Sabine und die drei Millionen - Ein heiterer Roman, fast ein Krimi (German Edition)
in einen hin ter einer Tankstelle gelegenen, ge pflegt ausse hen den Garagenhof, der von einem großen Nussbaum be schattet wur de. An der Rück seite des Hofes, hinter einer klei nen Grün anlage, hatte man ein modernes Apartmenthaus hinge stellt. Eins von der Art, wie man sie für junge Singles baut. Studenten und so.
Leo fand an einer Klingel das Namensschild 'Sabine Müller' und drückte auf den Klingelknopf.
Es geschah nichts.
Er klingelte noch einmal.
Wieder keine Reaktion. Sabine Müller war nicht zu Hause.
Er hatte nichts anderes erwartet.
Leo richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Sabines Briefkasten. Es war eine einfache, platzsparende Brief kasten konstruk tion, aus der man die Briefe durch den Brief schlitz fast genau so einfach her auszie hen wie hineinstecken konnte. Leo angelte mühelos eini ge Reklamesen dun gen und einen Brief her aus. Die Re klame steckte er in den Briefkasten zu rück.
Der Brief kam von einem Reiseunternehmen. Es war die Bestäti gung über eine gebuchte Busreise nach Italien; die Reise route war genau beschrieben. Sabine Müller würde morgen in Venedig im Hotel Residenza ankom men und dort zwei Nächte bleiben. Heute war sie losgefahren; die Reisegesellschaft musste sich zu dieser Stun de irgendwo in Süddeutschland in der Nähe der Österreichischen Grenze befinden.
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Ich habe Angst, dachte Sabine. Ich habe fürchterliche Angst!
Sie saß auf ihrem Platz in der zweiten Sitzreihe und starrte über den Fahrer hinweg auf die regen nasse Autobahn, auf der der schwere Reisebus zügig nach Süden rollte. Gleich mäßig bewegten sich die großen Wischerblät ter hin und her - hin und her - hin und her -
Aprilwetter!
Im Bus herrschte Urlaubsstimmung. Fröhli ches Ge plauder und Lachen. Gedämpfte Musik. Träume von Ita lien, von Sonne und Amore.
Gele gent lich eine launige Erklärung des Reiselei ters.
Sabine war nicht nach Urlaub zumute. Mit jedem Kilometer, den sie der Grenze näherkamen, wurde das dumpfe Gefühl in der Magengegend drücken der, das Atmen schwerer, und die Gedanken kreisten immer beharrli cher um ihre beiden Koffer im Lade raum des Busses und die neben ihren Füßen stehende Umhänge tasche.
Wenn man an der Grenze nun doch ihr Gepäck kon trollierte?
Reisebus se lassen die ja immer so durch. Deshalb hatte sie ja diese Reise gebucht.
Aber wenn sie diesmal ausnahmsweise - - -
Natürlich fand sie es bescheuert, dass es keine Tour gegeben hatte, die direkt in die Schweiz ging. So musste sie über drei Grenzen, bis sie das Geld auf „Nummer Sicher“ hatte. Idio tisch! Drei Mal Angst!
Ach was, es wird schon schiefgehen!
Um sich abzulenken, dachte sie lieber an das Leben, das sie nun führen würde, und an das viele Geld, über das sie verfügte. Drei Millionen Mark - was für'n tierischer Haufen Knete! Viel mehr, als die meisten Menschen im ganzen Leben verdienten. Was man damit alles anfangen konnte!
Unversehens geriet sie ins Träumen. Da war der Traum von der Luxusvilla am blauen Meer. Eine schneeweiße Segeljacht. Palmen. Der betörende Duft von Bougainvilleen. Nächtliche Parties am magisch erleuchteten Swimmingpool. Natürlich wollte sie auch arbeiten. Sie würde ein Architekturbüro aufmachen, es aber nicht nötig haben, davon zu leben. Nein! Sie brauchte sogar keinen Gewinn damit zu machen, nur arbeiten, weil sie Freude an der Arbeit hatte - - -
Plötzlich fühlte sie sich beobachtet und schaute zur Seite. Es war die aufregend gut gebaute Blondine, die neben ihr saß. Sie senkte - als ob sie sich ertappt fühlte - den Blick und sagte schnell: „Sie haben wunder schönes Haar.“
Der ablehnende Ausdruck in Sabines Augen vertiefte sich.
„Nein“, sagte die andere. „Nein. Ich bin nicht lesbisch. Ich bin Frisöse.“
Jetzt musste auch Sabine lächeln und entspannte sich ein wenig. Das Eis schien gebrochen.
„Ich heiße Karin Funke“, sagte die andere und reichte Sabine mit einem gewinnenden Lächeln die Hand. „Meine Freunde nennen mich Kitty. Ich würde mich freuen, wenn sie mich auch so nennen würden.“
„Angenehm! Ich heiße Sabine. Sabine Müller.“
Sie schüttelten sich die Hände und begannen ein tief sinniges Gespräch über das Wetter und über die Vor - und Nachteile eines Urlaubs in dieser Jahres zeit.
Vorn neben dem Fahrer ergriff der Reiseleiter das Mikrophon: „Hrrrrmmm. Meine Damen und Herren! Hrrrrmm. - In einigen Minu ten werden wir die österreichische Grenze erreichen. Halten sie bitte ihre Pässe
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