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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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genutzt“, dämpfte
AmUlzo.
„Aber das ist doch etwas anderes! Wenn er Teile von den
nachwachsenden Biostationären äße, wäre das normal.
Deren Physiologie ist niedrig, sie empfinden nicht oder nur
minimal. Aber höher entwickeltes Leben…“ Man hörte
förmlich, wie AusGarmi sich ekelte.
„Vergiss nicht, dass unsere Maßstäbe hier nicht im
Geringsten gelten. Schaut ihn euch an: Er schlürft ständig
Atmosphäre. Sie benötigen Sauerstoff für ihren
Lebensunterhalt. Das ist eine andere Spezies lebendiger
Materie. Vielleicht ist der Verzehr von Leichenteilen
unverzichtbar für ihr Dasein. Wir werden sicher noch eine
Menge anderer Überraschungen erleben. Vor
Verurteilungen sollten wir uns hüten. In dieser Beziehung –
aber nur in dieser – hat unsere Direktive schon ihren
Wahrheitsgehalt!“ AmUlzo beendete seine Belehrung.
„Und in welcher nicht?“, fragte VonEtali aufmerksam.
AmUlzo winkte ab.
„Vom heimischen Computer und den spärlichen Daten
aus gestaltet sich so etwas einfacher, als wenn man es
erleben und ertragen muss.“ AusGarmi sprach leise. Nach
einer Weile setzte sie hinzu: „Ich glaube, wir können
abbrechen. Wir geraten bald auf die Dunkelseite.“
Das Beobachtungsobjekt schien seine Aktivitäten zu
verlangsamen. Es hatte ein beträchtliches Stück der Leiche
verzehrt und auch dem Zottligen einige Brocken
hingeworfen, die dieser geschickt mit dem Maul
aufgefangen und verschlungen hatte.
Aufmerksam und überrascht zugleich wurden die
Beobachter noch einmal, als der Einheimische sich erhob,
ein Stück zur Seite trat, seine Verhüllung anhob und aus
einem am Unterleib befindlichen Fortsatz einen dünnen
Strahl heller Flüssigkeit zu Boden rieseln ließ.
„Ich will euch sagen: Dieser Lebensmechanismus, nach
dem diese Wesen hier funktionieren, ist komplizierter, als
wir bisher angenommen haben, primitiv, aber kompliziert.
Sie scheiden offenbar in wesentlich größeren Mengen als
wir Stoffwechselprodukte aus, die der Körper nicht benötigt
und abstößt. Es müssen sich da äußerst komplexe Vorgänge
abspielen. Wir bekommen zu tun!“ Man sah im bereits
dämmrigen Licht, dass AmUlzo seine Lage veränderte, sich
langsam in die Richtung bewegte, aus der sie gekommen
waren.
Der Einheimische hatte sein Bündel entrollt, sich neben
das ersterbende Feuer gelegt und eine weitere Hülle über
sich gebreitet. Die Vierstelzer aber lagen träge; doch ihre
Mäuler blieben in ständiger Bewegung, als hätte die
vordem gierige Nahrungsaufnahme einen nicht zu
bremsenden Mechanismus ausgelöst.

4.
Das zweite Schiff mit dem Gros der Landegruppe
war in der Nacht unmittelbar neben dem ersten
Lander niedergegangen.
    Am Morgen rief der 22.VomLagero, der
Allbevollmächtigte, die Gruppe in die Messe. Den Rapport
VonEtalis, noch nachts gleich nach der Landung
abgefordert, hatte er mit Gleichmut entgegengenommen, so
als ob ihn der Biomobile am Fuße des Berges nicht
sonderlich interessierte. Er reckte sein Sehtentakel und
wandte es auffällig, weil das ihm verbliebene eine Auge nur
ein eingeschränktes Sehfeld überstrich.
    Man sagte dem hohen Würdenträger nach, er habe strikt
abgelehnt, das bei einer Roboterrevolte eingebüßte Auge
nachentwickeln zu lassen, weil er sich den dafür benötigten
Zeitaufwand nicht leisten wollte.
    Andere allerdings behaupteten, es sei dieses Verhalten
pure Alterseitelkeit. Er wolle lediglich mit dem zur Schau
gestellten Schaden, wo er glitt und stand, seinen Heroismus,
seinen selbstlosen Einsatz für das Gemeinwohl
demonstrieren. In der Tat war ihm das Auge abhanden
gekommen beim Versuch, außer Kontrolle geratene
Biomaten, die ihre Steuerzentrale blockiert hatten, zur
Räson zu bringen. Einer dieser rebellierenden Apparate
hatte einen Laserschuss abgefeuert, als VomLagero in die
Zentrale eindringen und das Leitsystem, den Nerv dieser an
sich friedlichen Automaten, abschalten wollte.
    Allerdings, so wiederum die Widersacher, sei er selbst an
diesem Aufstand nicht gänzlich unschuldig gewesen. Er
habe ehrgeizig, der schnelleren Inbetriebnahme der
Biomaten wegen, ein nicht ausgereiftes Audio-SicherungsSystem favorisiert und durchgesetzt, dessen Schwachstelle
die hochsensibilisierten Roboter entdeckt und ausgenutzt
hatten, mit dem Ziel, uneingeschränkt selbstevolutionieren
zu können.
    VomLagero gehörte seit langem dem Hohen Rat der
heimischen Welt an. Als ehrenvolle Verabschiedung
sozusagen war ihm die Allvollmacht der Sieben ten RaumExploration übertragen worden.

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