SACHMET - KATZENDÄMMERUNG Band 2 - Horror - Thriller
ekstatischen Rausch versetzt hatte. Ein Rausch, aus dem ich nie hatte erwachen wollen – und der so grausam geendet hatte.
Manchmal brach ich meine Überlegungen an diesem Punkt abrupt ab und versuchte mich – mehr oder weniger erfolgreich – mit meiner Arbeit abzulenken. An anderen Tagen trieb ich meine Selbstgeißelung allerdings weiter; dann war es mir, als könne ich ihre vor Erregung schweißfeuchte, warme, seidene Haut direkt auf meiner eigenen spüren. Den Druck ihrer schweren, festen Brüste, das Kitzeln ihrer tiefschwarzen Haare, den Geschmack ihrer Lippen und das feurigheiße ›Streicheln‹ ihrer Krallen auf meinem Rücken. So sehr ich es auch verneinen mochte, genau das war es, was mir seit Taschas ›Verwandlung‹ vor allem fehlte.
Ich war nie ein ›Kostverächter‹ gewesen (auch wenn die Zahl meiner Verflossenen nicht annähernd halb so groß war, wie es mir meine Freunde oft andichteten), gelegentlich war es mit einem meiner Modelle zu einer kurzen, heftigen Beziehung gekommen; ein Spaß auf Gegenseitigkeit ohne jede Verpflichtung, nicht mehr, nicht weniger.
Erst Tascha hatte in mir eine Begierde geweckt, deren Ausmaß jedes normale menschliche Empfinden zu sprengen schien. Ich war abhängig geworden von ihr, süchtig nach ihrer Berührung, schlimmer als jeder willenlose Junkie auf ›H-Trip‹.
Und so war es nur natürlich, dass mich ihr Sex-Entzug körperlich und seelisch bis aufs Äußerste marterte. Was sollte ich auch tun? Für das, was mir fehlte, gab es keine Ersatzdroge, kein Metadon, für mich hieß die einzige Lösung: Ich brauchte eine Frau. Eine andere Frau.
Und da begann das Problem; einerseits widerstrebte es mir, Tascha zu betrügen, andererseits sehnte ich mich mit wachsendem Hunger nach der Umarmung eines schlanken, weiblichen, menschlichen Körpers. Etwas, was mir meine schwarzschimmernde Geliebte nicht (mehr) bieten konnte.
Das fortdauernde Grübeln schlug sich zwangsläufig auf mein Gemüt nieder. Ich wurde ruhiger, melancholischer, depressiver; eine Tatsache, die auch Tascha nicht entging. Ich konnte nicht sagen, ob sie den wahren Grund für meine Verdrossenheit erahnte, jedenfalls tauchte sie aber gerade immer dann wie aus dem Nichts auf, wenn ich besonders hart mit mir und meinem Schicksal haderte. Noch bevor ich sie überhaupt richtig wahrgenommen hatte, war sie auf meinen Schoß gesprungen, kuschelte sich wohlig schnurrend gegen meinen Bauch und liebkoste mit ihrer Schnauze oder kleinen Zunge zärtlich meine Wange. Es war mir, als wollte sie sagen: »Schau, ist das etwa nichts? Verlangst du noch mehr? Reicht es dir denn nicht, dass ich noch immer an deiner Seite bin; trotz allem?«
Wenn ich diese Geisterstimme vernahm, (oder hörte ich sie wirklich?) spürte ich mehr und mehr, wie Wut und Verzweiflung in mir hochstiegen. »Jaaaa! Du hast verdammt recht!«, wollte ich dann Tascha entgegenschleudern. »Ich brauche mehr als dein ewiges Geschmuse. Ich treib’s nicht mit Tieren, und wenn du zehnmal ’ne verfluchte Wiedergeburt oder so was bist!«
Natürlich sprach ich diese Worte niemals laut aus. Aber ich dachte sie und lastete damit in meinen Augen genügend Schuld auf mich.
An jenem Spätnachmittag, als ich meine Unzufriedenheit mit Alkohol zu mildern versuchte und mir damit einen noch schlechteren Dienst erwies, bröckelte ein erster Stein aus meiner bislang so tadellosen Fassade. Als sich Tascha gerade wieder einmal auf meinem Schoß zusammenrollen wollte, fegte ich die überraschte Katze mit einer derart heftigen Armbewegung vom Stuhl, dass sie beinahe gegen die angrenzende Wand geprallt wäre.
»Scher’ dich weg, blödes Vieh!«, hörte ich mich voller Entsetzen brüllen. Für einen kurzen Moment war ich nicht mehr Herr meiner Sinne gewesen, und es hatte gereicht, mein ›wahres Ich‹ zum Vorschein zu bringen.
Tascha federte den Flug schräg auf drei Beinen ab und blieb dann regungslos stehen. Jedes andere Tier hätte angesichts einer solchen Attacke erst einmal das Weite gesucht, nicht so Tascha. Stumm und unbeweglich verharrte sie auf der Stelle, den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Augen starr auf mich gerichtet. Obwohl ich sofort versuchte, meine unbedachte Tat zu entschuldigen, sie mit Kosenamen und Leckereien lockte, blieb sie, wo sie war und starrte mich unentwegt an. In ihrem Blick las ich eine Mischung aus Trauer, Bitterkeit, Mitleid und Empörung.
Gratuliere , schienen ihre Augen zu sagen, du hast ja lange durchgehalten, bevor du meiner
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