Saemtliche Dramen
Menschen leugnet.
Aber auch die anderen Stücke von Albert Camus werden fortlaufend gespielt:
«Der Belagerungszustand», ein Echo des Stoffes von Camus’ Roman «Die Pest» (der Autor selbst legte Wert auf den Hinweis, das Stück sei in keiner Weise eine Bearbeitung des Romans); auch gibt es theatereigene Dramatisierungen des Buches.
Auch von «Die Besessenen» nach Dostojewskis «Die Dämonen» gab es vielbeachtete Produktionen, die sich dem Stoff anhand von Camus’ Stück und unter Hinzuziehung der Vorlage näherten.
Camus’ theaterpraktische Arbeit als Übersetzer und Bearbeiter stellen wir hier mit seiner Version von Calderón de la Barcas «Die Liebe zum Kreuz» vor, die er gezielt für eine Inszenierung auf einem Theaterfestival schuf.
Schließlich bringen wir in diesem Jubiläumsband eine kleine Sensation, einen dramatischen Text, der bis 2006 weder auf Französisch noch auf Deutsch inszeniert werden konnte, denn erst da wurde «L’Impromptu des Philosophes» («Das Impromptu der Philosophen») posthum veröffentlicht. Er erscheint hier erstmals auf Deutsch. Camus hatte ihn unter Pseudonym geschrieben. In dieser vergnüglichen, in Anlage, Figurenkonstellation und Zungenschlag molieresken Szene veräppelt er Sartre, dessen Gedankenwelt wie gesellschaftlichen Status. Sie ist ein amüsanter Begleitkommentar zum eigentlich schmerzlichen ideologischen und menschlichen Zwist zwischen den beiden bis zu ihrem Zerwürfnis befreundeten Denkern. Dem Sartre-Herausgeber und -Übersetzer Vincent von Wroblewski verdanke ich terminologische Hinweise, die für die korrekte Wiedergabe von Camus’ Sartre-Parodie unentbehrlich waren.
Camus sah sich für seine Stücke bisweilen stilistischer Kritik ausgesetzt. Pathetisch sei das oft, zu gestelzt. Das musste ihn treffen, wollte er doch eigenen Äußerungen nach eine natürliche Sprache finden, die zugleich fremd genug sein sollte, um Vieldeutigkeit zuzulassen und Wirkungskraft zu entfalten. Für die Neuübersetzungen bedeutete das die Aufgabe, die beträchtliche Innenspannung von Camus’ Theatersprache zu bewahren, Pathos zu vermeiden und doch dem Reiz nachzugeben, der in der Kombination von Natürlichkeit und, wie Camus es nannte, «Entrücktheit» liegt.
Hinrich Schmidt-Henkel
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Über Albert Camus
Albert Camus wurde am 7. November 1913 in ärmlichen Verhältnissen als Sohn einer Spanierin und eines Elsässers in Mondovi, Algerien, geboren. Von 1933 bis 1936 studierte er an der Universität Algier Philosophie. 1934 trat er der Kommunistischen Partei Algeriens bei und gründete im Jahr darauf das «Theater der Arbeit».
1937 brach er mit der KP. 1938 entstand sein erstes Drama «Caligula», das 1945 uraufgeführt wurde.
Camus zog 1940 nach Paris. Der Roman «Der Fremde» und der Essay «Der Mythos von Sisyphos» begründeten sein literarisches Ansehen.
1957 erhielt Albert Camus den Nobelpreis für Literatur.
Am 4. Januar 1960 starb er bei einem Autounfall.
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Über dieses Buch
Sieben Theaterstücke schrieb Albert Camus neben seiner Prosa, bis heute wird er auf deutschen Bühnen gespielt.
Der Band enthält die Dramen «Caligula», «Das Missverständnis», «Der Belagerungszustand», «Die Gerechten» und «Die Besessenen» in Neuübersetzung.
Zum ersten Mal auf Deutsch publiziert wird die Calderón-Bearbeitung «Die Liebe zum Kreuz», eine Familientragödie um Vater, Bruder und Schwester. Die größte Entdeckung ist das Kammerstück «Impromptu der Philosophen», unter Pseudonym veröffentlicht, in Frankreich erst 2006 erschienen. Camus nimmt darin Jean-Paul Sartre auf die Schippe: Ein Irrer erklärt einem ehrbaren Bürger die Absurdität des Lebens.
Erstmals alle Dramen des großen französischen Autors in neuer Übersetzung vereint, mit einem Vorwort von Hinrich Schmidt-Henkel – ein wunderbares Geschenk für Leser und Theaterfreunde!
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Impressum
Die Originalausgaben erschienen bei Éditions Gallimard, Paris, unter den Titeln: «Caligula», «Le Malentendu», «L’État de Siège», «Les Justes», «Les Possédés», «L’Impromptu des Philosophes», «La Dévotation à la Croix».
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, September 2013
Copyright © 1959, 2013 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Copyright ©: «Caligula» 1947, «Le Malentendu» 1947, «L’État de Siège» 1948, «Les Justes» 1950, «Les Possédés» 1959,
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