusGarmi beobachtete scharf, und dann kam ihr die
Erleuchtung. „Das war eine Kopulation!“, flüsterte sie
triumphierend.
VonEtali blickte verständnislos.
„So wird der männliche Samen in den weiblichen Körper
gebracht.“
„Eine Verschmelzung also – warum sagst du das nicht
gleich“, bemerkte VonEtali.
„Weil – du hast es ja gesehen…“, AusGarmi lachte, „es
bei denen halt keine Verschmelzung ist.“ Doch dann wurde
sie plötzlich ernst. „Das ist eine Chance!“, sagte sie
geschäftig, „Komm!“ Und sie glitt auf die Daliegenden zu.
Ohne im Geringsten zu zögern, setzte sie den Schocker an
und betäubte die beiden, bevor sie auch nur zur kleinsten
Reaktion fähig gewesen wären.
AusGarmi setzte der Frau den Scoper auf den Leib,
fokussierte auf ein bestimmtes Organ und führte dann mit
äußerstem Geschick die vorbereiteten Substanzen durch die
Bauchdecke ein. „Sie ist zwar nicht mehr die Allerjüngste –
aber wenn keine Komplikationen eintreten…“, sagte sie.
VonEtali war überrascht, als die Gefährtin schon nach
verhältnismäßig kurzer Zeit „ich bin fertig“ vermeldete.
„Aber wir warten noch einen Augenblick.“ AusGarmi
holte die beiden behutsam aus ihrer Ohnmacht zurück und
schaltete den Sprachwandler ein.
Die beiden Einheimischen wurden nahezu gleichzeitig
munter.
„Das war gut“, sagte der Mann. „Beinahe wäre ich
eingeschlafen.“
„Ja“, bestätigte die Frau. „Ich war auch plötzlich müde
und ein bisschen weg.“
Und nach einer längeren Pause: „Ich fühl’ mich heut’
auch ein wenig anders, jetzt danach“, sagte sie. „Ein kleiner
Schmerz sitzt da.“
Sie nahm die Hand des Mannes und führte sie auf ihrem
Leib dorthin, wo AusGarmi den Einstich vorgenommen
hatte. „Vielleicht – bekomme ich doch noch ein Kind“,
setzte sie fort. Aus dem Ton aber ließ sich heraushören,
dass sie dies nicht ganz ernsthaft meinte.
„Das wird wohl nicht sein“, antwortete der Mann
bedauernd. „Wenn es all die Jahre nicht… Jetzt, da wir alt
werden, wohl erst recht nicht. Aber wir wollten doch nicht
mehr darüber richten. Wir haben uns, und es ist gut so. Lass
uns noch ein wenig ausruhn.“ Er strich ihr behutsam über
den Körper und schloss die Augen.
„Oje“, sagte AusGarmi bestürzt.
„Was ist?“, fragte VonEtali zurück.
„Sie ist, war bislang unfruchtbar.“
„Und?“
„Wenn sich das Implantat entwickelt, bekommt sie jetzt
das Kind.“
„Na also!“
„Sie werden überrascht sein, verwundert…“
„Verwundert! Ah, warte! Ich komme gleich wieder.
Betäube sie schon noch einmal!“
AusGarmis Blick drückte Nichtverstehen aus.
„Mach nur; wirst gleich sehen. Wir helfen dem Wunder
nach.“ Sie glitt schnell über den Hof, die Treppe hinan in
Richtung Gleiter, kam jedoch nach wenigen Augenblicken
mit einem Packen zurück, entnahm ihm Gerät, stülpte sich
und dem inzwischen betäubten Mann Bügel über den Kopf
und hantierte an der Apparatur.
„Ein großer Mnemograph. AmUlzo hat mich unterwiesen,
den zu bedienen. Ich möchte diesem männlichen Menschen
jetzt eingeben, eine höhere Macht werde dafür sorgen, dass
sein Weib trotz Unfruchtbarkeit ein Kind gebiert. Das
dürfte doch ganz in AmUlzos Sinne sein! Na, bin ich nicht
lernfähig?“ Sie lachte, versank dann aber für einige Zeit in
eine Art Meditation.
„So“, sagte sie anschließend und streifte die
Übertragungsutensilien von sich und dem Mann ab. „Er
glaubt jetzt, ein Abgesandter des Allmächtigen habe ihm
die frohe Botschaft überbracht, ihm aber gleichzeitig
verkündet, sein Sohn werde eine Mission zu erfüllen
haben.“
„Darauf wäre ich neugierig“, entgegnete AusGarmi.

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