Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
Vom Netzwerk:
beschlossen, das muss sich ändern.«
    Bastian hoffte, dass er nur innerlich errötete. Was sie sagte, klang, als wären sie schon ein Paar - nicht dass er etwas dagegen gehabt hätte. Du lieber Himmel, ganz im Gegenteil. Aber … noch war es eben nicht so.
    »Frische Luft?«, fragte Steinchen und grinste. »Du meinst, so richtig viel frische Luft?«
    Sandra musterte Bastian mit merklicher Belustigung. »Sehr viel. So viel man nur kriegen kann.«
    Beide lachten. Offenbar hatte Bastian etwas verpasst. Wahrscheinlich einen Mittelalter-Insiderwitz.
    »Na, dann kann man nur hoffen, dass er frische Luft auch verträgt«, meinte Steinchen grinsend.
    Um sie herum applaudierten die Leute, der Kampf war zu Ende. Der Ritter im blauen Waffenrock - Georg? - lief klirrend auf Sandra und Steinchen zu.
    »Wo ist sie?«, keuchte er. Sein Blick irrte über die Zuschauermenge. »Ist sie nicht bei euch?«
    »Nein. Leider«, erwiderte Sandra. »Das ist übrigens Bastian, ich habe dir von ihm erzählt.« Sie schob ihn förmlich auf Georg zu.
    »Freut mich«, sagte er, ohne Bastian richtig anzusehen. »Entschuldigt bitte, aber wisst ihr wirklich nicht, wo Lisbeth steckt?«
    »Nö«, sagte Steinchen und begann ebenfalls, seinen Blick schweifen zu lassen.
    »War sie während der Vorstellung nicht hier?«
    »Nicht dass ich wüsste. Jedenfalls nicht bei uns.«
    Unbehagen zeichnete sich auf Georgs Miene ab. »Wo habt ihr sie zuletzt gesehen?«
    »Vor zwei Stunden war sie noch beim Armbruststand und hat den Kindern gezeigt, wie sie die Bolzen richtig einlegen«, meinte Steinchen. »Danach ist sie mir nicht mehr untergekommen.«
    »Sie wollte sich den Kampf ansehen. Ich verstehe das nicht.« Mit zusammengekniffenen Augen spähte Georg in alle Richtungen, fluchte leise und stürmte davon, ohne ein weiteres Wort.
    »Was war denn das?« Verblüfft sah Bastian von Sandra zu Steinchen. »Warum ist der so nervös?«
    Sandra zuckte mit den Schultern. »So ist Georg. Wenn es um Lisbeth geht, hat er den totalen Kontrollwahn.«
    »Kein Wunder.« Steinchen biss in ein Stück dunkles Brot und fegte ein paar Krümel von seiner Mönchskutte. »Das wirst du verstehen, sobald du Lisbeth siehst. Ich glaube, er hat ständig Angst, jemand könnte sie ihm wegschnappen.« Er lachte. »Was für ein Stress! Da geht es Leuten wie uns viel besser, nicht wahr, Sandra?«
    Der Schatten, der über Sandras Gesicht glitt, war so schnell wieder verschwunden, dass Bastian sich nicht sicher war, ob er wirklich etwas gesehen hatte.
    »Jedenfalls würde ich nicht mit Lisbeth tauschen wollen, falls du das meinst«, sagte sie und warf ihr Haar zurück.
    Ein weiteres Paar Kämpfer betrat den Turnierplatz. Der größere von beiden verbeugte sich feierlich vor dem Publikum, während der kleinere Anlauf nahm, um ihm einen kräftigen Tritt ins Hinterteil zu verpassen. Der große landete kopfüber im Sand und die Zuschauer johlten.
    »Lars und Warze«, erklärte Sandra. »Warte nur, das wird richtig gut!«
    »Kennst du die alle persönlich?«, fragte Bastian. »Jeden einzelnen Kettenhemdträger?«
    »Klar. Die gehören zu meiner Gruppe.«
    »Gruppe?«
    »Meiner Rollenspielgruppe. Saeculum.«
    Ein kollektives Aufstöhnen des Publikums unterbrach ihr Gespräch. Dem großen Kämpfer - Warze, was für ein Name! - entglitt gerade das Schwert. Er bückte sich umständlich und entging damit Lars' rund geführtem Schlag, der so viel Wucht hatte, dass er den Angreifer um sich selbst kreiselnd über den Turnierplatz taumeln ließ. Das Publikum kreischte vor Lachen. Die zwei Ritter verfehlten einander stets um Haaresbreite, liefen gegen den Zaun, stießen mit den Helmen gegeneinander und landeten zu guter Letzt beide rücklings am Boden. Der Applaus war enorm.
    »Heißt Saeculum nicht so viel wie Jahrhundert?«, nahm Bastian den Faden wieder auf.
    »Ja. Unseres ist das vierzehnte. Es setzt die Grenze für das, was bei unseren Conventions erlaubt ist.«
    »Was meinst du mit erlaubt?«
    Sie betrachtete ihn von oben bis unten, prüfend, nahm jedes seiner Kleidungsstücke in Augenschein. »Wir sind Rollenspieler. Wir suchen uns einsame Landschaftsflecken und dort - na ja, dort spielen wir eben. Deine Schuhe, zum Beispiel, wären dabei total verboten. Klettverschlüsse waren im 14. Jahrhundert noch nicht erfunden und Profilsohlen aus Kunststoff gab es auch nicht. Dann … lass mal sehen - Jeans! Die gehen gar nicht, die müsstest du auf der Stelle ausziehen.« Sie legte den Kopf schief, verschränkte die

Weitere Kostenlose Bücher