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Saemtliche Dramen

Saemtliche Dramen

Titel: Saemtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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Sieges. Denkt immer daran, dass sie kommen, uns zu töten oder zu fangen. Wenn sie uns fangen, wandern wir ins Gefängnis, betrübt und ehrlos. Wer das weiß, wird sich noch der größten Gefahr entgegenstellen, um Leben und Ehre zu verteidigen. Lassen wir sie nicht glauben, wir würden sie fürchten. Ziehen wir ihnen entgegen!
    RICARDO
    Nicht nötig, da kommen sie.
    EUSEBIO
    Zu den Waffen! Und dass niemand schwach wird! Wenn ich einen sehe, der zurückweicht oder flieht, stoße ich das Schwert in seine Brust und dann in die des Feindes.
    CURCIO (aus dem Off)
    Ich habe Eusebio, den Übeltäter, im Dickicht des Gebirges entdeckt. Es hilft ihm nicht, sich hinter diesen Felsen wie hinter einem Wall zu verkriechen.
    STIMMEN (aus dem Off)
    Da sind sie zu sehen, zwischen den Zweigen!
    JULIA
    Vorwärts! Auf sie!
    EUSEBIO
    Aufgepasst, ihr Tölpel! Und bei Gott, die mit eurem Blut begossenen Felder sollen zu prallen Flüssen werden.
    RICARDO
    Ihre Übermacht ist zu groß.
    CURCIO (aus dem Off)
    Wo hast du dich versteckt, Eusebio?
    EUSEBIO
    Ich verstecke mich nicht, ich suche dich!
    (An anderem Orte im Gebirge. JULIA tritt auf.)
    JULIA
    Wohin ich auch gehe in diesem Gebirge, wohin ich mich wende, überall höre ich schreckliche Schreie, überall spielen sich vor meinen Augen erbitterte Kämpfe ab … Doch was sehe ich? Eusebios Männer weichen vor dem Feind zurück, zerstreut und besiegt. Ich muss ihm zu Hilfe eilen und dafür sorgen, dass er wieder Oberhand gewinnt.
    ( JULIA geht ab. GIL tritt auf, als Räuber gekleidet.)
    GIL
    Kaum mache ich mich zum Räuberlehrling, um mit heiler Haut davonzukommen, schon stecke ich als Räuber in viel größerer Gefahr. Als Bauer gehörte ich zu den Unterdrückten, dann schlage ich mich auf die andere Seite, und schon bin ich wieder unterlegen!
    ( MENGA , BLAS und andere Bauern kommen dazu.)
    MENGA
    Er flieht. Ihm nach!
    BLAS
    Wir lassen keinen überleben.
    MENGA
    Hier hat sich auch einer versteckt.
    BLAS
    Tod dem Banditen!
    GIL
    He, Momentchen! … Ich bin doch ich!
    MENGA
    Dein Schulterriemen verrät dich als Räuber!
    GIL
    Kleider machen Leute, meinst du? Das stimmt nicht!
    MENGA
    Verpasst ihm eine!
    (Schlägt ihn.)
    BLAS
    Schlagt ihn!
    (Schlägt ihn.)
    GIL
    Es reicht, ich bin genug bedient. Schaut doch …
    MENGA
    Wir haben nichts zu schauen. Du bist ein Bandit.
    GIL
    Aber um Himmels willen, ich bin doch Gil, Christi treuer Diener.
    MENGA
    Warum sagst du das nicht gleich, Gil?
    GIL
    Wie, gleich? … Ich habe sofort gesagt: Ich bin doch ich!
    MENGA
    Was treibst du hier?
    GIL
    Siehst du das nicht? Ich vergehe mich gegen das fünfte Gebot. Ich allein töte mehr Leute als ein Arzt und die Hitze zusammen.
    MENGA
    Und was ist das für eine Aufmachung?
    GIL
    Ah, verteufelt! … Na gut … Ich habe einen Räuber erschlagen und seine Sachen angezogen.
    MENGA
    Warum sind dann keine Blutflecken darauf?
    GIL
    Ganz einfach: Er ist vor Angst gestorben. Darum!
    MENGA
    Komm mit uns, wir haben gesiegt, die Räuber fliehen, und wir verfolgen sie.
    GIL
    Gut, aber erst lege ich diesen Schulterriemen ab, auch wenn ich schlottern muss.
    (Sie gehen ab. EUSEBIO und CURCIO treten auf, kämpfend.)
    CURCIO
    Jetzt sind wir allein. Ich danke dem Himmel, dass er die Rache greifbar macht und die Vergeltung nicht in andere Hände gelegt noch deinen Tod einem anderen Schwert anvertraut hat.
    EUSEBIO
    Der Himmel ist nicht gegen mich, Curcio, wenn er für diese Begegnung sorgt. Du trittst gegen mich an, und dein Herz, das sich gekränkt zeigt, wird gekränkt bleiben, auch wenn du geschlagen bist. (Pause.) Und doch spüre ich angesichts deines Schmerzes eine Ehrfurcht, die mich stärker bezwingt als der Anblick deines Schwertes. Dein Mut genügt, um Angst einzuflößen, aber ich weiche allein vor deinen weißen Haaren zurück. Nur sie lassen mich innehalten.
    CURCIO
    Ich kann es nicht leugnen, Eusebio, du stillst bereits einen großen Teil des Zorns, mit dem ich dich verfolgte. Aber ich mag dich nicht denken lassen, dass meine weißen Haare dich zurückhalten, wenn mein Mut es könnte. Also wehre dich! … Kein Stern, kein Zeichen zu deinen Gunsten werden mich dazu bringen, dass ich auf die Rache verzichte, nach der ich dürste. Lass uns kämpfen!
    EUSEBIO
    Kennst du den großen Unterschied zwischen Furcht und Ehrfurcht nicht? Ich fürchte dich nicht. Deine Vergebung ist der einzige Sieg, den ich erhoffe. Dies Schwert, vor dem so viele Männer zitterten, ich lege es dir zu Füßen.
    CURCIO
    Eusebio, ich werde

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