Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
„Ja?“ Er lauschte einige Zeit und machte sich gelegentlich Notizen. „Ja! - - - Ja! - - - Ja! - - - In Ord nung! - Machen sie weiter, und fertigen sie doch bitte umgehend eine Zusammenstellung aller Daten für die Poli zei an!“
Er hängte ein und wendete sich an Peter. „Das war mein Kollege. Er prüft gerade nach, wo das Geld hinge gangen ist.“
„Und?“ Peter war aufs äußerste gespannt.
„Das Konto gehört einer gewissen Sabine Müller“, er klärte Alex Kuhn mit einem Blick auf seine Noti zen. „Sie ist 25 Jahre alt, hat nach unseren Unterla gen im vorigen Jahr ihr Diplom gemacht und ist seit dem ar beitslos.“
„Wieso steht das in ihren Unterlagen?“
„Weil sie vor einiger Zeit einen kleinen Kredit bean tragt und dabei diese Angaben ge macht hat. Den Kredit hat sie übrigens pünktlich zurückge zahlt.“
„Ich gratulieren ihnen“, sagte Peter.
„Wie bitte? - Ach so! Ja - Also: die vier Zahlungen je 500.000 Mark sind an Wertpapiermakler gegangen. Die haben uns natürlich telefonisch keine Auskunft gege ben, aber was wird sie wohl mit dem Geld gekauft haben?“
Peter nickte stumm. Er sah sehr bedrückt aus.
„Von den zwanzig Überwei sungen je 50.000 Mark haben wir erst vier überprüft. In diesen vier Fällen handelt es sich um Konten, die Fräulein Müller erst vor einigen Tagen eröffnet hat. Dabei hat sie jedes Mal gesagt, dass sie eine Erbschaft erwarte. Das Geld hat sie dann immer vollständig bar abgehoben.“
„Und man hat es ihr ohne weiteres ausgezahlt?“
„Warum nicht? Es gab keinen vernünftigen Grund, die Auszahlung zu verweigern. Sie hat das - nebenbei bemerkt - gar nicht dumm angefangen, indem sie sich ziemlich linkisch anstellte und verschämt zu verste hen gab, sie wolle das Geld abheben, weil sie noch nie so viel Geld auf einem Haufen gesehen habe. Die Kollegen am Schalter haben sie nicht für voll genommen und sich insgeheim über sie amüsiert.“
8
Dr. Peter Schwarz und Herr Leonhard Kornelius waren Klassenkameraden und zeitweilig sogar unzer trenn liche Freunde gewesen. Aber nach dem Abitur hatten sie sich aus den Augen verloren und seit mehr als zehn Jahren nichts mehr voneinander gehört. Peter war inzwi schen ein erfolgreicher Anwalt gewor den, während „der flotte Leo“ in einen Beruf hinein geraten war, in dem der Urlaub nicht durch einen Arbeitsvertrag, son dern durch das Strafgesetzbuch geregelt wurde. Er hatte gera de einen solchen „Urlaub“ hinter sich - wegen Heiratsschwindel. Die Frauen mach ten es ihm auch zu leicht. Viel zu leicht!
Von Peters Kanzlei aus schlug Leo den gleichen Weg ein wie Peter. Er begab sich zur Sparkasse, jedoch ohne die Absicht, Peter einzuholen, und als er durch eine der gläsernen Schwingtüren in die große Schalterhalle trat und sich umschaute, konnte er Peter auch nicht mehr entdecken; der war schon längst oben bei Herrn Kuhn, um etwas über ein gewisses Konto zu erfahren, dessen Nummer Leo im Kopf hatte. Leos Ge dächtnis funktionierte bei derartigen Gelegen heiten erstaunlich gut.
Vor dem Schal ter, an dem die Kon toaus züge ausgegeben wurden, stand eine lange Schlange. Die junge Frau, die ihn schließlich bediente, hob nicht ein mal den Blick zu ihm auf, als er ihr die bewusste Kontonummer sagte. Sie bewegte sich automaten haft, ging zu ihren Kartei kästen hin über, suchte kurz, zog tatsächlich etwas heraus und reichte es ihm her über. Alles, ohne Leo überhaupt nur einmal angese hen zu haben.
„Na also“, sagte er leise vor sich hin und begutachtete, während er dem Ausgang zustrebte, den erbeuteten Kontoauszug. Das Konto gehörte einer Sabine Müller, die in der Landgraf - Georg - Straße wohnte. Auf dem Konto befand sich nur ein geringes Guthaben von einigen Mark, aber die letzten fünf Abbu chungen waren angegeben: zwei Überweisungsaufträge zu je 500.000 Mark und drei über je 50.000 Mark an fünf verschiedene Empfänger. Überrascht pfiff er durch die Zähne. Die hat sich das Geld unter den Nagel gerissen, dachte er. Denn wenn man die Fehlbuchung entdeckt und das Geld zurückgebucht hätte, wären die drei Millionen in einer Summe abgebucht worden.
Ihm war natürlich völlig klar, was er nun zu tun hatte!
Ein Passant erklärte ihm den Weg zur Landgraf - Georg - Straße. Es waren nur wenige Schritte bis zum Schloss – und dahinter fing sie gleich an und ging dann leicht berg auf bis zum Stadtrand.
Sabine Müller wohnte ziem lich weit oben, fast am Ende der Straße. Leo kam
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