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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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bringen; und die Schuld
    Ist Euer.
    Alonso
.
    Auch das Schwerste des Verlustes.
    Gonzalo
.
    Mein Prinz Sebastian,
    Der Wahrheit, die Ihr sagt, fehlt etwas Milde
    Und die gelegne Zeit: Ihr reibt den Schaden,
    Statt Pflaster aufzulegen.
    Sebastian
.
    Gut gesagt!
    Antonio
.
    Und sehr feldscherermäßig.
    Gonzalo
.
    Es ist schlecht Wetter bei uns allen, Herr,
    Wenn Ihr betrübt seid.
    Sebastian
.
    Schlecht Wetter?
    Antonio
.
    Sehr schlecht.
    Gonzalo
.
    Hätt’ ich, mein Fürst, die Pflanzung dieser Insel –
    Antonio
.
    Er säte Nesseln drauf.
    Sebastian
.
    Oder Kletten, oder Malven.
    Gonzalo
.
    Und wäre König hier: was würd’ ich tun?
    Sebastian
.
    Dem Trunk entgehn, weil er keinen Wein hätte.
    Gonzalo
.
    Ich wirkte im gemeinen Wesen alles
    Durchs Gegenteil; denn keine Art von Handel
    Erlaubt’ ich, keinen Namen eines Amts;
    Gelahrtheit sollte man nicht kennen; Reichtum,
    Dienst, Armut gäb’s nicht; von Vertrag und Erbschaft,
    Verzäunung, Landmark, Feld- und Weinbau nichts;
    Auch kein Gebrauch von Korn, Wein, Öl, Metall,
    Kein Handwerk; alle Männer müßig, alle;
    Die Weiber auch, doch völlig rein und schuldlos;
    Kein Regiment –
    Sebastian
.
    Und doch wollte er König sein!
    Antonio
.
    Das Ende seines gemeinen Wesens vergißt den Anfang.
    Gonzalo
.
    In der gemeinsamen Natur sollt’ alles
    Frucht bringen ohne Müh’ und Schweiß; Verrat, Betrug,
    Schwert, Speer, Geschütz, Notwendigkeit der Waffen
    Gäb’s nicht bei mir; es schaffte die Natur
    Von freien Stücken alle Hüll’ und Fülle,
    Mein schuldlos Volk zu nähren.
    Sebastian
.
    Keine Heiraten zwischen seinen Untertanen?
    Antonio
. Nichts dergleichen, Freund: alle los und ledig, Huren und Taugenichtse.
    Gonzalo
.
    So ungemein wollt’ ich regieren, Herr,
    Daß es die goldne Zeit verdunkeln sollte.
    Sebastian
. Gott erhalte Seine Majestät!
    Antonio
. Lang’ lebe Gonzalo!
    Gonzalo
. Und, – Ihr versteht mich, Herr?
    Alonso
. Ich bitt’ dich, schweig’! Du sprichst von Nichts zu mir.
    Gonzalo
. Das glaube ich Eurer Hoheit gern; und ich tat es, um diesen Herrn Gelegenheit zu machen, die so reizbare, bewegliche Lungen haben, daß sie immer über nichts zu lachen pflegen.
    Antonio
. Wir lachten über Euch.
    Gonzalo
. Der ich in dieser Art von lustigen Possen gegen Euch nichts bin; Ihr mögt daher fortfahren und ferner über nichts lachen.
    Antonio
. Was ward da für ein Streich versetzt!
    Sebastian
. Ja, wenn er nicht flach gefallen wäre.
    Gonzalo
. Ihr seid Kavaliere von herzhaftem Gemüt: Ihr würdet den Mond aus seiner Sphäre heben, wenn er fünf Wochen darin bleiben wollte, ohne zu wechseln.
    Ariel kommt, unsichtbar, und spielt eine feierliche Melodie.
    Sebastian
. Ja, das würden wir, und dann mit ihm ein Klopfjagen bei Nacht anstellen.
    Antonio
. Lieber Herr, seid nicht ungehalten!
    Gonzalo
. Nein, verlaßt Euch drauf, ich werde meine Vernunft nicht so leichtsinnig dran wagen. Wollt Ihr mich in Schlaf lachen, denn ich bin sehr müde?
    Antonio
. Geht schlafen und hört uns zu!
    Alle schlafen ein, außer Alonso, Sebastian und Antonio.
    Alonso
.
    Wie? All’ im Schlaf? O schlössen meine Augen
    Mit sich auch die Gedanken zu! Ich fühle,
    Sie sind dazu geneigt.
    Sebastian
.
    Beliebt’s Euch, Herr,
    Versäumet nicht die müde Einladung.
    Sie naht dem Kummer selten: wann sie’s tut,
    So bringt sie Trost.
    Antonio
.
    Wir beide wollen Euch
    Behüten, gnäd’ger Herr, indes Ihr ruht,
    Und Wache halten.
    Alonso
.
    Dank Euch! Seltsam müde –
    Alonso schläft ein.
    Ariel ab.
    Sebastian
.
    Welch eine fremde Schläfrigkeit befällt sie?
    Antonio
.
    Es ist die Art des Himmelstrichs.
    Sebastian
.
    Warum
    Drückt sie denn unsre Augenlider nicht?
    Ich fühl’ in mir zum Schlafen keinen Trieb.
    Antonio
.
    Auch ich nicht, meine Sinne sind ganz munter.
    Sie fielen alle wie auf einen Wink,
    Sie sanken, wie vom Blitz gerührt. Was könnte –
    Würd’ger Sebastian? – Oh, was könnte? – Still! –
    Und doch ist mir, ich säh’ auf deiner Stirn,
    Was du verdienst; der Anlaß ruft, und meine
    Lebend’ge Einbildung sieht eine Krone
    Sich senken auf dein Haupt.
    Sebastian
.
    Wie? Bist du wach?
    Antonio
.
    Hörst du mich denn nicht reden?
    Sebastian
.
    Ja, und wahrlich,
    ’s ist eine Träumersprache, und du sprichst
    Aus deinem Schlaf. Was war es, das du sagtest?
    Dies ist ’ne wunderbare Ruh’, zu schlafen
    Mit offnen Augen, stehend, sprechend, gehend,
    Und doch so tief im Schlaf.
    Antonio
.
    Edler Sebastian,
    Du läßt dein Glück entschlafen,

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