Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
sterben; taumelst,
    Indessen du doch wachst.
    Sebastian
.
    Du schnarchst verständlich;
    Dein Schnarchen hat Bedeutung.
    Antonio
.
    Ja, ich bin ernster, als ich pflege, Ihr
    Müßt’s auch sein, wenn Ihr mich begreift; und das
    Verdreifacht dich.
    Sebastian
.
    Wohl, ich bin steh’ndes Wasser.
    Antonio
.
    Ich will Euch fluten lehren.
    Sebastian
.
    Tut das doch:
    Denn ebben heißt mich angeerbte Trägheit.
    Antonio
.
    Oh, wüßtet Ihr, wie Ihr den Anschlag hegt,
    Da Ihr ihn höhnt, wie, da Ihr ihn entblößt,
    Ihr mehr ihn schmückt! Denn freilich, wer da ebbt,
    Muß häufig auf den Grund beinah’ geraten
    Durch eigne Furcht und Trägheit.
    Sebastian
.
    Fahre fort,
    Ich bitte dich: dein Blick und deine Wange
    Verkünden etwas; die Geburt, fürwahr,
    Macht große Wehen dir.
    Antonio
.
    So hört! Obschon
    Der an Erinn’rung schwache Herr da, dieser,
    Der auch nicht stärker im Gedächtnis sein wird,
    Wenn er beerdigt ist, den König hier
    Fast überredet hat – er ist ein Geist
    Der Überredung, gibt mit nichts sich ab
    Als überreden – , daß sein Sohn noch lebe:
    ’s ist so unmöglich, daß er nicht ertrank,
    Als daß der schwimme, der hier schläft.
    Sebastian
.
    Ich bin
    Ganz ohne Hoffnung, daß er nicht ertrank.
    Antonio
.
    Aus diesem ohne Hoffnung, oh, was geht Euch
    Für große Hoffnung auf! Hier ohne Hoffnung, ist
    Auf andre Art so hohe Hoffnung, daß
    Der Blick der Ehrsucht selbst nicht jenseits dringt
    Und, was er dort entdeckt, bezweifeln muß.
    Gebt Ihr mir zu, daß Ferdinand ertrunken?
    Sebastian
.
    Ja, er ist hin.
    Antonio
.
    So sagt mir, wer ist denn
    Der nächste Erbe Napels?
    Sebastian
.
    Claribella.
    Antonio
.
    Sie, Königin von Tunis? Die am Ende
    Der Welt wohnt? Die von Napel keine Zeitung
    Erhalten kann, wofern die Sonne nicht
    Als Bote liefe (denn zu langsam ist
    Der Mann im Mond), bis neugeborne Kinne
    Bebartet sind? Von der uns alle kommend
    Die See verschlang, doch ein’ge wieder auswarf;
    Und dadurch sie ersehn zu einer Handlung,
    Wovon, was jetzt geschah, ein Vorspiel ist,
    Doch uns das Künft’ge obliegt.
    Sebastian
.
    Was für Zeug ist dies?
    Was sagt Ihr? – Wahr ist’s, meines Bruders Tochter
    Ist Königin von Tunis, ebenfalls
    Von Napel Erbin, zwischen welchen Ländern
    Ein wenig Raum ist.
    Antonio
.
    Ja, ein Raum, wovon
    Ein jeder Fußbreit auszurufen scheint:
    »Wie soll die Claribella uns zurück
    Nach Napel messen?« – Bleibe sie in Tunis,
    Sebastian wach’! – Setzt, dies wär’ der Tod,
    Was jetzt sie überfallen: nun, sie wären
    Nicht schlimmer dran als jetzt. Es gibt der Leute,
    Die Napel wohl so gut, als der hier schläft,
    Regieren würden; Herrn, die schwatzen können,
    So weit ausholend und so unersprießlich
    Wie der Gonzalo hier; ich könnte selbst
    So elsterhaft wohl plaudern. Hättet Ihr
    Doch meinen Sinn! Was für ein Schlaf wär’ dies
    Für Eure Standserhöhung! Ihr versteht mich?
    Sebastian
.
    Mich dünket, ja.
    Antonio
.
    Und wie hegt Euer Beifall
    Eu’r eignes gutes Glück?
    Sebastian
.
    Es fällt mir bei,
    Ihr stürztet Euern Bruder Prospero.
    Antonio
.
    Wahr!
    Und seht, wie wohl mir meine Kleider sitzen,
    Weit saubrer wie zuvor. Des Bruders Diener,
    Die damals meine Kameraden waren,
    Sind meine Leute jetzt.
    Sebastian
.
    Doch Eu’r Gewissen?
    Antonio
.
    Ei, Herr, wo sitzt das? Wär’s der Frost im Fuß,
    Müßt’ ich in Socken gehn; allein ich fühle
    Die Gottheit nicht im Busen. Zehn Gewissen,
    Die zwischen mir und Mailand stehn, sie möchten
    Gefroren sein und auftaun, eh’ sie mir
    Beschwerlich fielen. Hier liegt Euer Bruder, –
    Nicht besser als die Erd’, auf der er liegt,
    Wär’ er, was jetzt er scheinet, nämlich tot,
    Den ich mit diesem will’gen Stahl, drei Zoll davon,
    Zu Bett auf immer legen kann; indes Ihr gleichfalls
    Die alte Ware da, den Meister Klug,
    In Ruh’stand setztet, der uns weiter nichts
    Vorrücken sollte. All die andern nehmen
    Eingebung an, wie Milch die Katze schleckt;
    Sie zählen uns zu jedem Werk die Stunde,
    Wozu wir sagen, es sei Zeit.
    Sebastian
.
    Mein Freund,
    Dein Fall zeigt mir den Weg: wie du zu Mailand,
    Komm’ ich zu Napel. Zieh dein Schwert! Ein Streich
    Löst vom Tribut dich, den du zahlst; und ich,
    Der König, will dir hold sein.
    Antonio
.
    Zieht mit mir,
    Und heb’ ich meine Hand, tut Ihr desgleichen,
    Und nieder auf Gonzalo!
    Sebastian
.
    Halt, noch ein Wort!
    Sie unterreden sich leise.
    Musik. Ariel kommt unsichtbar.
    Ariel
.
    Mein Herr sieht die Gefahr durch seine Kunst,
    Worin Ihr

Weitere Kostenlose Bücher