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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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bereits angeeignet – und auch
parat, was zunächst zu tun war: Sie setzte dem Mann eine
Injektion und verabreichte ihm mehrere Schocks, sorgfältig
darauf bedacht, ihn nicht unmittelbar zu berühren, damit er
nicht ins Unsichtbare gerate. Mit Genugtuung vermeinte sie
nach ihrem Bemühen beim Patienten wieder leichte
Herztöne zu verspüren.
„Schick die Leute weg“, hatte sie dann zu Yoshua gesagt.
Der Angesprochene war aufgestanden. „Geht“, hatte er in
seiner unvergleichlichen, hehren Haltung geboten. „Lasst
mich mit ihm“, er zeigte auf den Kranken, „und dem Herrn
allein. Übergebt den Mann seiner Gnade; denn der Herr ist
allmächtig. Geht“, er wandte sich an seine Begleiter, „auch
ihr, meine Freunde – geht und betet!“
„Bete auch du“, bat VonEtali sanft. Es galt, Zeit zu
gewinnen. „Hoffentlich ist AusGarmi nicht zu weit vom
Boot entfernt, auf dass sie sofort starten kann“, dachte sie.
Yoshua hatte sich niedergekniet, saß aber mit
aufgerichtetem Oberkörper auf seinen Fersen und versank
in eine Art Meditation.
Die Leute hatten sich in respektvoller Entfernung gelagert
und harrten gespannt auf das, was kommen sollte. Und
VonEtali war klar, dass sie bald würde handeln müssen, den
Mann auf die Beine oder wenigstens zu aktiven
Lebensäußerungen zu bringen oder verschwinden zu lassen.
Zu Ersterem aber fehlten ihr weitere Voraussetzungen.
Als sie bereits überlegte, wie sie den schweren Körper
packen müsse, dass er mit einem Schlag vor den Augen der
Zuschauer verschwinde, hörte sie neben sich AusGarmi
sagen: „Wenn man euch schon mal allein lässt! – Na, lass
mal sehen.“
Nach einer Weile meldete sie: „Viel ist mit dem nicht
mehr los: schwere Durchblutungsstörung. Eine Hauptader
arg verengt. Ich bekomme ihn wieder auf die Beine, muss
aber eingreifen. Also – ab mit ihm in eine Hütte.“
VonEtali verständigte Yoshua.
Dieser hatte sich erhoben, packte den Mann in den
Achseln, versuchte zunächst ihn aufzurichten und dann ihn
anzuheben, in der Vorhalte zu tragen. Allein, er schaffte es
nicht.
„Peinlich, peinlich“, raunte AusGarmi. „Einem solchen
dürfte doch eine derartige Last nichts ausmachen“, spottete
sie. „Was sollen denn die Leute denken!“ Sie nahm eines
von den herumliegenden Rudern auf, schob es unter den
Unterkörper des Kranken, der noch immer, vom hilflosen
Yoshua gehalten, erbärmlich schlapp zu Boden hing, und
sagte: „Pack mit an.“
Es hatte schon merkwürdig ausgesehen, was sich da auf
die nächststehende Hütte zubewegte: Yoshua im
Rückwärtsgang, das Bündel Mensch in den Achseln
gepackt. Der übrige Körper schwebte in der Waagerechten
gleichsam hinterher, die Beine wiederum pendelten
kraftlos, an den Knien abgeknickt, ohne den Boden zu
berühren.
Durch die Menge war ein Raunen gegangen. Niemand
hatte den Platz verlassen, auch nicht, als sich lange Zeit am
Eingang der Hütte nichts rührte. Wenn überhaupt, sprachen
die Leute flüsternd.
Ein frenetischer Jubel war dann jedoch losgebrochen, als
der scheinbar Verstorbene munter aus der Hütte trat, als sei
nicht das Geringste geschehen, und gerufen hatte: „Wollt
ihr heute nicht fischen, ihr Faulpelze?“
Dann war Yoshua ins Freie getreten. Der
Lärm
verstummte, die Menschen hatten sich in den Sand
geworfen, beteten und lobpreisten.
In unvergleichlicher Pose hatte der Künder mit gebreiteten
Armen und gegen den Himmel gerichtetem Antlitz
gestanden, „Herr, ich danke dir!“, gerufen und sich dann an
die Leute gewandt: „Erweist euch seine Gnade würdig!
Preist den Allmächtigen und wehret den Ungläubigen. Lebt
nach seinen Geboten und seid willkommen in seinem
Reich!“ Würdig war er danach zum vormaligen Ruheplatz
geschritten. Seine Begleiter, die sich aus der Menge gelöst
hatten, folgten ihm.
Als sich ihnen Dorfbewohner nähern wollten, hatte
Yoshua sie freundlich abgewiesen. „Wollt ihr, dass eure
Kinder hungern, wenn ihr keine Fische fangt? Geht in
Frieden!“ Dem Genesenen, dem offenbar erst jetzt das
Geschehen in seiner ganzen Tragweite bewusst geworden
war und der sich ihm vor die Füße geworfen hatte, half er
aufzustehen, verabreichte ihm eine Klaps auf die Schulter
und sagte: „Danke dem Herrn, aber jetzt gehe deiner Arbeit
nach, und schaue fortan deiner ketzerischen Schwester aufs
Maul.“ Er hatte gelacht, als er diese Worte sprach.
Zögernd noch, doch dann immer lebhafter hatten die
Leute die Arbeit dort wieder aufgenommen, wo sie vordem
durch das

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