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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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würdig.
    Cassio
. Sie ist eine unvergleichliche Frau.
    Jago
. Und dafür steh’ ich, sie hat Feuer.
    Cassio
. Gewiß, sie ist ein blühendes, süßes Geschöpf.
    Jago
. Welch ein Auge! Mir scheint es wie ein Aufruf zur Verführung.
    Cassio
. Ein einladendes Auge; und doch, wie mir scheint, ein höchst sittsames.
    Jago
. Und wenn sie spricht, ist’s nicht eine Herausforderung zur Liebe?
    Cassio
. Sie ist in der Tat die Vollkommenheit selbst.
    Jago
. Nun, Heil ihrem Bette! Komm, Leutnant, ich habe ein Stübchen Wein, und hier draußen sind ein paar muntre Jungen aus Cypern, die gern eine Flasche auf die Gesundheit des schwarzen Othello ausstechen möchten.
    Cassio
. Nicht heut abend, lieber Jago; ich habe einen sehr schwachen, unglücklichen Kopf zum Trinken. Mir wär’s lieb, wenn die Höflichkeit eine andre Sitte der Unterhaltung erfände.
    Jago
. Oh, es sind gute Freunde; nur einen Becher: ich will für dich trinken.
    Cassio
. Ich habe heut abend nur einen Becher getrunken, der noch dazu stark mit Wasser gemischt war, und sieh nur, wie es mich verändert hat: Ich habe leider diese Schwachheit, und darf meinen Kräften nicht mehr zumuten.
    Jago
. Ei, Lieber, es ist ja Fastnacht heut. Die jungen Leute wünschen es.
    Cassio
. Wo sind sie?
    Jago
. Hier vor der Tür; ich bitte dich, rufe sie herein!
    Cassio
. Ich will’s tun, aber es geschieht ungern. Geht ab.
    Jago
.
    Wenn ich ihm nur ein Glas aufdrängen kann,
    Zu dem, was er an diesem Abend trank,
    Wird er so voller Zank und Ärger sein
    Als einer Dame Schoßhund. – Rodrigo nun, mein Gimpel,
    Den Liebe wie ’nen Handschuh umgewendet,
    Hat Desdemonen manchen tiefen Humpen
    Heut jubelnd schon geleert, und muß zur Wache.
    Drei jungen Cyprern, hochgesinnt und rasch,
    Im Punkt der Ehre keck und leicht gereizt,
    Dem wahren Ausbund hier der mut’gen Jugend,
    Hab’ ich mit vollen Flaschen zugesetzt;
    Die wachen auch. – Nun, in der trunknen Schar
    Reiz’ ich Herrn Cassio wohl zu solcher Tat,
    Die alles hier empört. – Doch still, sie kommen. –
    Hat nur Erfolg, was jetzt mein Kopf ersinnt,
    Dann fährt mein Schiff mit vollem Strom und Wind.
    Es kommen Cassio, Montano und mehrere Edelleute.
    Cassio
. Auf Ehre, haben sie mir nicht schon einen Hieb beigebracht.
    Montano
. Ei, der wäre klein! Kaum eine Flasche, so wahr ich ein Soldat bin!
    Jago
. Wein her!
    Singt.
    Stoßt an mit dem Gläselein, klingt! klingt! –
    Stoßt an mit dem Gläselein, klingt!
    Der Soldat ist ein Mann,
    Das Leben ein’ Spann’,
    Drum lustig, Soldaten, und trinkt!
    Wein her, Burschen! –
    Cassio
. Auf Ehre, ein allerliebstes Lied.
    Jago
. Ich hab’s in England gelernt, wo sie, das muß man sagen, sich gewaltig auf das Bechern verstehn. Euer Däne, euer Deutscher, euer dickbäuchiger Holländer, – zu trinken, he! – sind alle nichts gegen den Engländer.
    Cassio
. Ist denn der Engländer so sehr ausbündig im Trinken?
    Jago
. Ei wohl! den Dänen trinkt er euch mit Gemächlichkeit untern Tisch; es wird ihn wenig angreifen, den Deutschen kapott zu machen; und den Holländer zwingt er zur Übergabe, eh’ der nächste Humpen gefüllt werden kann.
    Cassio
. Auf unsers Gouverneurs Gesundheit!
    Montano
. Die trink’ ich mit, Leutnant, und ich will Euch Bescheid tun.
    Jago
. O das liebe England! –
    Singt.
    König Stephan war ein wackrer Held,
    Eine Krone kostet ihm sein Rock:
    Das fand er um sechs Grot geprellt,
    Und schalt den Schneider einen Bock.
    Und war ein Fürst von großer Macht,
    Und du bist solch geringer Mann:
    Stolz hat manch Haus zu Fall gebracht,
    Drum zieh’ den alten Kittel an!
    Wein her, sag’ ich! –
    Cassio
. Ei, das Lied ist noch viel herrlicher als das erste.
    Jago
. Wollt Ihr’s nochmals hören?
    Cassio
. Nein, denn ich glaube, der ist seiner Stelle unwürdig, der so was tut. – Wie gesagt, – der Himmel ist über uns allen; – und es sind Seelen, die müssen selig werden, – und andre, die müssen nicht selig werden.
    Jago
. Sehr wahr, lieber Leutnant.
    Cassio
. Ich meines Teils – ohne dem General oder sonst einer hohen Person vorzugreifen – ich hoffe, selig zu werden.
    Jago
. Und ich auch, Leutnant.
    Cassio
. Aber, mit Eurer Erlaubnis, nicht vor mir – der Leutnant muß vor dem Fähndrich selig werden. Nun genug hievon; wir wollen auf unsre Posten. – Vergib uns unsre Sünden! – Meine Herrn, wir wollen nach unserm Dienst sehn. – Ihr müßt nicht glauben, meine Herrn, daß ich betrunken sei: – dies ist mein Fähndrich, – dies ist meine rechte

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