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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Ei durchgeschnitten und das Inwendige herausgegessen habe, die beiden Kronen des Eis. Als du deine Krone mitten durchspaltetest und beide Hälften weggabst, da trugst du deinen Esel auf dem Rücken durch den Dreck; du hattest wenig Witz in deiner kahlen Krone, als du deine goldne wegschenktest. Wenn ich diesmal in meiner eignen Manier rede, so laß den peitschen, der’s zuerst so findet.
    Singt.
    Nie machten Narr’n so wenig Glück,
    Denn Weise wurden täppisch;
    Ihr bißchen Scharfsinn ging zurück,
    Und all ihr Tun ward läppisch.
    Lear
. Seit wann bist du so reich an Liedern, he? –
    Narr
. Das ward ich, Gevatter, seit du deine Töchter zu deinen Müttern machtest; denn als du ihnen die Rute gabst und dir selbst deine Hosen herunterzogst,
    Da weinten sie aus freud’gem Schreck,
    Ich sang aus bitterm Gram,
    Daß solch ein König spielt’ Versteck
    Und zu den Narren kam.
    Bitt’ dich, Gevatter, nimm einen Schulmeister an, der deinen Narren lügen lehre: ich möchte gern lügen lernen.
    Lear
. Wenn du lügst, Bursch, so werden wir dich peitschen lassen.
    Narr
. Mich wundert, wie du mit deinen Töchtern verwandt sein magst: sie wollen mich peitschen lassen, wenn ich die Wahrheit sage; du willst mich peitschen lassen, wenn ich lüge, und zuweilen werde ich gepeitscht, weil ich’s Maul halte. Lieber wollt’ ich alles in der Welt sein, als ein Narr: und doch möchte ich nicht du sein, Gevatter. Du hast deinen Witz von beiden Seiten abgestutzt und nichts in der Mitte gelassen. Da kommt so ein Abgestutztes.
    Es tritt Goneril auf.
    Lear
.
    Nun, Tochter? Wieder deine Stirn umwölkt? –
    Mir deucht, sie ward die letzte Zeit zu finster!
    Narr
. Du warst ein hübscher Gesell, als du noch nicht nötig hattest, auf ihre Runzeln zu achten; nun bist du eine Null ohne Ziffern: ich bin jetzt mehr als du: ich bin ein Narr, du bist nichts. – Ja doch, ich will ja schweigen; das befiehlt mir Euer Gesicht, obgleich Ihr nichts sagt.
    Mum, mum,
    Wer nicht Kruste hat noch Krum,
    Was er auch bittet, er gilt für stumm.
    Er zeigt auf Lear.
    Das ist so ’ne leere Erbsenschote! –
    Goneril
.
    Nicht dieser freche Narr allein, Mylord,
    Auch mancher Eurer zügellosen Ritter
    Sucht stündlich Zank und Unfug, schwelgt und rauft
    In unerträglich läst’ger Wildheit. Herr,
    Ich glaubte, wenn ich dies Euch angezeigt,
    Ihr würdet’s ändern; doch befürcht’ ich nun
    Nach dem, was Ihr seit kurzem spracht und tatet,
    Ihr schützt dies Treiben selbst und reizt dazu
    Durch Euern Beifall: steht es so, dann fehlt
    Die Rüge nicht, noch schläft die scharfe Zucht,
    Die, zwar nur strebend nach wohltät’gem Frieden,
    Vielleicht in ihrem Lauf Euch Kränkung bringt,
    Was Schmach uns wäre sonst; doch weise Vorsicht,
    Wenn es die Not gebeut.
    Narr
. Denn du weißt, Gevatter,
    Grasmücke so lange den Kuckuck speist,
    Bis sein Junges ihr endlich den Kopf abreißt.
    Und da ging das Licht aus, und wir saßen im Dunkeln.
    Lear
.
    Bist du meine Tochter?
    Goneril
. Hört mich:
    Ich wollt’, Ihr brauchtet den gesunden Sinn,
    Der sonst, ich weiß, Euch ziert; und legtet ab
    Die Launen, die seit kurzem Euch verkehrt
    Zu einer Sinnsart, die Euch unnatürlich.
    Narr
.
    Kann’s nicht ein Esel merken, wenn der Karrn das
    Pferd zieht? – Heißa, Hans, ich liebe dich.
    Lear
.
    Kennt mich hier jemand? – Nein, das ist nicht Lear! –
    Geht Lear so? Spricht so? Wo sind seine Augen?
    Sein Kopf muß schwach sein, oder seine Denkkraft
    Im Todesschlaf. Ha, bin ich wach? – Es ist nicht so.
    Wer kann mir sagen, wer ich bin?
    Narr
.
    Lears Schatten.
    Lear
.
    Ich wüßt’ es gern; denn nach den Zeichen
    Des Königtums, der Einsicht und Vernunft
    War’s Täuschung, wenn ich glaubt’, ich hätte Töchter.
    Narr
.
    Die dich zum gehorsamen Vater machen werden.
    Lear
.
    Euer Name, schöne Frau? –
    Goneril
.
    O geht, Mylord! –
    Dieses Erstaunen schmeckt zu sehr nach andern
    Von Euern neuen Grillen. Ich ersuch’ Euch,
    Nicht meine wahre Absicht mißzudeuten.
    So alt und würdig, seid verständig auch;
    Ihr haltet hundert Ritter hier und Knappen,
    So wildes Volk, so schwelgerisch und frech,
    Daß unser Hof, befleckt durch ihre Sitten,
    Gemeiner Schenke gleicht. Unzucht und Lust
    Stempelt ihn mehr zum Weinhaus und Bordell,
    Als fürstlichen Palast. Scham selber heischt
    Abhülfe schleunig: Seid deshalb ersucht
    Von der, die sonst sich nimmt, um was sie bat,
    Ein wenig zu vermindern Euern Schwarm:
    Und wählt den Rest, der Euerm Dienst verbleibt,
    Aus Männern,

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