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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Unglück unterbrochen worden war.
Und alsbald lag das Dörfchen sonnenüberflutet in träger
Ruhe.
    „Ich habe einfach ein Stützröhrchen, das die Ader weit hält,
eingeführt. Das Blut kann so wieder ungehindert
zirkulieren.
    Was den Aufbau der menschlichen Körper betrifft – sie
sind verhältnismäßig einfach. Kompliziert sind das
Nervensystem, das Zusammenspiel der Motorik, der
ausgeprägte, störanfällige Gleichgewichtssinn, der
Chemismus…“ AusGarmi war auf die Frage AmUlzos, wie
sie den Mann geheilt habe, in Fahrt geraten, sodass er sie
nunmehr lachend unterbrach.
    „Was für ein Glück, dass wir dich haben“, scherzte er.
„Aber im Ernst: Wir können nicht – ich meine, du kannst
nicht ein ganzes Volk heilen. Es wimmelt nachgerade von
Krüppeln und Kranken. Und offenbar sehen in deren
Heilung die Menschen die größten Wunder.“
    „Nun, vieles lässt sich machen – mit ihm, dem Künder, im
Bunde. Doch wir können natürlich nicht ein Leben lang –
sein Leben lang – mit ihm herumziehen und seine Wunder
vollbringen.“
    AmUlzo schmunzelte. „Es sind erst ein paar Tage“,
tröstete er. „Die Unseren werden sich…“, er blickte zur
Tagesanzeige, „nach und nach in die Anabiose begeben, das
Schiff den Automaten überlassen. Ringsum ist drückende
Schwärze, die durch die Lichtpunkte gleichsam vertieft
wird… Die befristet Wachhabenden werden mit der grauen
Langeweile ringen…“
    „Na, na“, unterbrach VonEtali. „Ich jedenfalls empfand unsere gemeinsamen Wachen…“ Sie schwieg mit einem
viel sagenden Lächeln.
    AmUlzo lächelte zurück. „Wir bleiben ihm noch ein
wenig auf den Fersen“, schlug er dann vor, „bis diese
Bewegung sich selber trägt. Was AusGarmi aus Jelem
berichtet, dass die Anhänger des Neuen aufmucken, stimmt
hoffnungsvoll. Auf keinen Fall dürfen wir den Keim
verdorren lassen. Weitere Wunder werden aus dem Glauben
entstehen, die bereits vollbrachten sich multiplizieren.
Wenn wir unlängst einige Hundert Leute speisten, werden
es – die Mär ins Land getragen – bald Tausende sein. Auch
der Tote, den du vorhin wieder lebendig gemacht hast,
AusGarmi, wird sich vervielfältigen. Es wird nicht heißen:
Yoshua hat einen ins Leben zurückgerufen, sondern:
Yoshua, als Werkzeug des Herrn, besiegt den Tod

allenthalben. Aber es geschieht nach dem Willen des
Allmächtigen. Und er wird nur jene erretten, die da glauben
und insbesondere nach seinen Vorschriften leben. Und das,
Freunde, ist ein Prozess! Wer wird je von sich behaupten
können, Gebote strikt und kompromisslos befolgt zu haben!
Darin liegt die Kraft der Lehre, daheraus aber wachsen
ebenfalls permanente Schuld und die Hoffnung auf ihre
Vergebung. Und nur der, dem vergeben wird, hat auch
Anspruch, eines Wunders teilhaftig zu werden.“
    „Schon gut, AmUlzo, schon gut“, beschwichtigte
VonEtali den leicht in Rage Geratenen. „Die Vorschriften
stammen nicht von uns. Aber viele dieser einfachen Gebote
sind so schlecht nicht. Der Künder sollte jedoch vor allem
dem Frohsinn, der Freude aneinander, dem, was diesen
Menschen das Leben lebenswert macht, einen gehörigen
Platz in seiner Lehre einräumen, ihnen nicht Schuld und
Sünde auflasten. Das würde nämlich bedeuten, die
okzidentalen oder andere Unterdrücker gegen einen noch
mächtigeren auszutauschen. Das kann unser Anliegen nicht
sein.“
    „Seinem Wesen nach ist Yoshua ein fröhlicher Mensch“,
behaupte AusGarmi. „Er hat jedoch viel mit diesen
Priestern kommuniziert und – VonEtali hat schon einmal
darauf hingewiesen – viel von deren uralten, überkommene
Lebensregeln, die vielleicht in der Historie ihre
Berechtigung hatten – denkt an die Leute aus dem Tal
Umran –, kennen gelernt, möglicherweise verinnerlicht.
Aber heute sind eine Vielzahl der Vorschriften verkrustet,
ihr angeordnetes Befolgen dient einzig und allein dem
Machterhalt weniger, der Unterdrückung vieler. Und dabei
bleibe ich auch, wenn der Ursprung dieser Dogmen
tatsächlich bei unseren Altvorderen liegen sollte oder sich
ein Konglomerat aus deren Pragmatismus und hiesiger
Mystik gebildet hat.“
„Sie brechen auf!“ VonEtali wies auf die Gruppe um
Yoshua.
    Die Männer klopften sich den Staub aus den Kleidern und
hoben ihre Bündel auf.
Aus einigen der Häuser traten Frauen. Sie trugen Körbe
und Töpfe und boten ehrfurchtsvoll Speisen und Früchte als
Wegzehrung an, was dankbar angenommen wurde.
    „Also – bis bald!“ Es schien, als schwinge ein

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