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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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nie
    Nach äußerlichem Tun! Gibt’s keinen Zauber,
    Der Jugend Unschuld und des Mädchentums
    Zu tören? Last Ihr nie von solchen Dingen,
    Rodrigo?
    Rodrigo
.
    Ja, Signor, ich las es wohl.
    Brabantio
.
    Ruft meinen Bruder! – Wär’ sie Euer doch!
    Auf welche Art auch immer! Habt Ihr Kundschaft,
    Wo wir sie finden mögen mit dem Mohren?
    Rodrigo
.
    Ich hoff’ ihn auszuspähn, wenn’s Euch gefällt,
    Mit tüchtiger Bedeckung mir zu folgen.
    Brabantio
.
    Wohl, führt den Zug! Vor jedem Hause ruf’ ich;
    Wenn’s gilt, kann ich befehlen. Waffen her!
    Und holt ein paar Hauptleute von der Wache!
    Voran, Rodrigo! Eure Müh’ vergelt’ ich.
    Sie gehen ab.
    ¶

Zweite Szene
    Straße.
    Es treten auf Othello, Jago und Gefolge.
    Jago
.
    Im Kriegeshandwerk schlug ich manchen tot;
    Doch halt’ ich’s für Gewissenssach’ und Sünde,
    Mit Absicht morden; traun, mir fehlt’s an Bosheit,
    Und oft zu meinem Schaden, Zwanzigmal
    Dacht’ ich, ihm mit ’nem Rippenstoß zu dienen!
    Othello
.
    ’s ist besser so.
    Jago
.
    Doch schwatzt’ er solches Zeug,
    Und sprach so schnöd’, und gegen Eure Ehre
    So lästerlich,
    Daß all mein bißchen Frömmigkeit mich kaum
    Im Zügel hielt. Doch sagt mir, werter Herr,
    Seid Ihr auch recht vermählt? Denn glaubt mir nur,
    Gar sehr beliebt ist der Magnifico,
    Und hat was durchzusetzen kräft’ge Stimme,
    Vollwichtig wie der Fürst. Er wird Euch scheiden,
    Zum mind’sten häuft er Hemmung und Verdruß,
    Wie nur das Recht, durch seine Macht geschärft,
    Ihm Spielraum gibt.
    Othello
.
    Er mag sein Ärgstes tun:
    Der Dienst, den ich geleistet dem Senat,
    Schreit seine Klage nieder. Kund soll werden
    – Was, wenn mir kund, daß Prahlen Ehre bringt,
    Ich offenbaren will –, daß ich entsproß
    Aus königlichem Stamm, und mein Gestirn
    Darf ohne Scheu so stolzes Glück ansprechen
    Als dies, das ich erreicht. Denn wisse, Jago,
    Liebt’ ich die holde Desdemona nicht,
    Nie zwäng’ ich meinen sorglos freien Stand
    In Band’ und Schranken ein, nicht um die Schätze
    Der tiefen See. Doch sieh! Was dort für Lichter?
    Cassio kommt mit Gefolge.
    Jago
.
    Der zorn’ge Vater ist es mit den Freunden –
    Geht doch hinein!
    Othello
.
    Ich nicht! man soll mich finden:
    Mein Stand und Rang und meine feste Seele,
    Laut soll’n sie für mich zeugen! Sind es jene?
    Jago
.
    Beim Janus, nein! –
    Othello
.
    Des Herzogs Diener sind es und mein Leutnant. –
    – Sei euch die Nacht gedeihlich, meine Freunde!
    Was gibt’s? –
    Cassio
.
    Der Herzog grüßt Euch, General,
    Und fordert, daß Ihr schnell, blitzschnell erscheint
    Im Augenblick.
    Othello
.
    Was, meint Ihr, ist im Werk? –
    Cassio
.
    Etwas aus Cypern, wenn ich recht vermute;
    ’s ist ein Geschäft von heißer Eil’: die Flotte
    Verschickt’ ein Dutzend Boten nach einander
    Noch diesen Abend, die gedrängt sich folgten.
    Viel Herrn vom Rat, geweckt und schon versammelt,
    Sind jetzt beim Herzog; eifrig sucht man Euch,
    Und da man Euch verfehlt in Eurer Wohnung,
    Hat der Senat drei Haufen ausgesandt,
    Euch zu erspähn.
    Othello
.
    ’s ist gut, daß Ihr mich fandet.
    Ein Wort nur lass’ ich hier zurück im Hause,
    Und folg’ Euch nach.
    Geht ab
    Cassio
.
    Fähndrich, was schafft’ er hier? –
    Jago
.
    Nun, eine Landgaleere nahm er heut:
    Er macht sein Glück, wenn’s gute Prise wird.
    Cassio
.
    Wie meint Ihr das? –
    Jago
.
    Er ist vermählt.
    Cassio
.
    Mit wem? –
    Othello kommt zurück.
    Jago
.
    Ei nun, mit – kommt Ihr, mein General? –
    Othello
.
    Ich bin bereit.
    Cassio
.
    Hier naht ein andrer Trupp, Euch aufzusuchen.
    Brabantio, Rodrigo und Bewaffnete treten auf.
    Jago
.
    Es ist Brabantio – faßt Euch, General! –
    Er sinnt auf Böses!
    Othello
.
    Holla! Stellt Euch hier! –
    Rodrigo
.
    Signor, es ist der Mohr!
    Brabantio
.
    Dieb! Schlagt ihn nieder! –
    Von beiden Seiten werden die Schwerter gezogen.
    Jago
.
    Rodrigo, Ihr? Kommt, Herr! Ich bin für Euch.
    Othello
.
    Die blanken Schwerter fort! Sie möchten rosten. –
    Das Alter hilft Euch besser, guter Herr,
    Als Euer Degen.
    Brabantio
.
    O schnöder Dieb! Was ward aus meiner Tochter?
    Du hast, verdammter Frevler, sie bezaubert;
    Denn alles, was Vernunft hegt, will ich fragen,
    Wenn nicht ein magisch Band sie hält gefangen,
    Ob eine Jungfrau, zart und schön und glücklich,
    So abhold der Vermählung, daß sie floh
    Den reichen Jünglingsadel unsrer Stadt –
    Ob sie, ein allgemein Gespött zu werden,
    Häuslichem Glück entfloh an solches Unholds
    Pechschwarze Brust,

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