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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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schwebt, sein Freund; und schickt mich aus,
    Weil sein Entwurf sonst stirbt, die hier zu retten.
    Er singt in Gonzalos Ohr.
    Weil Ihr schnarchet, nimmt zur Tat
    Offnen Auges der Verrat
    Die Zeit in acht.
    Ist Euch Leben lieb und Blut:
    Rüttelt Euch, seid auf der Hut!
    Erwacht! Erwacht!
    Antonio
.
    So laßt uns beide schnell sein!
    Gonzalo
.
    Ihr guten Engel, steht dem König bei!
    Sie erwachen sämtlich.
    Alonso
.
    Wie? Was? He! wach? Wozu mit bloßem Degen?
    Warum die stieren Blicke?
    Gonzalo
.
    Nun, was gibt’s?
    Sebastian
.
    Da wir hier standen, Eure Ruh’ bewachend,
    Jetzt eben brach ein hohles Brüllen aus,
    Als wie von Bullen oder Löwen gar.
    Weckt’ es Euch nicht? Es traf mein Ohr entsetzlich.
    Alonso
.
    Ich hörte nichts.
    Antonio
.
    Oh, ein Getös’, um Ungeheu’r zu schrecken,
    Erdbeben zu erregen! Das Gebrüll
    Von ganzen Herden Löwen!
    Alonso
.
    Hörtet Ihr’s, Gonzalo?
    Gonzalo
.
    Auf meine Ehre, Herr, ich hört’ ein Summen,
    Und zwar ein sonderbares, das mich weckte;
    Ich schüttelt’ Euch und rief: als ich die Augen auftat,
    Sah ich die Degen bloß. Ein Lärm war da,
    Das ist gewiß: wir sollten auf der Hut sein
    Und diesen Platz verlassen. Zieht die Degen!
    Alonso
.
    Gehn wir von hier, und laßt uns weiter suchen
    Nach meinem armen Sohn!
    Gonzalo
.
    Behüt ihn Gott
    Vor diesen wilden Tieren! denn er ist
    Gewißlich auf der Insel.
    Alonso
.
    Laßt uns gehn!
    Ariel
für sich.
    Ich will, was ich getan, dem Meister offenbaren.
    Geh, König, such’ den Sohn, nun sicher vor Gefahren!
    Alle ab.
    ¶

Zweite Szene
    Eine andre Gegend der Insel.
    Caliban kommt mit einer Tracht Holz. Man hört in der Entfernung donnern.
    Caliban
.
    Daß aller Giftqualm, den die Sonn’ aufsaugt
    Aus Sumpf, Moor, Pfuhl, auf Prosper fall’ und mach’ ihn
    Siech durch und durch! Mich hören seine Geister.
    Und muß doch fluchen. Zwar sie kneifen nicht,
    Erschrecken mich als Igel, stecken mich
    In Kot, noch führen sie wie Bränd’ im Dunkeln
    Mich irre, wenn er’s nicht geheißen; aber
    Für jeden Bettel hetzt er sie auf mich;
    Wie Affen bald, die Mäuler ziehn und plärren
    Und dann mich beißen; bald wie Stachelschweine,
    Die, wo ich barfuß geh’, sich wälzen und
    Die Borsten sträuben, wenn mein Fuß auftritt;
    Manchmal bin ich von Nattern ganz umwunden,
    Die mit gespaltnen Zungen toll mich zischen.
    Trinculo kommt.
    Seht! jetzt! Hu, hu! Da kommt ein Geist von ihm,
    Um mich zu plagen, weil ich’s Holz nicht bringe;
    Platt fall’ ich hin, so merkt er wohl mich nicht.
    Trinculo
. Hier ist weder Busch noch Strauch, einen nur ein bißchen vor dem Wetter zu schützen, und schon munkelt ein neues Ungewitter. Ich hör’s im Winde pfeifen: die schwarze Wolke da, die große, sieht wie ein alter Schlauch aus, der sein Getränk verschütten will. Wenn es wieder so donnert wie vorher, so weiß ich nicht, wo ich unterducken soll; die Wolke da muß schlechterdings mit Mulden gießen. – Was gibt’s hier? Ein Mensch oder ein Fisch? Tot oder lebendig? Ein Fisch: er riecht wie ein Fisch; ’s ist ein recht ranziger und fischichter Geruch; so ’ne Art Laberdan, nicht von dem frischesten. Ein seltsamer Fisch! Wenn ich nun in England wäre, wie ich einmal gewesen bin, und hätte den Fisch nur gemalt, jeder Pfingstnarr gäbe mir dort ein Stück Silber. Da wäre ich mit dem Ungeheuer ein gemachter Mann; jedes fremde Tier macht dort seinen Mann; wenn sie keinen Deut geben wollen, einem lahmen Bettler zu helfen, so wenden sie zehn dran, einen toten Indianer zu sehn. – Beine wie ein Mensch! Seine Floßfedern wie Arme! Warm, mein’ Seel’! Ich lasse jetzt meine Meinung fahren und behaupte sie nicht länger: es ist kein Fisch, sondern einer von der Insel, den ein Donnerkeil eben erschlagen hat. Donner. O weh! das Ungewitter ist wieder heraufgekommen: das beste ist, ich krieche unter seinen Mantel, es gibt hier herum kein andres Obdach. Die Not bringt einen zu seltsamen Schlafgesellen; ich will mich hier einwickeln, bis die Grundsuppe des Gewitters vorüber ist.
    Stephano kommt singend, eine Flasche in der Hand.
    Stephano
.
    Ich geh’ nicht mehr zur See, zur See,
    Hier sterb’ ich auf dem Land. –
    Das ist eine lausige Melodie, gut bei einer Beerdigung zu singen: aber hier ist mein Trost. Trinkt.
    Der Meister, der Bootsmann, der Konstabel und ich,
    Wir halten’s mit artigen Mädchen,
    Mit Lieschen und Gretchen und Hedewig;
    Doch keiner fragt was nach Käthchen.
    Denn sie macht ein beständig Gekeifel;
    Kommt ein Seemann, da

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