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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Milde sein.
    Antonio
. Milde ist eine angenehme Dirne.
    Sebastian
. Ja, und sanft obendrein, wie er sehr gelahrt zu vernehmen gegeben.
    Adrian
. Die Luft haucht uns hier recht lieblich an.
    Sebastian
. Als hätte sie ’ne Lunge, und zwar ’ne verfaulte.
    Antonio
. Oder als wäre sie aus einem Sumpfe gewürzt.
    Gonzalo
. Hier ist alles zum Leben Dienliche vorhanden.
    Antonio
. Richtig, ausgenommen Lebensmittel.
    Sebastian
. Die gibt’s hier wenig oder gar nicht.
    Gonzalo
. Wie frisch und lustig das Gras aussieht! wie grün!
    Antonio
. Wirklich, der Boden ist fahl.
    Sebastian
. Mit einer kleinen Schattierung von Grün darin.
    Antonio
. Er trifft nicht weit vom Ziel.
    Sebastian
. Nein, er verfehlt das Rechte nur ganz und gar.
    Gonzalo
. Aber die Seltenheit dabei ist – was in der Tat beinah’ allen Glauben übersteigt –
    Sebastian
. Wie manche beteuerte Seltenheiten!
    Gonzalo
. Daß unsre Kleider, so durchweicht in der See wie sie waren, dennoch ihre Frische und ihren Glanz behalten haben; so daß sie eher neu gefärbt, als von Seewasser befleckt sind.
    Antonio
. Wenn nur eine von seinen Taschen sprechen könnte, würde sie ihn nicht Lügen strafen?
    Sebastian
. Ja, oder seine Aussage heuchlerischer Weise einstecken.
    Gonzalo
. Mir deucht, unsre Kleider sind jetzt so frisch, als da wir sie zuerst in Afrika, bei der Heirat der schönen Tochter des Königs, Claribella, mit dem König von Tunis, anlegten.
    Sebastian
. Es war eine schöne Heirat, und wir haben viel Segen bei unsrer Rückreise.
    Adrian
. Tunis war noch nie vorher mit solch einem Ausbunde von einer Königin beglückt.
    Gonzalo
. Seit den Zeiten der Witwe Dido nicht.
    Antonio
. Witwe? Hol’s der Henker! Was hat die Witwe hier zu tun? Witwe Dido?
    Sebastian
. Wie, wenn er auch Witwer Äneas gesagt hätte? Lieber Himmel, wie Ihr gleich auffahrt!
    Adrian
. Witwe Dido, sagt Ihr ? Ihr gebt mir da was zu denken: sie war ja von Karthago, nicht von Tunis.
    Gonzalo
. Dies Tunis, Herr, war Karthago.
    Adrian
. Karthago?
    Gonzalo
. Ich versichre Euch, Karthago.
    Antonio
. Sein Wort vermag mehr als die wundertätige Harfe.
    Sebastian
. Er hat die Mauer aufgebaut und Häuser dazu.
    Antonio
. Welch eine Unmöglichkeit wird er zunächst zustande bringen?
    Sebastian
. Ich denke, er trägt die Insel in der Tasche nach Haus und bringt sie seinem Sohn als einen Apfel mit.
    Antonio
. Und säet die Kerne davon in die See, um mehr Inseln zu ziehn.
    Gonzalo
. Wie?
    Antonio
. Nun, weiter nichts.
    Gonzalo
. Herr, wir sprachen davon, daß unsre Kleider jetzt noch so frisch aussehn, als da wir in Tunis bei der Vermählung Eurer Tochter waren, die nun Königin ist.
    Antonio
. Und zwar die herrlichste, die je dahin kam.
    Sebastian
. Mit Erlaubnis, bis auf Witwe Dido.
    Antonio
. Oh, Witwe Dido! Ja, Witwe Dido.
    Gonzalo
. Ist mein Wams nicht so frisch, Herr, als den ersten Tag, da ich es trug? Ich will sagen, auf gewisse Weise.
    Antonio
. Die Weise hat er zu rechter Zeit aufgefischt.
    Gonzalo
. Da ich es bei der Vermählung Eurer Tochter trug?
    Alonso
.
    Ihr stopft mir diese Wort’ ins Ohr, ganz wider
    Die Neigung meines Sinns. Hätt’ ich doch nie
    Die Tochter dort vermählt! Denn auf der Heimkehr
    Verlor ich meinen Sohn; in meinen Augen
    Auch sie, die so entfernt ist, daß ich nie
    Sie werde wieder sehn. O du, mein Erbe
    Von Napel und von Mailand, welcher Meerfisch
    Hat dich verschlungen?
    Francisco
.
    Herr, er lebt vielleicht.
    Ich sah ihn unter sich die Wellen schlagen,
    Auf ihrem Rücken reiten; er beschritt
    Das Wasser, dessen Anfall von sich schleudernd,
    Und bot die Brust der hochgeschwoll’nen Woge,
    Die ihm entgegen kam. Das kühne Haupt
    Hielt aus den streitbar’n Fluten er empor
    Und ruderte sich selbst mit wackern Armen
    In frischem Schlag ans Ufer, das zu ihm
    Sich über seinen unterhöhlten Grund
    Hinneigt’, als wollt’ es helfen: ohne Zweifel
    Kam er gesund ans Land.
    Alonso
.
    Nein, er ist hin.
    Sebastian
.
    Herr, dankt Euch selber nur für den Verlust:
    Ihr gönntet nicht Europa Eure Tochter,
    Verlort sie an den Afrikaner lieber,
    Wo sie verbannt doch lebt von Eurem Auge,
    Das diesen Gram zu netzen Ursach’ hat.
    Alonso
.
    O still doch!
    Sebastian
.
    Wir alle knieten und bestürmten Euch
    Vielfältig, und die holde Seele selbst
    Wog, zwischen Abscheu und Gehorsam, wo
    Die Schale sinken sollte. Euern Sohn
    Verloren wir für immer, wie ich fürchte.
    Mailand und Napel hat der Witwen mehr,
    Die dieser Handel machte, als wir Männer,
    Um sie zu trösten,

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