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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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dahin,
    Daß er verschluckt und einschlingt jede Sorge,
    Nur seiner sich bewußt.
    Herzog
.
    Nun, was geschah? –
    Brabantio
.
    O Tochter! Tochter!
    Erster Senator
.
    Starb sie? –
    Brabantio
.
    Ja, für mich.
    Sie ist beschimpft, entführt mir und verderbt
    Durch Hexenkünste und Quacksalbertränke;
    Denn daß Natur so widersinnig irre,
    Da sie nicht stumpf, noch blind, noch blöden Sinns,
    Geschah nicht ohne Zauberkraft. –
    Herzog
.
    Wer es auch sei, der auf so schnödem Wege
    So Eure Tochter um sich selbst betrog,
    Und Euch um sie, – das blut’ge Buch des Rechts,
    Ihr sollt es selbst in herbster Strenge deuten,
    Nach eignem Sinn, und wär’ es unser Sohn,
    Den Eure Klage trifft.
    Brabantio
.
    Ich dank’ in Demut!
    Hier dieser ist’s, der Mohr, den jetzt, so scheint’s,
    Eu’r dringendes Gebot im Dienst des Staats
    Hieher berief.
    Alle
.
    Das tut uns herzlich leid.
    Herzog
zu Othello.
    Was, Eurerseits, vermögt Ihr zu erwidern? –
    Brabantio
.
    Nichts, als daß dies die Wahrheit.
    Othello
.
    Ehrwürd’ger, mächt’ger und erlauchter Rat,
    Sehr edle, wohlerprobte, gute Herrn, –
    Daß ich dem alten Mann die Tochter nahm,
    Ist völlig wahr; wahr, sie ist mir vermählt.
    Der Tatbestand und Umfang meiner Schuld
    Reicht so weit, weiter nicht. Ich bin von rauhem Wort,
    Und schlecht begabt mit milder Friedensrede.
    Seit siebenjähr’ge Kraft mein Arm gewann,
    Bis vor neun Monden etwa, übt’ er stets
    Nur Kriegestat im Felde wie im Lager;
    Und wenig lernt’ ich von dem Lauf der Welt,
    Als was zum Streit gehört und Werk der Schlacht;
    Drum wenig Schmuck wohl leih’ ich meiner Sache,
    Red’ ich für mich. Dennoch, mit eurer Gunst,
    Erzähl’ ich schlicht und ungefärbt den Hergang
    Von meiner Liebe; was für Tränk’ und Künste,
    Was für Beschwörung, welches Zaubers Kraft
    – Denn solcher Mittel steh’ ich angeklagt –
    Die Jungfrau mir gewann.
    Brabantio
.
    Ein Mädchen, schüchtern,
    Von Geist so still und sanft, daß jede Regung
    Errötend schwieg, – die sollte, trotz Natur
    Und Jugend, Vaterland und Stand, und allem,
    Das lieben, was ihr Grauen schuf zu sehn? –
    Ein krankes Urteil wär’s, ein unvollkommnes,
    Das wähnt’, es irre so Vollkommenheit,
    Ganz der Natur entgegen: schwören muß man,
    Daß nur des Teufels Kunst und List dies alles
    Zu tun vermocht. Noch einmal denn behaupt’ ich,
    Daß er mit Tränken, ihrem Blut verderblich,
    Und Zauberkraft, geweiht zu solchem Bann,
    Auf sie gewirkt.
    Herzog
.
    Behauptung, nicht Beweis:
    Steht Euch kein klarer Zeugnis zu Gebot,
    Als solch unhaltbar Meinen, solch armsel’ger
    Scheingrund ihn zu beschuldigen vermag?
    Erster Senator
.
    Doch sagt, Othello:
    Habt Ihr durch Nebenweg’ und künstlich zwingend
    Der Jungfrau Sinn erobert und vergiftet?
    Oder durch Antrag und erlaubtes Werben,
    Wie Herz an Herz sich wendet? –
    Othello
.
    Ich ersuch’ euch,
    Zum »Schützen« sendet, ruft das Fräulein her,
    Und vor dem Vater mag sie von mir zeugen!
    Und werd’ ich falsch erfunden durch ihr Wort:
    Nicht nur Vertraun und Amt, das ihr mir gabt,
    Mögt ihr mir nehmen, ja es treff’ eu’r Spruch
    Mein Leben selbst.
    Herzog
.
    Holt Desdemona her!
    Einige vom Gefolge gehen hinaus.
    Othello
.
    Fähndrich, geht mit, Ihr wißt den Ort am besten.
    Jago ab.
    Und bis sie kommt, so wahr, wie ich dem Himmel
    Bekenne meines Blutes sünd’ge Fehle,
    So treulich meld’ ich euerm ernsten Ohr,
    Wie ich gewann der schönen Jungfrau Herz,
    Und sie das meine.
    Herzog
.
    Sprecht, Othello!
    Othello
.
    Ihr Vater liebte mich, lud oft mich ein,
    Erforschte meines Lebens Lauf von Jahr
    Zu Jahr: die Schlachten, Stürme, Schicksalswechsel,
    So ich bestand.
    Ich ging es durch, vom Knabenalter her,
    Bis auf den Augenblick, wo er gefragt.
    So sprach ich denn von manchem harten Fall,
    Von schreckender Gefahr zu See und Land;
    Wie ich ums Haar dem droh’nden Tod entrann;
    Wie mich der stolze Feind gefangen nahm,
    Und mich als Sklav’ verkauft; wie ich erlöst
    Und meiner Reisen wundervolle Fahrt:
    Wobei von weiten Höhlen, wüsten Steppen,
    Steinbrüchen, Felsen, himmelhohen Bergen
    Zu melden war im Fortgang der Geschichte;
    Von Kannibalen, die einander schlachten,
    Anthropophagen, Völkern, deren Kopf
    Wächst unter ihrer Schulter: das zu hören
    War Desdemona eifrig stets geneigt.
    Oft aber rief ein Hausgeschäft sie ab;
    Und immer, wenn sie eilig dies vollbracht,
    Gleich kam sie wieder, und mit durst’gem Ohr
    Verschlang sie meine Rede. Dies bemerkend,
    Ersah ich

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