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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Apotheker,
    Meine Phantasie zu würzen. Da ist Gold für dich.
    Gloster
.
    O laß die Hand mich küssen! –
    Lear
.
    Laß mich sie erst abwischen; sie riecht nach dem Grabe.
    Gloster
.
    O du zertrümmert Meisterstück der Schöpfung! –
    So nutzt das große Weltall einst sich ab
    Zu nichts. Kennst du mich wohl?
    Lear
. Ich erinnere mich deiner Augen recht gut: blinzelst du mir zu? – Nein, tu’ dein Ärgstes, blinder Cupido; ich will nicht lieben. Lies einmal diese Herausforderung; sieh nur die Schriftzüge! –
    Gloster
.
    Wär’ jede Letter Sonn’, ich säh’ nicht eine.
    Edgar
.
    Nicht glauben wollt’ ich’s dem Gerücht: es ist so,
    Und bricht mein Herz.
    Lear
.
    Lies!
    Gloster
.
    Was, mit den Höhlen der Augen?
    Lear
. Oho, stehn wir so mit einander? Keine Augen im Kopf, kein Geld im Beutel? – Höhlten sie dir die Augen und holten dir den Beutel? Doch siehst du, wie die Welt geht!
    Gloster
. Ich seh’ es fühlend.
    Lear
. Was, bist du toll? – Kann man doch sehn, wie es in der Welt hergeht, ohne Augen. Schau’ mit dem Ohr: sieh, wie jener Richter auf jenen einfältigen Dieb schmält! Horch, – unter uns – den Platz gewechselt und die Hand gedreht: wer ist Richter, wer Dieb? Sahst du wohl eines Pachters Hund einen Bettler anbellen? –
    Gloster
. Ja, Herr!
    Lear
. Und der Wicht lief vor dem Köter: da konntest du das große Bild des Ansehns erblicken: dem Hund im Amt gehorcht man.
    Du schuft’ger Büttel, weg die blut’ge Hand!
    Was geißelst du die Hure? Peitsch’ dich selbst:
    Dich lüstet heiß, mit ihr zu tun, wofür
    Dein Arm sie stäupt. Der Wuch’rer hängt den Gauner;
    Zerlumptes Kleid bringt kleinen Fehl ans Licht,
    Talar und Pelz birgt alles. Hüll’ in Gold die Sünde, –
    Der starke Speer des Rechts bricht harmlos ab; –
    In Lumpen, – des Pygmäen Halm durchbohrt sie.
    Kein Mensch ist sündig; keiner, sag’ ich, keiner;
    Und ich verbürg’ es, wenn – versteh’, mein Freund, –
    Er nur des Klägers Mund versiegeln kann.
    Schaff’ Augen dir von Glas,
    Und, wie Politiker des Pöbels, tu’,
    Als sähst du Dinge, die du doch nicht siehst –
    Nun,nun,nun, nun –
    Zieht mir die Stiefeln ab! – Stärker, stärker, – so! –
    Edgar
.
    O tiefer Sinn und Aberwitz gemischt! –
    Vernunft in Tollheit!
    Lear
.
    Willst weinen über mich, nimm meine Augen!
    Ich kenne dich recht gut, dein Nam’ ist Gloster –
    Gedulde dich, wir kamen weinend an.
    Du weißt, wenn wir die erste Luft einatmen,
    Schrein wir und winseln. Ich will dir pred’gen: horch! –
    Gloster
.
    O welcher Jammer!
    Lear
.
    Wir Neugebornen weinen, zu betreten
    Die große Narrenbühne – ein schöner Hut! –
    O feine Kriegslist, einen Pferdetrupp
    Mit Filz so zu beschuhn: ich will’s versuchen,
    Und überschleich’ ich so die Schwiegersöhne,
    Dann schlagt sie tot, tot, tot! – Tot, tot! –
    Ein Edelmann mit Bedienten tritt auf.
    Edelmann
.
    O hier, hier ist er. Haltet ihn! Mylord,
    Eu’r liebstes Kind –
    Lear
.
    Wie, kein Entsatz? Gefangen? Bin ich doch
    Der wahre Narr des Glücks. Verpflegt mich wohl,
    Ich geb’ euch Lösegeld. Schafft mir ’nen Wundarzt,
    Ich bin ins Hirn gehaun.
    Edelmann
.
    Nichts soll Euch fehlen.
    Lear
.
    Kein Beistand? – ganz allein?
    Da könnte wohl der Mensch in salz’ge Tränen
    Vergehn, wie Kannen seine Augen brauchend,
    Des Herbstes Staub zu löschen.
    Edelmann
.
    Teurer Herr!
    Lear
.
    Brav will ich sterben, wie ein schmucker Bräut’gam; was?
    Will lustig sein; kommt, kommt, ich bin ein König,
    Ihr Herren, wißt ihr das? –
    Edelmann
.
    Ein hoher König, und wir folgen Euch.
    Lear
. So ist noch nichts verloren. Kommt! wenn ihr’s haschen wollt, so müßt ihr’s durch Laufen haschen. Sa, sa, sa, sa! Er läuft fort.
    Edelmann
.
    Ein Anblick, jammervoll am ärmsten Bettler,
    An einem König namenlos! Du hast ein Kind,
    Durch das die Welt vom grausen Fluch erlöst wird,
    Den zwei auf sie gebracht.
    Edgar
.
    Heil, edler Herr!
    Edelmann
.
    Seid kurz, mein Freund! Was wollt Ihr?
    Edgar
.
    Vernahmt Ihr, Herr, ob’s bald ein Treffen gibt?
    Edelmann
.
    Nun, das ist weltbekannt, ein jeder weiß es,
    Der Ohren hat zu hören.
    Edgar
.
    Doch erlaubt,
    Wie nahe steht der Feind?
    Edelmann
.
    Nah und in schnellem Anmarsch; stündlich kann
    Die Hauptmacht hier sein.
    Edgar
.
    Dank Euch! Das war alles.
    Edelmann
.
    Weilt gleich die Königin aus Gründen hier,
    Ist doch das Heer schon vorgerückt.
    Edgar
.
    Ich dank’ Euch.
    Edelmann geht ab.
    Gloster
.
    Ihr ewig güt’gen

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