Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
Führung. Sie gingen nach rechts. Zur Linken hatten sie Häuser mit Geschäften und Tratto rien, rechts die weite Wasserfläche der Lagune, die ganz hin ten in der Ferne durch eine langgestreckte Insel begrenzt wurde.
„Das ist der Lido“, erklärte Kitty nach einem Blick in ihre Landkarte.
„Du solltest Fremdenführerin werden“, frozzelte der Dicke. „Du bist schon fast so gut wie der Reiseleiter.“
Es ging nun über zwei Brückchen, und schließlich bogen sie links in eine kurze Straße ein, die in einen quadratischen Platz mündete, den Campo Bandiera e Moro.
„Ich glaube, wir sind da“, meinte Sabine und deu tete auf ein Gebäude, das einen großen Teil der gegenüber liegenden Seite des Platzes einnahm. Es war das Hotel Residenza, ein wuchtig gebauter Ka sten. Im ersten Stock lief ein Balkon fast über die ganze Front seite, darüber waren allerlei Fenster unre gelmäßig angeordnet, große und lächerlich kleine.
Durch ein schweres Eingangstor gelangten sie in eine Eingangs hal le. Links ging eine Treppe hoch. Ein Ei sengitter und eine schmie deeiserne Tür ver wehrten den Aufgang. Michael klingelte ausgie big.
„Das scheint ein alter Palazzo zu sein“, mutmaßte Kitty.
Das Türschloss summte. Sabine zog die Tür auf und sie stiegen die Treppe hinauf.
Oben kamen sie in eine prächtige, in warmen Goldfarben gehal tene Halle. Mar mor, schwere Teppiche, Kronleuch ter, alte Bilder, stilvolle Tischgruppen, gemütli che Sessel. Durch offene Türen konnte man über den Balkon hinweg auf den Platz schauen.
Eine ältere Dame begrüßte sie. „Willkommen in Venedig! Und will kommen in unserem Hause.“
Gleich neben der Treppe stand ein kleiner Schreibtisch, der sich dem Stil der Einrichtung anpasste. Die Dame ging hinüber und reichte jedem einen Meldeblock. „Würden sie bitte zuerst die Anmeldungen ausfüllen?“
Sabines Zimmer war winzig klein mit einer Art Schieß scharte als Fenster, durch das man den Platz vor dem Hotel gut überblicken konnte. Sie überleg te, ob das früher eine Dienstmädchenkammer gewesen sein mochte - oder was sonst.
Egal!
Als erstes musste sie ein Ver steck für ihre Millionen finden - hoffentlich kamen die beiden Koffer mit den Aktienpaketen bald hier im Hotel an! Sie hatte nur das Bargeld in der Umhängetasche bei sich.
Aber so sehr sie sich auch umschaute - in diesem Zimmer war kein Versteck zu finden, welches ihr einigermaßen sicher zu sein schien. So nahm sie schließ lich das Geldpäckchen, ging hinunter zur Rezeption und ließ es im Hotelsafe einschließen. Die Wertpapiere würde sie wohl oder übel in den Koffern lassen müssen. Immerhin hatten die Koffer gute Schlösser, und wer würde wohl ihr Gepäck durchstöbern?
2
Leo kam am gleichen Tag in Venedig an. Sein Zug lief am Nachmittag im Bahnhof Santa Lucia ein. Ein Motoscafi brachte ihn zum Markusplatz, von wo aus er zum Residenza hinüberspazierte, wo man ihn in der üblichen Art begrüßte: „Willkommen in Vene dig! Und willkommen in unserem Hause.“
Leo überblickte sofort die Situation. Ein stilvol ler Schreibtisch diente hier als Rezeption. Dahin ter hingen die Zimmerschlüssel griffbereit an einem Schlüssel brett. Er musste nur her ausbekom men, ob Sabi ne Müller hier war und welche Zimmer nummer sie hat te. Es wäre natürlich unklug gewesen, nach ihr zu fragen, denn man durfte ihn hier nicht mit ihr in Verbindung bringen. Aber wozu lag da so ein schönes großes Buch offen auf dem Schreib tisch, in das die Dame jetzt auch seinen Namen eintragen wollte?
Leo nannte sich Max von Braun und legte einen auf diesen Namen lautenden Pass vor.
Ein wenig später, noch am gleichen Tag, bereitete es Leo keine Schwierig keiten, in einem unbeobachteten Augenblick ins Gästebuch zu schauen und festzu stellen, dass tatsächlich eine Sabi ne Müller hier war. Sie bewohnte das Zimmer 13.
Zimmer 13, dachte er. Bedeutet das Unglück für sie oder für mich?
3
Es war kurz nach acht am nächsten Morgen, als Annemarie König sich auf dem Weg zur Arbeit ärgerte, weil die Musik in ihrem Autoradio plötzlich abbrach und der Sprecher eine Durchsage der Polizei ankündigte. Warum mussten die denn immer die schöne Morgenmusik für so dummes Zeug unterbrechen, das keinen Menschen interessierte?
Mit einem halben Ohr hörte sie zu. Die suchten seit gestern eine Sabine Müller aus Darmstadt. Es folgten einige Details, die Gabi nicht zur Kenntnis nahm. Sie horchte erst wieder hin, als es zum
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