Saemtliche Dramen
vergeben, dann sollen die entsetzte Welt, die überraschte Erde wissen, dass von nun an die Verbrechen einer verzweifelten Frau der Sünde selbst Entsetzen einflößen werden, dass sie das Antlitz des Himmels verdüstern und die Hölle das Gruseln lehren werden!
Vorhang
Dritter Tag
(Im Gebirge. GIL tritt auf, mit Kreuzen bedeckt, darunter ein sehr großes auf seiner Brust.)
GIL
Menga hat mich zum Holzholen in die Berge geschickt, aber zur Sicherheit schütze ich mich heute mit einer listigen Erfindung. Es heißt, Eusebio liebt das Kreuz, also bewaffnete ich mich bis an die Zähne mit Kreuzen! Gott im Himmel, da ist er ja … Wenn man den Teufel nennt, kommt er gerennt! Oh! Was habe ich Angst! … Nirgends eine Stelle, wo ich unterschlüpfen kann! … Gleich werde ich ohnmächtig vor Entsetzen.
Doch nein, er hat mich noch nicht gesehen … ich will mich da drüben verstecken, hinter diesem Ginsterbusch, bis er wieder weg ist. Autsch! … Was ist das! Der kleinste Zweig ist voll Stacheln … Huh! Beim Leiden Christi! Da bin ich vom Regen in die Traufe gekommen, das ist ja eine schlimme Marter!
( EUSEBIO tritt auf.)
EUSEBIO
Ich weiß nicht, wohin mit mir. Das Leben ist zu lang für einen, der verzweifelt, der Tod mag nicht kommen zu dem, der lebensmüde ist. Julia, ich sah mich schon in deinen Armen, so berauscht und hingerissen, dass unsere Liebe bereits neue Bande knüpfte. Doch dann bin ich vor diesem Glück geflohen, statt es zu genießen. War das mein Fehler? Nein, es lag an etwas Höherem. Eine machtvolle Kraft hat mir erlaubt, mich zurückzuhalten und das Kreuz auf deiner Brust zu ehren, das auch meine eigene ziert. Ach! Julia! Dass wir beide mit einem Kreuz auf der Brust geboren sind, muss eines jener Mysterien sein, die uns übersteigen und die Gott allein ermisst.
GIL (beiseite)
Autsch! … Das pikst … mehr, als ich aushalte.
EUSEBIO
Da ist jemand im Gebüsch. Wer da?
GIL (beiseite)
Meine List hilft mir nicht weiter.
EUSEBIO (beiseite)
Ein Mann, an einen Baum gebunden! Ein Kreuz hängt um seinen Hals! Auf die Knie, zu Boden, ich muss mein Gelübde erfüllen.
(Er kniet nieder.)
GIL
Was ist mit dir los, Eusebio? An wen richtest du dein Gebet? Wenn du mich anbetest, was fesselst du mich, und wenn du mich fesselst, was betest du mich an?
EUSEBIO
Wer bist du?
GIL
Gil … Kennst du Gil nicht? Seit du mich hier angebunden hast, mit einer Nachricht an Curcio, konnte ich rufen, wie ich wollte, doch niemand ist gekommen, um mich loszubinden.
EUSEBIO
Ich habe dich hier nicht festgebunden!
GIL
Das stimmt, edler Herr. Doch als ich sah, dass niemand kam, bin ich weitergerückt, so von Baum zu Baum, immer festgebunden, bis zu diesem Baum hier. Das ist der Grund für diese ungewöhnliche Lage.
( EUSEBIO bindet ihn los.)
EUSEBIO
Gil, ich empfinde Sympathie für dich, seit wir miteinander geredet haben, und ich möchte, dass wir Freunde werden.
GIL
Ihr habt recht, und da wir jetzt so dicke Freunde sind, würde ich lieber hier entlanggehen statt da entlang. Hier entlang werden wir alle Räuber, und es heißt, das sei ein gutes Leben, man muss dann nicht jahraus, jahrein schuften.
EUSEBIO
Dann bleib bei mir.
( RICARDO und einige Räuber kommen dazu, dabei auch JULIA , als Mann verkleidet, mit verhülltem Gesicht.)
RICARDO
Unten am Weg, der durchs Gebirge führt, haben wir einen Gefangenen gemacht, der dir gefallen dürfte.
EUSEBIO
Gut so. Wir kümmern uns gleich um ihn. Hier, wir haben einen neuen Gefährten.
RICARDO
Wen?
GIL
Gil. Seht Ihr mich nicht?
EUSEBIO
Dieser Dörfler wirkt harmlos, aber er kennt die Gegend gut, das Gebirge und die Ebene: Er wird unser Führer sein. Außerdem schicken wir ihn als Spion ins Lager des Feindes. Du kannst ihm eine Muskete und einen Schulterriemen geben.
CELIO
Da.
GIL
Ich Ärmster! Jetzt bin ich räuberisiert!
EUSEBIO
Wer ist dieser Edelmann, der sein Gesicht verhüllt?
RICARDO
Es war nicht möglich, ihm seinen Namen und seine Herkunft zu entlocken, er will mit dem Hauptmann reden, mit niemandem sonst.
EUSEBIO
Dann kannst du dich mir zu erkennen geben.
JULIA
Bist du der Hauptmann?
EUSEBIO
Ja.
JULIA
Gott!
EUSEBIO
Wer bist du und was suchst du hier?
JULIA
Das sage ich dir unter vier Augen.
EUSEBIO
Geht ein wenig beiseite.
(Sie gehen ab und lassen EUSEBIO und JULIA allein.)
EUSEBIO
Jetzt sind wir allein. Nur die Bäume und Blumen werden die stillen Zeugen deiner Worte sein. Nimm diese Maske von deinem Gesicht und
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